„Historische Mitte“ am Kölner DomIrritationen um Pläne für grüne Fassaden

Das Stadtmuseum (Mitte) und das Bürohaus samt Café (r.), sie sind die „Historische Mitte“.
Copyright: Visualisierung Staab Architekten
Köln – Bekommt Köln tatsächlich am Dom ein Stadtmuseum mit grünem Dach und grüner Fassade – oder sind die am Dienstagabend im Stadtrat beschlossenen Ideen für die „Historische Mitte“ nur ein politischer Kompromiss, um das Großbauprojekt voranzutreiben?
Zumindest haben die Vorschläge des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt tags darauf im Rathaus für Fragezeichen gesorgt. Es war die Rede von einer Herausforderung, wenn das Trio die Pläne ernst meint. An einer Stelle heißt es klar: „Dach- und Fassadenbegrünung sowie PV-Anlagen (Photovoltaik, Anmerkung der Redaktion) sind zu berücksichtigen.“ Beteiligte fürchten für diesen Fall Verzögerungen und höhere Kosten.
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Durch den Beschluss wird zunächst der 183-Millionen-Bau am Roncalliplatz weiter geplant, Stadt und Kirche teilen sich die Kosten 80 zu 20 Prozent. Zuletzt war ja die Rede von „fehlendem Vertrauen“ (CDU), von „Betonwüste“ (Volt), die CDU wollte eine Vertagung, doch der neue Antrag machte das hinfällig.
Die „Mitte“ sieht ein neues Stadtmuseum vor, daneben entsteht anstelle des Kurienhauses ein Bürogebäude für Stadtmuseum, Römisch-Germanisches Museum und Kirche. 2023 entscheidet der Rat über den Bau, 2029 soll er eröffnen – mit grüner Fassade und Dach?
Viele schief gelaufene Großprojekte in Köln
Hieß es in Köln angesichts vieler Debakel bei Großprojekten nicht: erst planen, dann bauen? So hat es eine Expertenkommission der Bundesregierung empfohlen. Und jetzt ändert der Stadtrat vergleichsweise kurz vor dem Baubeschluss mal eben das Aussehen des Stadtmuseums? Nach einem längst beendeten Architektenwettbewerb? Kritiker befürchten Klagen unterlegener Architekten.
Christian Scherer, Fachanwalt für Vergaberecht aus Köln, teilte mit: „Viel spricht dafür, dass die Erweiterung des Planerauftrags um Leistungen, die ursprünglich nicht beauftragt waren, zulässig ist.“ Und zu möglichen Konsequenzen der Beschwerde eines Konkurrenten sagte Scherer: „Die bloße Rüge eines Mitbewerbers führt indes noch nicht zu einer hemmenden Wirkung. Der Auftraggeber ist ungeachtet dessen sowieso rechtlich nicht gehindert, die Planung im Übrigen fortzuführen.“
Trio uneinig, wie verbindlich Aufträge sind
Die Frage ist ohnehin, wie verbindlich die drei Fraktionen ihren Auftrag verstehen. Das Trio fordert ein gemeinsames Ausstellungskonzept für mehrere Museen, darunter das Stadtmuseum. Zudem soll geprüft werden, ob die Häuser als Holzhybrid gebaut werden können, ob das Café im Erdgeschoss nicht teils auch auf das Dach kann. Prüfaufträge sind relativ unverbindlich, konkrete Aufträge ziehen größere Konsequenzen nach sich.
Bernd Portz, Geschäftsführer der Gesellschaft Bürgerlichen Rechts von Stadt und Kirche, teilte mit, er freue sich, dass der Rat das Projekt mittrage, aber: „Wir müssen nun intern bewerten, wie sich der Beschluss auf das Projekt auswirkt. Mit dem erreichten Planungsstand sind bereits wesentliche Aspekte des Nachhaltigen Bauens berücksichtigt.“ Eine Optimierung sei zu prüfen.
Zwar hat das Bündnis den Antrag gemeinsam beschlossen, doch es gibt unterschiedliche Auslegungen. Die Grünen betonten, es handele sich nur um einen Prüfauftrag, doch Isabella Venturini von Volt sagt zu den Begrünungen: „Wir erwarten, dass das umgesetzt wird.“ Die CDU äußerte sich nicht.