Herbstlaub im HochsommerWie sich die Trockenheit auf die Bäume auswirkt

Herbstlaub im August: Nicht nur in der Flora türmen türmen sich trockene Blätter.
Copyright: Foto: Nabil Hanano
Köln – Vertrocknete braune Blätter raschelt am Boden. Gelbes Laub hängt traurig an teilweise schon kahlen Ästen. Die Bäume in der Stadt bieten mitten im August ein herbstliches Bild. Wochenlange Hitze und Dürre haben ihre Spuren hinterlassen. Doch wie schlecht geht es den Bäumen wirklich? Sind sie kurz vor dem Aufgeben?
„Das macht mir schon Sorgen“, gibt Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen, zu. Grundsätzlich, so der Landschaftsarchitekt, ist das fallende Laub schon ein Zeichen, dass die Bäume Stress haben. Aber der Fachmann sieht noch keinen Grund zur Panik. Denn: Längst nicht alle Baumarten leiden gleich stark unter hohen Temperaturen und fehlendem Regen.
Böse Zeiten für Birken, Eichen kommen meistens klar
„Platanen können ganz gut mit der Trockenheit umgehen. Die Linden im Inneren Grüngürtel tun sich sehr schwer“, sagt Bauer. Den Birken, die nicht tief wurzeln und viel Wasser brauchen, kann langanhaltende Trockenheit böse zusetzen. „Eichen dagegen wurzeln so tief, dass sie gut mit den Widrigkeiten klar kommen. Die Eiche an sich ist ein Zukunftsbaum“, erklärt Joachim Bauer.
Seit Jahren gibt es einen Arbeitskreis „Stadtbaum“. Er macht Tests und hat ein Auge auf die unterschiedlichen Baumarten und ihren Umgang mit Stress durch Dürreperioden. Gesucht wird nach „Zukunftsbäumen“, Arten, die die Folgen des Klimawandels möglichst gut wegstecken können. Der heimische Feldahorn ist als einer der Zukunftsbäume ausgemacht worden. Ansonsten kommen Baumarten, die dem Klimawandel die Stirn bieten können, vor allem aus dem Mittelmeerraum und Asien.
Wären also auch Palmen an den Straßen denkbar?
„Den Vorschlag gibt es manchmal. Aber wir haben immer noch den winterlichen Frost als Faktor. Wir sind noch nicht bei Mittelmeerklima“, räumt Bauer ein.Immerhin: Die ersten Exoten gibt es längst in der Domstadt. Meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. „Am Rudolfplatz steht ein toller Exot, ohne dass das den meisten Menschen auffällt. Das ist ein Schnurbaum , der vor dem Hahnentor steht“, sagt Bauer.
Grundsätzlich ist nicht nur in Köln der Bedarf an neuen Baumsorten und weiteren Bäumen gewachsen. Diese Entwicklung betrifft alle Städte. Schließlich sind Bäume mit die wirksamsten Helfer, um das Stadtklima positiv zu beinflussen. Sie binden CO2, spenden Schatten und sorgen durch Verdunstungseffekte für kühlere Temperaturen. Bäume sind beste Helfer dabei, die Folgen des Klimawandels in den Städten zu bekämpfen. Die Folge: „Der Bedarf an Bäumen ist dermaßen gestiegen, dass die Baumschulen Lieferengpässe haben. Der Nachschub ist ein großes Problem“, sagt Bauer.
Engpässe bei Baumschulen durch Nachfrage
Weil Kommunen ihren Baumbestand nicht nur erweitern, sondern auch noch an Dürreperioden und höhere Temperaturen anpassen wollen, kommen die Baumschulen an ihre Grenzen. Sechs bis sieben Jahre dauert es mindestens, bis ein Baum so weit ist, dass er ausgepflanzt werden kann. Hinzu kommt, dass die Städte bei Neupflanzungen möglichst auf Vielfalt setzen. „Das ist die Zauberformel. Denn je mehr unterschiedliche Arten gepflanzt sind, desto widerstandsfähiger ist der Bestand“, erläutert Bauer.
Für die Bäume, die derzeit in Köln stehen und leidend ihre Blätter abwerfen, sieht Bauer durchaus Chancen. Sie können im nächsten Jahr wieder erholt gut austreiben. Zumindest jene, die nicht an einem sehr schlechten Standort stehen. Und: Regen wäre mehr als gut. (dh)