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Interview„Das andere Gespräch“

Lesezeit 3 Minuten

Janni Janda und Bulldogge Polly vor einem Gemälde der Künstlerin.

Köln – Sesam, öffne dich – vom Wasserturm übers Loft bis zum Hausboot. Die Rundschau stellt ungewöhnliche Wohn(t)räume vor.

Sie sehen ein wenig aus wie Miniaturausgaben von Niki de Saint Phalles „Nanas“. In allen möglichen Posen tummeln sich Janni Jandas „Paulas“ nicht nur im ganzen Haus. Ebenso fröhlich bevölkern sie Eingang und Terrasse. Ein Glück nur, dass es sich bei den aus Ton geformten Frauenfiguren der Bildhauerin und Malerin um stumme Mitbewohnerinnen handelt. Denn sonst wäre es um die hoch geschätzte Ruhe im neuen Domizil der Künstlerin wohl geschehen.

Seit gut einem Jahr bewohnt die Kölnerin gemeinsam mit Ehemann Bernd Krükel und Bulldogge Polly den früheren Viehstall von Gut Fettenhof, heute ein in sich abgeschlossenes Hofhaus über zwei Ebenen mit 140 Quadratmetern.

Im letzten Oktober folgte Sohn Philippe auf das Bocklemünder Gehöft unweit des Militärrings. Mit seiner Frau Edina und Söhnchen Sami lebt der Diplomkaufmann ebenfalls in einem der Hofhäuser: drei Etagen, 180 Quadratmeter und ein fünf Meter hoher Wohnbereich mit Galerie.

„Jeder hat seine Privatsphäre, trotzdem kann man sich schnell aushelfen und abends einen Wein zusammen trinken“, schätzen beide Generationen das nachbarschaftliche Zusammenleben auf dem Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Bauernhof.

Viele Jahre hatten französische Handwerksgesellen der „Compagnos du Devoir“ den typisch rheinischen Vierkanthof zu Wohnzwecken genutzt, während sie in Kölner Handwerksbetrieben ihre Ausbildung ergänzten. Als sich die französische Vereinigung aus Köln zurückzog, bot die Stadt das von den Franzosen gut gepflegte Gehöft zum Verkauf an. Investor Werner Titz griff zu, Architekt Dr. Bruno Wasser ging an die Planung, Philippe Krükel übernahm Verkauf und Vermietung der Wohneinheiten.

Anderthalb Jahre dauerte die Sanierung des Denkmalschutzobjekts, in das sich Janni Janda und ihr Mann auf Anhieb verliebten. „Einerseits wohnen wir ganz im Grünen und in ländlicher Umgebung, andererseits sind wir mit der Bahn in 16 Minuten mitten in der Stadt, wenn wir Lust auf ein Kölsch haben“, erzählt die Künstlerin, deren voluminöse, farbkräftige Figuren als Plastiken die Räume füllen und auf Gemälden die Wände beleben – Fernando Botero lässt grüßen.

„Uns fasziniert die Kombination aus Natur, Kunst und historischer Bausubstanz“, erzählt Janni Janda, während Sohn Philippe Krükel unterstreicht, dass das Leben auf dem Hof gleich zwei schöne Seiten habe: die private Seite zu Terrasse und Garten hin und die gesellige Seite zum Innenhof, der in seiner Mitte noch einen Brunnen bekommen soll. Insbesondere für die Kinder ist der über ein Tor zugängliche Hof ein geschütztes Spielparadies.

Drei raumhohe Fenster, eines davon ein ehemaliges Hoftor, sorgen bei Janni Janda und Bernd Krükel dafür, dass schon beim Betreten des lichtdurchfluteten Wohnraums mit offener Küche, langem Esstisch und gemütlicher Sitzecke der Blick bis in den großzügigen Park der Hofanlage fällt. Das Landschaftsschutzgebiet, Teil des Grüngürtels, zieren alte Kastanien, Obstbäume und eine Streuobstwiese, „die nur zwei Mal im Jahr gemäht werden darf“.

Bei der Inneneinrichtung hat Janni Janda vielgestaltig eigene künstlerische Akzente gesetzt. Der Beistelltisch neben der Couch etwa ist mit seinen Bully-Gesichtern eine Hommage an Hund Polly, die Oberfläche des goldfarbenen Couchtischs ziert das Credo der Künstlerin: „Gib Glück und Du bekommst Glück zurück.“ Dazu stehen beim Interieur Geschichte und Gegenwart in reizvollem Kontrast zueinander. Über der hochmodernen Küchenzeile zum Beispiel schwebt ein alter Schloss-Lüster; eine ausgediente Zimmerer-Werkbank bietet Platz für den Flachbildschirm.

Gemeinsam mit Partnern haben Philippe und Bernd Krükel in den letzten 35 Jahren 50 Bauernhöfe in und um Köln zu Wohnraum umgebaut. Das nächste Projekt ist der Neu Engelsdorfer Hof an der Grenze zu Brühl, verrät Krükel junior. Doch eines steht fest: Vom Fettenhof wollen die Familien nicht mehr fort.