Interview mit Kabarettist Florian Schröder„In Köln sieht man das Leben mit größerer Leichtigkeit“

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Der Kabarettist Florian Schröder

Der Kabarettist Florian Schröder

In seinem aktuellen Bühnenprogramm „Schluss jetzt! - Der satirische Jahresrückblick“ lässt der Kabarettist Florian Schroeder das Jahr 2023 mit einem Augenzwinkern Revue passieren. Am 21. Januar spielt er im Comedia-Theater. Lia Gasch hat mit Ihm gesprochen.

Herr Schroeder, wie schafft man es, zwölf Monate in zwei Stunden zu packen?

Ich versuche das Stärkste, Beste und Wichtigste zusammenzubringen. Dabei muss man vor allem hart gegen sich selbst sein. Es gilt das alte Motto „Kill Your Darlings“.

Sie sind bekannt für Ihre Parodien. Mit welchen Rollen hat damals alles begonnen? Ich habe parodistisch bei „Schmidteinander“ angefangen. Damals spielte ich Helmut Kohl, Norbert Blüm oder Udo Lindenberg, also die klassischen Nummern aus den neunziger Jahren.

Welche Personen aus dem aktuellen Jahresrückblick imitieren Sie am liebsten?

Robert Habeck macht sehr viel Spaß, Christian Lindner kommt kurz vor und Johann Lafer, der sich zu Alfons Schuhbeck äußert. Meine neuste Parodie, die sehr viel Spaß macht, ist Joe Biden. Es passiert selten, dass man sich mal eine Figur aus dem Ausland draufschaffen kann, die aber nicht zugleich eine Knallcharge ist.

Was macht besonders Spaß daran, Joe Biden zu spielen?

Die Langsamkeit und dass er ein gewisses Alter erreicht hat. Er ringt häufiger um Worte und kann von seinen Beratern anscheinend nur schwer eingefangen werden, um das Schlimmste zu vermeiden. Aber es ist eben was anderes als bei Trump. Es ist, glaube ich, ein bisschen Alterssenilität und das macht sehr viel Spaß.

Sie machen seit 2004 Jahresrückblicke. Welches Jahr ist Ihnen dabei im Gedächtnis geblieben?

Den Jahresrückblick 2020 habe ich vorbereitet, weil es damals im Herbst wieder los-gehen sollte mit Veranstaltungen. Ende Oktober kam die Ansage des zweiten langen Lockdowns und dann war Schluss: Es ist das einzige Programm, das in der Schublade lag und nie zur Aufführung kam.

Gab es abgesehen vom Schlechten auch ein Highlight aus dem vergangenen Jahr?

Mein Highlight war auf jeden Fall der Auftritt der „Letzten Generation“, also Festkleben fürs Klima und Kunstwerke bewerfen. Das gucke ich mir mit ganz großem Interesse an, weil ich der Auffassung bin, dass da was sehr Grundsätzliches passiert. Nämlich eine neue Protestform, die auf der einen Seite provoziert aber auf der anderen Seite, im Gegensatz zu früheren Protestformen wie die der RAF, den Kapitalismus respektieren. Sie bewerfen beispielsweise nur die Scheiben der Kunstwerke. Das ist auch richtig so. Sie wissen, dass sie eine Generation von Erben sind, ihnen wird das irgendwann mal gehören. Da sollte man vorsichtig sein mit der realen Zerstörung.

In der Ankündigung vom Jahresrückblick sprechen Sie von Schwarzsehern und Untergangsfanatikern. Wo befinden Sie sich zwischen Endzeitstimmung und großer Hoffnung?

Ich bin im Graubereich dazwischen und ich glaube, das ist der einzige Bereich, wo man sein kann, wenn man sich bemüht, vernünftig zu denken. Die Zuspitzung auf Endzeitzeitstimmung oder „Es wird schon irgendwie alles gut“ ist hochproblematisch. Deshalb versuche ich mich mit großer humoristischer Heiterkeit über beide Seiten lustig zu machen und mit dem großen Satz zu antworten „Ich weiß es letztlich auch nicht“. Aber in einer Zeit, in der alle alles zu wissen glauben, ist es ganz gut zu zeigen, dass vielleicht die Weisheit die größte ist, die nicht behauptet, allzu viel zu wissen.

Ihre Show in Köln ist ausverkauft. Was ist das Besondere an Auftritten in Köln?

Das Kölner Publikum ist sehr angenehm. Das liegt einfach daran, dass Köln eine sehr fröhliche Stadt ist, eine Stadt in der man das Leben nach wie vor mit größerer Leichtigkeit sieht. Ich bin sehr gerne in der Stadt und trete auch sehr gerne da auf.

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