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Impressionen rund um „Rund um Köln“Coole Typen, heiße Reifen und rasierte Beine

Lesezeit 4 Minuten
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Tausende waren dabei: Der Rheinau-Hafen war Start- und Ziel für die Rennen.

Köln – 9.20 Uhr. 24 Grad. Aus den Lautsprechern dröhnt „Highway to Hell“. In zehn Minuten startet der erste Block der „Jedermänner“. Gabi Leuchter ist entspannt, Tochter Franziska (30) weniger. Vor ihr liegen 127 Kilometer Rund um Köln. Franziska Leuchter aus Aachen ist eine von etwa 50 Frauen unter den rund 1 250 Startern. „Sie ist ziemlich gut“, sagt ihr Vater, der später die Strecke über 67 Kilometer fahren wird. „Rund um Köln ist toll“, sind sich die Leuchters einig. „Während mein Mann und meine Tochter fahren, spazieren ihr Freund und ich am Rhein entlang und essen Eis“, sagt Gabi Leuchter.

Bei bullig heißen Temperaturen, die im Laufe des Rennens bis auf 31 Grad steigen, fehlen bei der 103. Auflage des Radklassikers viele aufwendig kostümierte Fahrer. Zwei Radler im rosa Häschenkostüm fallen auf. Einer hat eine rote Pappnase. Einige haben sich dick mit Sonnencreme eingerieben. Über die Hitze klagt jedoch keiner. „Da kann ich besser Leistung abrufen“, erklärt ein Fahrer.

Gut 3 850 Amateure sind beim Jedermann-Rennen am Start. Während der Frauenanteil beim langen Rennen gerade mal bei etwa vier Prozent liegt, ist gut jeder zehnte der rund 2 600 Teilnehmer auf den 67 Kilometern weiblich. Der älteste Teilnehmer ist 80. Ob Frau oder Mann: Wer hier mitmacht sitzt in der Regel nicht erst seit gestern auf demSattel. „Wir sind Profis auf Amateurniveau“, erklärt ein Fahrer.

Die Besten

127 Kilometer, Männer:

Erster wurde Anthony Spysschaert. Platz zwei belegt Christoph Mai, der dritte Platz geht an Christian Kreuchler.

127 Kilometer, Frauen:

Erste wurde Carmen Burmeister, gefolgt von Charlotte Thesing und Manuela Freund.

67 Kilometer, Männer:

Der erste Platz ging an Fabio Dias, der zweite an Felix Galle, der dritte an Meik Hann.

67 Kilometer, Frauen:

Siegerin ist Caroline Päffgen, den zweiten Platz belegt Sonja Herzog, den dritten Tanja Hennes. Alle Ergebnisse gibt es online. (dha)

www.rund-um-koeln.com

Die Stimmung am Rheinauhafen ist prächtig. Eltern mit Kindern, viele Frauen, die ihre Männer oder Freunde im Ziel empfangen wollen. „Mein Vater freut sich, wenn er im Ziel empfangen wird“, sagt Fabine Köhler. Gemeinsam mit ihrer Oma sitzt sie im Schatten und wartet. Noch ist Zeit. Profis und Amateure staksen mit ihren Klickschuhen über das Kopfsteinpflaster. Wer sie unterscheiden will, schaut am besten auf die Beine.

„Ein Profi würde nie unrasiert antreten“, weiß Helmut Tausch. Der Grund: Bei Stürzen schürft die Haut mehr ab, wenn sie haarig ist. Tausch kümmert sich um die Gesamtwertung der Teilnehmer bei den Jedermann-Rennen. Seit 36 Jahren ist er im Organisationsteam. „Inzwischen wohne ich im Wendland und fahre durch ganz Deutschland, um dabei zu sein. Die Fahrer kennen mich.“ Echte Begeisterung und hohe Professionalität ist überall zu spüren . Auch bei Alexander Donike, der in diesem Jahr erstmals als Organisationsleiter angetreten ist.

Während es den meisten Radlern um Bestzeit geht, gibt es auch Teilnehmer mit anderen Prioritäten. Karsten Zeh ist so einer. Seit über zwölf Jahren lebt der 55-Jährige mit einem Spenderherzen. Zusammen mit fünf anderen Menschen mit transplantierten Organen möchte der Leipziger beim Rennen für Organspende werben. Irene Greuel (54) aus Bergisch Gladbach ist definitiv kein „Radrenn-Profi“. Zusammen mit drei Männern gehört sie zu den E-Bike-Fahrern, die dieses Jahr erstmals außerhalb der Wertung an den Start gingen. Mit ihrem fünf Jahre alten Firmen-Bike und einer Menge Optimismus macht sich die zweifache Mutter mit der Startnummer 9015 gegen kurz nach 11 Uhr auf den Weg: „Hoffentlich hält der Akku.“

Kurz nach 13 Uhr. 31 Grad. Franziska Leuchter ist zurück: „Es war unglaublich heiß!“ Sie ist mit einer Zeit von 3 Stunden 25 Minuten und 37 Sekunden sechsschnellste Frau über die 127 Kilometer geworden. „Die Leute unterwegs waren toll. Die haben auch Flaschen mit Wasser gereicht, die wir uns über den Kopf kippen konnten“, sagt die Radsportlerin − und trinkt eine 0,5-Liter Flassche Wasser in einem Zug aus. Und die E-Bikerin? „Der Akku hat gehalten. Es hat super geklappt.“