Im Bikini SchlittschuhlaufenWie ein Eismeister die Schlittschuhsaison erlebt

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Mehmet Üresin auf seiner Eismaschine

  • Runde um Runde dreht die schwere Maschine auf der Heumarkt-Eisbahn und hinterlässt eine spiegelglatte Fläche.
  • Während Familien und Liebespärchen wieder Fahrt aufnehmen, steigt Mehmet Üresin in seiner Garage vom Bock und schmunzelt.
  • „Die Leute sehen so gerne die Eismaschine. Dabei hätte ich bei den Temperaturen gar nicht fahren müssen.“

16 Grad haben die Messstationen in Köln am Dienstag nachmittag gemessen. Bis Weihnachten sollen milde Temperaturen über 10 Grad Celsius bleiben. Wird es da schwierig, Eis zu machen? Nein, sagt Mehmet Üresin, und der muss es wissen. Seit sieben Jahren betreut der Eismeister aus dem Lentpark in der Weihnachtszeit die Eisbahn von Heinzels Wintermärchen auf dem Heumarkt. „Wenn die Oberfläche leicht schmilzt, regulieren sich Unebenheiten von selbst – eine natürliche Aufbereitung.“

Warm und trocken ist aus Sicht des Eismachers in Ordnung, kommt Regen hinzu, gibt’s Probleme: „Das leicht geschmolzene Eis kann das Wasser nicht aufnehmen, es fließt ab und macht Rillen“, erklärt er. Kälte und Schnee sind aber auch schlimm: „Der Schnee darf sich nicht mit dem Eis verbinden. Das gibt Hubbel, da muss man die Eisbahn zu machen.“ Als es im vergangenen Winter einen Tag lang geschneit hat, ist er deshalb mit seiner Eismaschine im Dauereinsatz gewesen.

Kühlaggregate mit Ökostrom betrieben

Doch Schnee ist in Köln eher selten. Viel häufiger erlebten die Weihnachtsmarktbesucher in den vergangenen Jahren frühlingshafte Temperaturen und Sonne. Ist der Betrieb einer Eisbahn da keine Klimasünde?

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Der Energieaufwand sei vergleichsweise gering, erklärt Rodney Ranz, einer der drei Geschäftsführer der Heinzel GmbH. Schließlich müsse zwar eine große, aber nur dünne Fläche gekühlt werden. „Ein Schwimmbad braucht viel mehr Energie, um das Wasser zu heizen.“ Ihre Kühlaggregate betreibt die Heinzel GmbH mit Ökostrom. Auf ihrer Internetseite veröffentlicht sie die Emmissionswerte für den Weihnachtsmarkt. Die Kühlung der 1800 Quadratmeter Eisbahn schlägt dabei mit einem CO2-Ausstoß von 6,95 Tonnen für die sechs Wochen Weihnachtsmarkt zu Buche. „Zum Vergleich: Für jeden Erwachsenen liegt der CO2-Ausstoß in Deutschland im Schnitt bei 10 bis 11 Tonnen im Jahr“, sagt Ranz.

Das A und O: Die Wetter-App

Die meiste Energie, erklärt Eismeister Üresin, werde beim Ansetzen des Eises verbraucht. Vier Tage dauerte es in den Anfängen der Bahn, sie mit Eis zu füllen. Mittlerweile, so Geschäftsführer Ranz, hätten sie die Zeit dank der Verwendung von vorgefrorenem Eisgranulat auf einen Tag reduziert. Trotzdem: Beim Aufbau des Eises freuen sich die Eismacher über frostige Temperaturen.

Danach gehe es nur noch darum, das Eis zu erhalten. Der Boden der Eisbahn ist mit Matten ausgelegt, durch die Schläuche mit Kühlflüssigkeit führen. Ist es draußen kalt, stellt Mehmet Üresin minus vier Grad ein, klettern die Temperaturen wie jetzt auf über zehn Grad, muss er minus zwölf Grad kalte Flüssigkeit aus den Aggregaten durch die Schläuche jagen. „Das A und O in den Außenanlagen heißt: Wetter-App schauen und Temperaturen anpassen.“

Das beste Eis-Wetter ist für ihn „drei bis zehn Grad ohne Regen“. Doch auch den milderen Temperaturen dieser Tage kann er etwas abgewinnen: „Das ist für die Leute doch schön. Die können fast im Bikini Schlittschuhlaufen.“

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