Gefälschte KrankschreibungenKölner Arzt soll bei Krankenkassen-Betrug geholfen haben

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Köln – Es geht um Scheinfirmen, erfundene Angestellte und massenhaft gefälschte Atteste – der Betrugskomplott, der sich hinter der 158-seitigen Anklage der Kölner Staatsanwaltschaft verbirgt, offenbart eine hohe kriminelle Energie. Ein Kölner Arzt soll mit zwei Komplizen Krankenkassen über einen Zeitraum von rund sechs Jahren um über 800 000 Euro betrogen haben. Mehr als 750 Taten listet die Anklagebehörde auf. Der Mammutprozess vor der Wirtschaftskammer des Landgerichtes soll im September 2015 beginnen.
Die mehr als 20 fiktiven Firmen trugen Allerweltsnamen wie „Schmidt Bau“, „Schulz Innenausbau“ oder „Peter Fischer Bau“. Damit die Krankenkassen bei der Vorlage der gefälschten Krankschreibungen keinen Verdacht schöpften, hatten sich die Angeklagten in vielen Fällen eigene Firmenstempel zugelegt. Die Sachbearbeiter der betroffenen Krankenkassen seien deswegen in allen Fällen vom Vorliegen der Leistungsvoraussetzungen, etwa für eine Fortzahlung der Löhne im Krankheitsfall, ausgegangen, heißt es in der Schrift der Behörde.
Für ihre Machenschaften gewannen die zwei Angeklagten einen Kölner Hausarzt, den die Männer seit Jahren kannten – man war befreundet. Die weitere Vorgehensweise, um an das Geld der Krankenkasse zu kommen, wurde von der Polizei und der Staatsanwaltschaft genau dokumentiert: So sollen die Bescheinigungen auf Zuruf ausgefüllt worden sein, mit jeweils frei erfundenen Diagnosen und ohne eine Untersuchung.
Auch OP-Befunde gefälscht
Die Gesundheitskarten sollen dem Kölner Hausarzt überlassen worden sein, so dass dieser Behandlungen abrechnen konnte, die nie stattgefunden haben. Fast im Wochentakt habe sich einer der Angeklagten ein Attest aushändigen lassen. An die fiktiven Patienten sollen die Krankenkassen reihenweise Krankengeld gezahlt haben. Der Mediziner wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe am 28. Oktober 2014 vorläufig festgenommen und einen Tag später in Untersuchungshaft geschickt – bis zum 28. November 2014.
Die beiden mutmaßlichen Komplizen sitzen noch immer in Untersuchungshaft – sie wurden ebenfalls am 28. Oktober festgenommen. Kürzlich stattgefundene Haftprüfungstermine fielen negativ aus, die Männer kamen nicht auf freien Fuß. Weiter fanden die Beamten der Ermittlungsgruppe „Gelber Schein“ heraus, dass der Mediziner durch die Ausstellungen der Bescheinigungen kostenlose Fahrzeugreparaturen oder andere Gefälligkeiten von den beiden Tatverdächtigen erledigt bekam.
Doch damit nicht genug: Ein Angeklagter machte sich eine Magenerkrankung für seine Machenschaften zunutze. Bei einer Operation wurde ihm der Magen verkleinert – die dafür erstellten Berichte der Ärzte soll der Angeklagte umgeschrieben und vervielfältigt haben. Mit Namen von fiktiven Personen legte der Mann die Berichte auch anderen Ärzten vor, die sodann auch mehrere Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen erstellten. Diese Mediziner waren nach Erkenntnissen der Ermittler nicht in die Tatpläne eingeweiht und wussten nicht, dass sie gefälschte Papiere unterschrieben.
Auf die Spur kamen die Polizisten den Angeklagten unter anderem durch Telefonüberwachungen. Bei Razzien stellten die Fahnder umfangreiche Kreditkartenabrechnungen und Kontenlisten sicher. Durch die Taten haben sich die Männer laut Staatsanwaltschaft ihren Lebensunterhalt finanziert.
Im Dezember 2008 sollen die Angeklagten damit begonnen haben erste Scheinfirmen zu gründen. Zunächst diente ihnen dafür eine Adresse in Göttingen, später kamen zahlreiche erfundene Firmen in Köln und Bonn hinzu. Um das Geld der Krankenkasse abzukassieren, wurden von den Tatverdächtigen insgesamt acht Girokonten eröffnet.