„Für Nervosität keine Zeit“Wie Abiturienten sich auf das „Corona-Abi“ vorbereiten

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Abitur Schild dpa

Ein Schild mit der Aufschrift "Abitur Bitte Ruhe!" hängt im Gang eines Gymnasiums. (Symbolbild)

Köln – Die Spannung steigt, der Druck wächst: Das Abi ’21 naht. Ende April starten die Abiturprüfungen nach einem Corona-Schuljahr unter schwierigen Bedingungen, mit Distanz- und Wechselunterricht, Masken und Abstand. Auf der Zielgeraden sorgen Debatten über den GEW-Vorschlag, auf die Prüfungen zu verzichten, für zusätzliche Verunsicherung.

Lasse Schäfer (17), Abiturient am Humboldt-Gymnasium, und Johanna Bodemer (17) vom Rhein-Gymnasium erzählen von Sorgen und Wünschen. Auf seine Prüfungsfächer Deutsch und Geschichte, Philosophie und Mathe bereitet sich Lasse intensiv vor. „Für Nervosität hab ich im Moment keine Zeit. In den Ferien ist gerade viel Lernen angesagt. Ich hab mir den Wecker gestellt und lerne in Zwei-Stunden-Intervallen ab sieben Uhr bis abends“ , so das Vorstandsmitglied der BezirksschülerInnenvertretung.

Neun Präsenztage vor dem Abitur

Ab nächste Woche sollen alle Abiturienten für noch einmal neun Präsenztage in die Schulen kommen. „Das ist lieb gemeint, aber im Endeffekt sind wir ja in einigen Fächern noch gar nicht in der Wiederholungsphase, da kommt noch neuer Stoff dazu. Dann folgt sofort das Abi – unsere unterrichtsfreie Zeit vorher fällt weg“, kritisiert er. Sinnvoller wäre es, die Prüfungen nach hinten zu verschieben, um Zeit für die Vorbereitungen zu gewinnen. „Schließlich ist viel Stoff nicht nur in diesem Schuljahr, sondern schon in der Q1 im ersten Lockdown mit Wechsel- und Distanzunterricht verloren gegangen. Je nach Lehrer und Schule wurde das unterschiedlich gut umgesetzt, und die einen lernen besser individuell, die anderen in der Gruppe.“

Kaum Vereinfachungen wegen Corona

Die Lehrkräfte bekommen nun vier Abithemen zur Auswahl, von denen sie eines weglassen können. „Das ist die einzige Vereinfachung“, so Lasse, „sie hätten sich ruhig trauen können, die Anforderungen an die Klausuren runterzuschrauben oder Prüfungen zu verlegen.“ Er schreibt seine erste Klausur am 27. April. „Es bleibt bis dahin keine Zeit, die letzten Tage der Schulzeit zu genießen. Mit dem Absetzen des Kulis am letzten Punkt der Klausuren wird der Raum Schule auf einmal weg sein“, sagt er. „Vor dem Moment habe ich ein bisschen Respekt, aber ich freue mich dann auf den Beginn von etwas Neuem.“ Was er nach dem Abi macht, lässt er wie viele andere notgedrungen auf sich zu kommen. Eine Radtour durch Deutschland machen? Vielleicht Jura studieren? Noch nicht entschieden. Er hat sich „grad voll aufs Abi fokussiert“. Genau wie Johanna Bodemer (17) vom Rhein-Gymnasium. Sie findet gut, dass es nach den Osterferien noch einmal Gelegenheit gibt, persönlich mit den Lehrern zu sprechen. Sie hatte sich mit den Absolventen mehrerer Kölner Gesamtschulen und Gymnasien stark für die Forderung gemacht, dass dieses Jahr die Schulen selbst die Abithemen stellen können, angepasst an die im Lockdown tatsächlich behandelten Themen. Aber es kommt anders.

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„Die stressige Vorbereitungszeit wird noch verstärkt dadurch, dass teilweise Themen noch nicht komplett behandelt wurden“, findet die 17-Jährige, die nach dem Abi gern Regie und Film studieren möchte. „Hinzu kommt der psychische Druck und Probleme, damit zurechtzukommen, dass man sich im Moment nicht groß mit Leuten treffen und sich mal ablenken kann vom Lernen. Man muss alleine damit klarkommen.“ Bei ihr stehen Bio und Deutsch LK, Sowi und Englisch auf dem Abi-Plan. Der Online-Unterricht habe die Ungleichheit gesteigert: „Ich bin ganz gut klargekommen, aber andere haben schlechtere technische Voraussetzungen.“ Die Debatte über eine Streichung der Prüfungen macht sie nervös: „Irgendwie weiß man nie genau, was auf einen zukommt. Die Entscheidungen fallen oft so kurzfristig.“ Sie bedauert, „dass Auswirkungen der Pandemie auf die mentale Gesundheit von Schülern nicht so ernst genommen werden.“

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