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Historisch einmaligWie die Kirche in Köln Ostern neu denkt

4 min

ist das Symbol des höchsten Festes der Christenheit. In diesem Jahr wird es aber nicht gemeinsam gefeiert.

  1. Die Kirchen werden nahezu leer sein am Gründonnerstag, an Karfreitag in der Osternacht und an den Ostertagen.
  2. Mag der Glaube auch nicht wanken, das Handreichen muss ausbleiben in Zeiten der Pandemie.
  3. Das Internetangebot ist in kürzester Zeit so stark angewachsen, es kann gar nicht in ganzer Breite aufgelistet werden.

Köln – „Ostern fällt nicht aus.“ Es klingt fast schon trotzig, wie Stadtdechant Robert Kleine das sagt. Aus seinem bisherigen Leben kennt der 52-Jährige nichts Vergleichbares. Die Kirchen werden nahezu leer sein am Gründonnerstag, an Karfreitag in der Osternacht und an den Ostertagen. Coronabedingt. Selbst wenn er hochbetagte Kölner befragt, stößt Kleine auf keine Parallele. „Das hat es wohl selbst in Kriegszeiten nicht gegeben, dass das Fest flächendeckend nicht im Kreise der Gemeinden gefeiert werden konnte.“

Auch sein evangelischer „Kollege“, Stadtsuperintendent Bernhard Seiger kennt nichts, was dem gleich käme. „Das ist historisch einmalig. Selbst in der Pestzeit haben die Menschen zusammen Gottesdienste gefeiert. Doch beide, Kleine und Seiger, wären wohl nicht Christen, würden sie in dieser Situation den Kopf hängen lassen. „Ostern findet statt“, sagen sie unisono. Eben nur anders. Und das berge durchaus Chancen.

Fest des Lebens

Bei allem Trotz, die Traurigkeit soll nicht verheimlicht werden. „Das ist sehr schmerzhaft“, sagt Kleine. Weihnachten möge ja das emotionalere Fest sein. „Aber Ostern ist das wichtigste Fest“, so der Stadtdechant. Was dabei das Erliegen des öffentlichen Lebens so bitter macht: Ostern ist ein Fest des Lebens. Jesus hat dem Tod in die Suppe gespuckt. „Er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“, reichen sich die Christen mit der aufgehenden Sonne am Ostersonntag die Hand.

Mag der Glaube auch nicht wanken, das Handreichen muss ausbleiben in Zeiten der Pandemie. Und dann der ganze Lichterglanz. Das Entzünden der Osterkerze, die Osterfeuer. „Ich bin mir sicher, das werden ganz viele Menschen vermissen“, sagt Kleine. Seiger kann das nur bestätigen - aus ganz persönlicher Perspektive: „Es wird das erste Mal in meinem Leben sein, dass ich Ostern nicht mit meiner Gemeinde feiere“, sagt er nachdenklich.

Messen im Internet übertragen

Klingt nach Fluch. Es gibt aber auch Segen in diesen Zeiten. Und bei Fluch und Segen zugleich ist auch schon die Brücke zum Internet geschlagen. Bewusst gestreute Falschmeldungen, Hassparolen - das ist die eine Seite. Die andere zeigt sich nun nicht zuletzt mit Blick auf die Kirchen. In Windeseile haben viele Gemeinden den Schalter umgelegt, die Kirchentore zu den Gottesdienstzeiten geschlossen und die Türen zu Gottesdiensten, Andachten oder auch Impulsen im Internet weit geöffnet.

Das Angebot ist in kürzester Zeit so stark angewachsen, es kann gar nicht in ganzer Breite aufgelistet werden. Stadtdechant Kleine nimmt für die Rundschau mal alleine den Dom in den Blick. „Von Palmsonntag an, die ganz Karwoche hindurch, bis Ostermontag und darüber hinaus werden Messen aus dem Dom übertragen. Die Osterkerze wird da sein, das Taufwasser wird geweiht“, nennt er einige Beispiele. So wird am Karfreitag auch der Kreuzweg virtuell gegangen. „Es werden bei der Übertragung die Stationen eingeblendet.“

Auch Angebote ohne Internet

Stadtsuperintendent Seiger könnte unzählige Beispiele aus den evangelischen Gemeinden hinzufügen. Er möchte aber bei alledem nicht die Menschen vergessen, die im Umgang mit dem Internet nicht sattelfest sind. „Es gibt beispielsweise das Angebot, seine Telefonnummer bei der Gemeinde zu hinterlegen. Dann wird angerufen, wenn der Gottesdienst beginnt, und man kann ihn über den Telefonhörer verfolgen.“

In seiner Heimatgemeinde, in Bayenthal, werden kleine Osterkerzen ausgegeben, die dann jeder für sich an der Osterkerze in der Kirche entzünden kann. Gottesdienste können von der Wäscheleine gepflügt werden. Aufgespannt sind kleine Briefe vor Kirchentüren zu finden. In ihnen: Lieder, Gebete, Impulse. Unter anderem in der Rundschau wird am Gründonnerstag eine Anzeige veröffentlich. Ihr Inhalt: Eine Liturgie zum Mitfeiern.

Am Ende strahlt wieder das Licht

Die so selbstverständlichen Osterfeiern der vergangenen Jahre bargen vielleicht auch die Gefahr einer oberflächlichen Routine. „In dieser Krise werden wir auf einen Nullpunkt zurückgeworfen, wie die Jünger nach dem Kreuztod Jesu“, sagt Seiger. „Jetzt müssen wir neu sehen lernen, wieder intensiv danach schauen, was uns trägt.“ „Wie die Emmaus-Jünger“, stimmt Stadtdechant Kleine zu. Niedergeschlagen waren die auf dem Weg zum Ort Emmaus, als sich ein Fremder zu ihnen gesellte.

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Ob er denn nicht vom Tode Jesu gehört habe, fragten sie ihn. Am Abend fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: Der Fremde ist Jesus. „Am Ende strahlt wieder das Licht. Nein, Ostern fällt nicht aus“, sagt Kleine nochmals trotzig. „Und dieses Ostern werde ich nie vergessen“, so Seiger.

Gottesdienste und Andachten in den kommenden Wochen werden unter den folgenden Internetadressen ebenso aufgeführt wie Übertragungen aus dem Kölner Dom und aus der Region.

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