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Friseurmeister Albin KöhlerEin Leben lang gut abgeschnitten

Lesezeit 3 Minuten

Der Meister in seinem  Salon: Albin Köhler hat  das Friseurgeschäft an der Merkensstraße mit jeder Menge Fotos und Artikeln ausstaffiert.

Köln – Als er das erste Mal zu Schere und Kamm griff, lag Köln in Trümmern und ein Haarschnitt wurde mit einer Zigarette bezahlt. Kurz nach dem Krieg begann Albin Köhler seine Friseurausbildung am Ehrenfeldgürtel. Über fünf Jahrzehnte ist Kölns ältester Figaro später in seinem Salon tätig gewesen. Morgen feiert er seinen 81. Geburtstag, und nächste Woche übergibt er das Geschäft an der Merkensstraße – an seine Schwiegertochter Pia.

Nicht nur Lesern der Rundschau ist das Original aus dem Veedel bestens bekannt. Der fußballverrückte Figaro debattiert einmal im Monat im benachbarten „Moselstübchen“ für die Rubrik „Bocksprünge“ das Geschehen rund um den 1. FC Köln. Der Friseursalon nahe der Landmannstraße ist liebevoll ausdekoriert mit Fotos und Zeitungsausschnitten aus den vergangenen Jahrzehnten. „Zuhören und offen sein, Humor haben“, sagt er, das seien eben Schlüsselqualifikationen. Neben Waschen, Schneiden, Legen natürlich.

Der Coiffeur mit Leib und Seele hat den Neuehrenfelder Kosmos nie verlassen müssen, um sein Glück zu finden. Genauer gesagt musste er nur einmal über die Straße gehen – Gisela lernte im Salon gegenüber das Friseurhandwerk. Sie heirateten in den 50ern und waren an den besten Adressen der Stadt tätig, die Verlobte im Hotel Excelsior und der frisch gebackene Meister im Parfümeriebetrieb Sterck am Rudolfplatz. Im nahen Varieté Kaiserhof am Kaiser-Wilhelm-Ring gastierten Josephine Baker und Marika Rökk – und Albin Köhler, half, wo er nur konnte. „Jopie“ Heesters hat er mal die Haare gerichtet. „Das war aufregend für mich damals.“ Und sogar die junge Romy Schneider hat er zurechtgemacht. „Sie war ganz jung und unglaublich schüchtern.“

Gerne denkt Köhler an die Goldenen 50er zurück. Die Kundinnen wurden mit „Sehr verehrte gnädige Frau“ zum Besuch gebeten, Tönen und Strähnchen lagen noch in weiter Ferne. „Bei uns galt immer: Der Schnitt ist die Frisur.“ Als Pressewart der Innung bewarb er engagiert die Leistungen des Handwerks – und als gewiefter Geschäftsmann seine eigenen Künste. Vor allem natürlich den „Doppelpass“, ein komplexes Konstrukt der Haarschneidekunst, das er zur WM 1982 entwickelte. „Von links nach rechts, und wieder zurück“, so lautet vereinfacht gesagt das Schnittmuster. Alles Weitere ist Kopfsache, ebenso wie beim Lady-Di-Schnitt , den er passend zur Hochzeit im britischen Königshaus unzähligen Kölnerinnen verpasste.

„Damenfriseur, das war immer etwas Besseres“, erinnert sich Köhler. Die Herren der Schöpfung mussten lange Zeit draußen bleiben, wenn Albin Köhler von seinen Besuchen in Paris neue Trends nach Hause brachte. Etwa den „Minipli“, die kleine Welle. Eine Schöpfung, über die es heute keine zwei Meinungen mehr gibt.

Zur Bekanntheit rund um den Lenauplatz trugen sicher die Gründung des Fußballteams „Inter Ehrenfeld“ („Ich habe immer die Gasse gesucht“) und die langen Jahre als Literat der „Löstigen Figaros“ bei. In das Geschäft ist Sohn Marco vor zehn Jahren mit eingestiegen, zudem ist er als Trainer und Dozent unter anderem an Meisterschulen tätig. Seitdem heißt der Salon beziehungsreich „Hauptsache Köhler“. Wenn in der kommenden Woche der Abschied gefeiert ist, wird Marcos Frau Pia das Geschäft übernehmen. Auch sie hat schon einige Jahre in der Branche gearbeitet und plant die Neueröffnung für den 1. Dezember. Albin Köhler wird dann bestenfalls beratend tätig sein und gelegentlich zum Schwätzchen vorbeikommen. So wie diese Woche, als er einer Kundin zum Abschied freundlich zurief: „Sieht wieder toll aus. Schön schütteln.“