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Jeck im SunneschingKölner Sommer-Karneval erhitzt die Gemüter

Lesezeit 3 Minuten

Überall wird Karneval gefeiert.

Köln – Angefangen hat es mal ganz klein, jetzt soll es eine Riesensause werden. Vor rund zehn Jahren setzte Gastwirt Alexander Manek die Idee vom Karneval im Sommer um. 200 bis 300 Feierwillige kamen damals im August kostümiert zu ihm ins „Haus Unkelbach“. Nun hat sich die Brauerei Gaffel der Sache angenommen. Jetzt soll am Samstag, 29. August, in rund 100 Gaststätten mit über 20 Bands gefeiert werden. Erwartet werden stadtweit Zehntausende Kostümierte.

Gaffel-Manager Thomas Deloy hält mit seinen Beweggründen nicht hinterm Berg: „Die Gastronomie ist arg gebeutelt“, sagt er. Rauchverbot und Sky-Gebühren lasse so manchen Gastronomen auf dem Trockenen zurück. Da sei es Pflicht für eine Brauerei, nach Ideen mit Umsatzpotenzial Ausschau zu halten. „Jeck im Sunnesching“ – so benannte Manek seinen Karneval im Sommer nach angeblicher Rücksprache mit dem Festkomitee um – habe dieses Potenzial. „Lasst uns das groß machen“, habe er, Deloy, darum zu den Gaffel-Wirten gesagt“.

Groß heißt: Am 29. August wird es um 11.11 Uhr eine Auftaktveranstaltung am Aachener Weiher geben. Freier Eintritt für alle. Dort treten im Laufe des Tages unter anderem Brings und Kasalla auf. Am Abend geht es in die Kneipen. Bisher haben 80 Gastwirte zugesagt. Deloy geht davon aus, dass es mindestens 100 werden, durch die 20 Bands ziehen. Nicht jede Band in jeder Kneipe. Aber bis zu vier Auftritte pro Combo werden es im Schnitt sein. Befeuert wird das Ganze durch eine breit angelegte Werbekampagne.

Gegen das verstaubte Karnevals-Image

Karneval im Sommer – Stephan Brings ist diesbezüglich mit sich im Reinen: „Für viele ist Karneval immer noch ein angestaubtes Ding.“ Da könne so ein jecker Sommertag Abhilfe schaffen, meint er. Überhaupt, Karneval lasse sich nicht in ein paar Wintermonate einschließen. Dass seine Band nicht zuletzt ein finanzielles Interesse an „Jeck im Sunnesching“ habe, weist er weit von sich. „An einem Samstagabend könnten wir woanders mehr Geld verdienen.“ Außerdem habe die Teilnahme von Brings auch was mit Eitelkeit zu tun: „Eine Riesenparty in Köln ohne uns? Das geht gar nicht.“

Alles Argumente, die Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, nicht beruhigen können. Ihm fällt es schwer, die Contenance zu bewahren. „Kein Kommentar“, brummt er auf Anfrage – lässt sich aber dann doch zu einer Bewertung im Stakkato-Ton hinreißen. „Karneval hat etwas mit Tradition zu tun. Geht nicht nur um Party und Trinken. Feiert ja auch keiner Weihnachten im Sommer. Bin gar nicht begeistert.“

Dass es dereinst Absprachen mit dem Festkomitee gegeben habe, den Karneval im Sommer in „Jeck im Sunnesching“ umzubenennen und dass damit das Festkomitee beschwichtigt gewesen sei, weist Ritterbach vehement zurück. „Mit mir hat keiner gesprochen.“

www.jeckimsunnesching.de