Führerschein-PrüfungFast 40 Prozent der Kölner fallen durch

Schalten, blinken, abbiegen, und das alles auf einmal: Für Anfänger sind die ersten Fahrstunden oft eine Herausforderung.
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Köln – „Das Klischee, Männer können besser einparken als Frauen, stimmt so nicht mehr“, legt sich Fahrlehrer Michael Peters fest. Das Niveau sei mittlerweile gleich bescheiden, sagt er achselzuckend. Die Aussage des langjährigen Kölner Fahrlehrers und Inhabers von „ming Fahrschull“ passt zu den Zahlen des TÜV Rheinland, der in Köln die Fahrprüfungen durchführt. Besonders düster sieht es bei den Führerschein-Theorieprüfungen aus. 2018 fielen 40,4 Prozent durch. Bei der praktischen Fahrprüfung liegt die Durchfallquote im letzten Jahr bei 36,5 Prozent der Führerscheinanwärter. Zum Vergleich: Im größtenteils ländlich geprägten Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises lag der Wert 2018 bei rund 22 Prozent.
„Motivation hat nachgelassen“
„Die Motivation, unbedingt einen Führerschein haben zu wollen, hat bei den jungen Leuten deutlich nachgelassen“, benennt Peters einen Grund für die hohen Durchfallquoten. Früher seien Fahrschüler besser vorbereitet gewesen und mit einer anderen Einstellung an die Sache herangegangen. „Bei den Fahrstunden brauchen die Anwärter einfach länger, bis sie kapieren, was beim Fahren verlangt wird.“ Allein die motorischen und koordinativen Anforderungen beim Schalten oder Abbiegen würden viele überfordern.
Jörg Meyer zu Altenschildesche vom TÜV Rheinland gibt zu bedenken, dass sich die Ansprüche im Kölner Verkehr in den vergangenen Jahren auch drastisch erhöht haben. „Allein der Anstieg der Fahrzeuge auf den Kölner Straßen bedeutet automatisch mehr Stress für die Fahranfänger bei den Übungsfahrten und in den Prüfungen.“ Ein weiterer Grund sei die nachlassende aktive Teilnahme am Verkehr bei jungen Leuten, so Meyer weiter. Als Beispiel nennt er das Phänomen „Elterntaxi“. Kinder würden weniger gefordert werden, sich frühzeitig zu Fuß oder auf dem Rad im Verkehr zu bewegen.
Trotz Defizite zur Prüfung
Fahrlehrer Peters sieht beim Thema Stress noch ein anderes Problem: „Die jungen Leute haben heute auch weniger Zeit. Der Nachmittagsunterricht führt wahrscheinlich dazu, dass viele sich nicht auch abends noch hinsetzen, um Verkehrstheorie zu lernen.“ Allein die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren habe spürbar zu einem Rückgang der Anmeldezahlen geführt. Dennoch geht Peters nicht davon ab, dass sich vor allem an der Einstellung bei den Fahrschülern etwas nachteilig verändert hat: „Die Selbstwahrnehmung meiner Schüler weicht des Öfteren von meiner Einschätzung deutlich ab. Kein Einsehen und Ausreden höre ich nur allzu oft.“
Trotz der Hinweise auf Defizite würde eine Reihe von Führerscheinanwärtern die Prüfung versuchen und dann eben auch oft krachend scheitern. Das bestätigt auch TÜV-Sprecher Jörg Meyer: „Die Einstellung, es einfach mal zu versuchen, ohne vorher ausreichend zu lernen, ist mittlerweile ausgeprägt.“
Lieber ein Handy als den „Lappen“
Das ist umso unverständlicher, da ein Durchfallen die nicht unerheblichen Kosten weiter erhöht (siehe Kasten). Mit einer Prüfungswiederholung nach einer zeitlichen Sperrfrist von mindestens zwei Wochen müssen dann für einen „Lappen“ schnell mal rund 2000 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Die durchaus stattlichen Kosten für einen Führerschein der Klasse B sind laut Peters einer der Hauptgründe für die rückläufigen Anmeldezahlen in Köln. „Wenn die Wahl zwischen Handy und Führerschein ansteht, hat das neue Handy oft die Nase vorn.“ In einer Großstadt wie Köln brauche man ja den „Lappen“ auch nicht unbedingt. Öffentliche Verkehrsmittel fahren fast rund um die Uhr. Dazu kommt die aktuelle Verkehrssituation im Stadtgebiet. „Wenn man ständig nur im Stau steht, macht Autofahren eben auch keinen Spaß mehr.“
Trend grundsätzlich rückläufig
Der Rückgang der Führerscheinanwärter hat laut Peters auch Auswirkungen auf die Fahrschulen. Vor allem die kleinen Betrieben „sterben“, weil sie die Rückgänge bei den Anmeldungen oft nicht mehr kompensieren könnten. Größere Fahrschulen wie „ming Fahrschull“ mit mehreren Fahrlehrern würden davon profitieren, so dass sich die rückläufigen Zahlen nicht so gravierend bemerkbar machen. Der Trend sei aber grundsätzlich rückläufig.
Bleibt die Frage, was passieren wird, wenn Autos irgendwann selbstständig durch Köln fahren werden. Die Fahrtüchtigkeit der Insassen ist dann möglicherweise gar nicht mehr gefragt. Peters schmunzelt: „Bis dahin bin ich längst im Ruhestand.“
Was ein Führerschein kostet
Der Grundbetrag für die Fahrschule (inklusive Theorie) beträgt 170 Euro. Durchschnittlich benötigt ein Fahrschüler fünf Doppel-Fahrstunden (zweimal 45 Min), die bei "Ming Fahrschull" 42,75 Euro pro Stunde kosten. Hinzu kommen 12 Pflicht-Sonderfahrstunden (fünf auf der Landstraße, vier auf der Autobahn und drei Nachtfahrten) (á 45 Min). Kostenpunkt: 49 Euro pro Stunde.
Für die Vorstellung zur Prüfung unter Beteiligung der Fahrschule sind 150 Euro Prüfungsgebühren zu entrichten. 22,50 Euro kostet die theoretische Prüfung, 92 Euro der praktische Test. Für die Beantragung des Führerscheins sind rund 50 Euro fällig, hinzu kommen etwa 30 Euro für den Erste-Hilfe-Kurs, das Passfoto und den Sehtest. Die Durchschnittskosten liegen damit bei 1530 Euro.
Wer durchfällt, muss beim zweiten Anlauf erneut die Gebühren für Vorstellung und Prüfung bezahlen, hinzu kommen die Kosten für weitere Fahrstunden.
www.ming-fahrschull.de (dhi)