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Krach um VorstandsnachfolgeAufsichtsratschefin der Häfen und Güterverkehr Köln wirft hin

Lesezeit 3 Minuten
Der Niehler Hafen in Köln mit der Zentrale der HGK (rechts).

Der Niehler Hafen in Köln mit der Zentrale der HGK (rechts).

Nach Differenzen um die Bestellung eines neuen Vorstandsvorsitzenden für die HGK Köln hat die Aufsichtsratsvorsitzende Susana dos Santos Herrmann das Handtuch geworfen.

Paukenschlag im Aufsichtsrat des Kölner Logistik-Konzerns Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK): Die AufsichtsratschefinSusana dos Santos Herrmann (57) ist in der Aufsichtsratssitzung am Montag überraschend als Vorsitzende zurückgetreten und hat auch ihr Aufsichtsratsmandat niedergelegt. Hintergrund war nach Rundschau-Informationen eine Personalentscheidung des Gremiums über die Nachfolge des HGK-Vorstandsvorsitzenden Uwe Wedig (65).

Nun soll Gerrit Krupp (47), SPD-Ratsmitglied und Vorsitzender des Finanzausschusses, künftig den HGK-Aufsichtsrat leiten. Der Kölner Stadtrat wird ihn heute auf Antrag der SPD in das Gremium berufen. 

Uwe Wedig führt die HGK seit 2018. Neben dem Vorsitzenden gehören dem dreiköpfigen HGK-Vorstand die Vorstandsmitglieder Jens-Albert Oppel (COO) und Susanne Pietsch (CFO) an. Wedigs Vertrag läuft am 30. September 2025 aus und kann nicht verlängert werden, denn zu diesem Datum erreicht er laut HGK „die maximale Altersgrenze für Geschäftsführer und Vorstände im Stadtwerke Köln Konzern, zu dem die HGK-Gruppe gehört“.

HGK-Aufsichtsratschefin legt Amt nach Personalstreit nieder

Nachfolger von Wedig soll nach Rundschau-Informationen der Chef der HGK-Binnenschiffsparte HGK Shipping, Steffen Bauer (45), werden.  Dem Vernehmen nach hatte sich eine vierköpfige Findungskommission mit drei zu eins klar für ihn ausgesprochen. Die Aufsichtsratsvorsitzende Susana dos Santos Herrmann favorisierte einen anderen Kandidaten, der ebenfalls bereits für das Unternehmen arbeitet, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

In der Aufsichtsratssitzung der HGK am Montag stimmten dem Vernehmen nach acht Mitglieder für Steffen Bauer. Es gab drei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen, ein Mitglied war nicht anwesend. Nach diesem Votum zog die Vorsitzende Konsequenzen und legte ihr Amt nieder. „Ich möchte keine Verantwortung für eine Entscheidung übernehmen, die ich im Ergebnis für falsch halte“, begründete sie diesen Schritt gegenüber der Rundschau.

Susana Dos Santos Herrmann (SPD

Susana dos Santos Herrmann (SPD) ist als Vorsitzende des HGK-Aufsichtsrats zurückgetreten.

Susana dos Santos Herrmann wurde Ende 2020 zur Aufsichtsratsvorsitzenden der HGK gewählt. Ihre Amtszeit lief bis zum Ende der Wahlperiode in diesem Jahr, theoretisch hätte sie danach für fünf weitere Jahre verlängert werden können. Sie gehörte von 2004 bis 2017 dem Stadtrat an, wo sie für die SPD als verkehrspolitische Sprecherin tätig war. Von 2017 bis 2022 war sie Mitglied des Landtags NRW. 2022 wollte sie Parteivorsitzende der Kölner SPD werden, zog die Bewerbung aber zurück.

Chef der Duisburger HGK Shipping soll ganzen HGK-Konzern führen

Steffen Bauer ist seit August 2020 Vorsitzender der Geschäftsführung der HGK Shipping mit Sitz in Duisburg. Zuvor war er Chef der Imperial Shipping Group. Diese wurde 2020 für rund 200 Millionen Euro von der HGK übernommen, die HGK stieg damit zum größten Binnenschifffahrtsunternehmen Europas auf. Uwe Wedig war von 2011 bis Ende 2014 Vorstandsmitglied der Kölner HGK, ehe er Anfang 2015 als Vorsitzender der Geschäftsführung zur Imperial Shipping nach Duisburg wechselte. Rund ein Jahr später trennte man sich bereits wieder, in beiderseitigem Einvernehmen. 2017 kehrte Wedig zur HGK zurück, wo er am 1. Februar 2018 das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Horst Leonhardt übernahm.

Am Dienstagabend bestätigte die HGK, der Aufsichtsrat habe „mit deutlicher Mehrheit beschlossen, alle erforderlichen Schritte für eine zeitnahe Bestellung von Steffen Bauer“ in die Wege zu leiten. Der HGK-Aufsichtsrat wird derzeit kommissarisch vom stellvertretenden Vorsitzenden Dirk Michel (CDU) geleitet.

Neben ihrer Binnenschiffsparte betreibt die HGK-Gruppe nach eigenen Angaben über Tochter- und Beteiligungsunternehmen „den größten Binnenhafenverbund Deutschlands, eine der größten privaten Güterverkehrsbahnen, spezialisierte Logistikbetriebe und Terminals sowie ein eigenes Schienenstreckennetz und Werkstattbetriebe für den Güterbahnverkehr“. Sie hat rund 2500 Beschäftigte und schlägt in ihren Häfen pro Jahr rund 35 Millionen Tonnen Güter um.