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Firma „marketing-displays“ in KölnWas hier in Pesch hergestellt wird, kennt jeder

Lesezeit 4 Minuten
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Michael Eichholz und  Frank Schippel 

Köln – Unscheinbar sieht der Sitz von marketing-displays aus. Im Pescher Gewerbegebiet zwischen Obi und Autohäusern angesiedelt, ahnt man von vorne nichts von den gut 10.000 Quadratmetern Produktionsfläche, die sich im hinteren Bereich verbergen. Und noch etwas weiß kaum jemand: Die Produkte, die hier hergestellt werden, kennt jeder. Und zwar wirklich jeder.

Angefangen hat alles mit einfachen Klapprahmen aus Aluminium. Klappleiste auf, Foto rein, Leiste zu – fertig. Der Durchbruch kam mit einer ganz ähnlichen Konstruktion, dem berühmten „Kundenstopper“: Ein Gestell, wiederum aus Alu, genauso einfach zu bedienen, in das man Tafeln und Plakate einclipsen und aufstellen kann, um Kunden auf Rabatte oder spezielle Angebote aufmerksam zu machen. Später kam der Textildruck dazu, den man in noch größere Rahmen packte und wieder mehr Reichweite hatte. Der erste Schritt in die Digitalisierung war noch ein ziemlich kleiner: Die Textildrucke wurden beleuchtet. Und dann nahm irgendwie alles seinen Lauf.

Alles kann zur Werbefläche werden

Heute gibt es so gut wie nichts, was die Pescher nicht in eine Werbefläche umwandeln können. Computergesteuerte Ifo-Stelen, Pulte, Aufsteller, ganze Wandsysteme – alles im Kölner Norden produziert. Mit eigener Software versehen, die sich aus der Cloud die Daten holt, die sie gerade für das jeweilige Produkt oder Unternehmen braucht. Ein kompletter „Full Service“ von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Wartung. Einzig die Bildschirme kommen aus China – „das macht sonst keiner mehr“, sagt Michael Eichholz, Head of Sales & Marketing. Am liebsten würden sie die auch noch selbst bauen.

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Digital oder analog: Platz für Werbung ist immer.

In der Kundenliste stehen große und ganz große Namen, bunt gemischt: Banken, Versicherungen, McDonald’s und Burger King, O2, Saturn, Abus, selbst Autokonzerne bis hin zu den Firmenpräsentationen im Baumarkt. Und trotzdem wirkt die Stimmung im Kölner Norden ganz entspannt. Senior Designer Frank Schippel legt einen lässigen Spagat zwischen der „Corporate Identity“ des Auftraggebers und den eigenen Ansprüchen an das Design hin, und auch in der Produktion wirkt irgendwie alles effektiv, aber unaufgeregt. Auch wenn es manchmal eng wird: „Wir hatten schon den Fall, dass von der Idee bis zur Produktlinie in drei Wochen alles fertig sein sollte. Da waren wir dann schon Freitag spätabends noch dran – aber am Montagmorgen stand alles bereit“, erzählt Eichholz und mus selbst ein wenig lächeln.

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Wenn gerade mal nicht geworben wird, entwerfen Michael Eichholz und  Frank Schippel Trennelemente für den Corona-Schutz.

Soweit lief alles gut, die Firma hat sich vor allem mit ihren Individual-Lösungen einen klingenden Namen verschafft und trieb auch die eigenen Entwicklungen immer weiter voran. Dann kam – wie bei so vielen Firmen – Corona. Jede Menge Ideen in der Pipeline, aber die Kunden wurden vorsichtig. Zeit für Neues. Die Alu-Rahmen waren ja schon da, also warum nicht statt einer Werbetafel eine durchsichtige PVC-Folie einspannen? Ergibt einen prima Trennschutz, etwa für die schwer gebeutelte Gastronomie.

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Auch wenn Designer Schippel natürlich noch mal ranmusste, das Design auf die neuen Erfordernisse umstellte. Daraus entwickelte sich dann ein ganz neues Geschäftsfeld, auch wenn sie hier nicht allein auf weiter Flur standen. Büro-Trennscheiben, Gastro-Ideen, Arbeitsplatz-Abschirmungen, alles bei Bedarf mit Gravur – plötzlich boomte es wieder. „Wir hatten Zeiten, in denen wir alles mögliche hätten produzieren können. Aber es gab schlicht kein Rohmaterial mehr. Du rufst einen Händler an, der nennt dir einen Preis für Acrylglas – und eine Minute später ist die ganze Marge weg“, erzählt Eichholz. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch die Preise explodiert sind – aber das Problem hatten die Mitbewerber auch.

Suche nach längerfristigen Lösungen

Es ist nach wie vor nicht das Kerngeschäft. Und wird es auch nicht werden, die Konzentration liegt auch weiterhin ganz klar bei den Werbe- und Infoträgern. „Aber es hilft“, gibt Eichholz unumwunden zu. Und auch wenn der Markt vielerorts mittlerweile gesättigt ist bezüglich des Corona-Schutzes, ein Ende des Geschäftsfeldes sieht er noch lange nicht. „Die ersten, noch improvisierten Konstruktionen gehen langsam aber sicher kaputt. Wir werden weiter mit Corona leben müssen, und dann wird man längerfristige Lösungen brauchen.“

Und so macht man sich daran, das eine Geschäftsfeld mit dem anderen zu verbinden. Neue Halter für Desinfektionsmittel etwa. Massiv, schwer, so dass sich die Oberflächen nicht nach ein paar Wochen allmählich wieder auflösen. Und natürlich mit Platz für Werbung. Dem Kerngeschäft.