Immer mehr Unfälle auch in KölnKurse des ADAC sollen Pedelec-Fahrer sicherer machen

Übung macht die Meisterin: Die Schlingerfahrt um die Pylonen beherrscht Hannah Müller schnell.
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„Die größten Probleme mit den Pedelecs gibt es, wenn das Material billig ist und die Leute zum letzten Mal in ihrer Kindheit Fahrrad gefahren sind“, erklärt die zertifizierte Radfahrlehrerin Anke Prinz. Seit neun Jahren bietet sie Schulungen an, oft im Jugendverkehrsgarten in Nippes oder auf dem Hof des ADAC an der Luxemburger Straße. Denn die Unfallzahlen steigen mit der wachsenden Beliebtheit der elektrisch angetriebenen Räder.
Trotz 40 Jahren Altersunterschieds führte zwei Teilnehmerinnen derselbe Grund zur Übungseinheit im Auftrag des ADAC: Beide fühlen sich auf dem Pedelec noch unsicher im Straßenverkehr. „In grenzwertigen Situationen besser bremsen lernen“, verspricht sich die 23-jährige Hannah Müller von der zweistündigen Schulung. Eine begeisterte Radfahrerin sei sie nie gewesen, räumt sie ein, das Pedelec nutze sie meistens für kurze Fahrten in der Stadt, wenn es schnell gehen soll.
Die 63-jährige Elke Kessel traute sich, von Hückelhoven nach Sülz zu fahren. Vor vier Wochen nahm sie an einem Training beim ADFC Bonn teil: „Mir fehlt jetzt eigentlich nur noch Übung“, meint sie. Eine Anekdote bringt sie vom vorherigen Kursus mit: Beim Rechtseinbiegen in einen Kreisverkehr habe sie sich „hingelegt“ und noch einige andere Teilnehmer mit in die Brennnesseln am Rand geschickt, erzählt sie. Passiert ist zwar nichts, aber der Sturz hat sie nachdenklich gemacht: „Man liest ja so viel über Unfälle.“
Schwerer als ein normales Fahrrad
Sicheres Auf- und Absteigen ist die erste Lektion, eine wichtige beim Pedelec, das in der Regel schon wegen des großen Akkus schwerer ist als ein normales Fahrrad. Also drückt ein Fuß am besten die Pedale an seiner Seite herunter, der andere macht drei kräftige Vorwärtsschritte auf dem Boden, um sich abzustoßen und in den Sattel zu schwingen. „Steigt an roten Ampeln nie aus dem Rad heraus, denn das ist euer Schutzraum“, erklärt Anke Prinz. Zum Anhalten sollen die Bremsen nacheinander gedrückt werden, dann mit den Füßen noch auf den Pedalen aus dem Sattel hochdrücken und runter vom Rad.
Pedelecs
Der Name kommt vom englischen „Pedal Electric Cycle“ (elektrisches Pedalfahrrad). Das Pedelec unterstützt Fahrer mithilfe eines Elektromotors beim Treten der Pedale. Den Strom liefert ein Akku, der an einer normalen Steckdose aufgeladen werden kann. Ein Pedelec kann bis zu 25 Stundenkilometer schnell werden und braucht kein Nummernschild. Der aktuellen NRW-Verkehrsstatistik zufolge verunglückten im vergangenen Jahr 3897 Pedelec-Fahrer, 44 Prozent mehr als 2019. (uwe)
Die „Schülerinnen“ lernen schnell. „So, Elke, jetzt mach’ dasselbe mal eine Motorstufe höher“, weist die Trainerin an, nachdem Vollbremsungen gut geklappt haben. Die Bremsen dürfen erst bei vollem Stand gelöst werden. Ein Slalom mit dem Vorderrad über Seile auf dem Boden ist die Vorübung fürs Überqueren von Bahngleisen. „Schaut immer, wo ihr hinwollt, nicht auf das Hindernis“, rät Anke Prinz.
Hannah legt bald an Geschwindigkeit zu. Elke gelingen am Ende eines Parcours Rechts- und Linkskurven, um ohne abzusetzen Achten um Pylonen zu fahren. Doch dann wird sie an einer Stelle zu langsam und stürzt. Aber die 63-Jährige ist hart im Nehmen: „Das war mal wieder meine Unsicherheit“, bemerkt sie, will sofort wieder aufsteigen und weiterfahren. Das geht leider nicht: Während sie keine Schramme abbekommen hat, sind die Geräte am Lenkrad leicht verborgen – ein Fall für die nächste Fahrradwerkstatt.