Ursprünglich soll ein Parkplatz auf der Brache entstehen, eine Kalker Initiative möchte das nicht. Der Rat vertagte die Entscheidung.
Stadt will verkaufenInitiative stemmt sich gegen Bebauung von Brachfläche in Kalk

Die Brache an der Ecke Heinrich-Bützler-Straße/Kapellenstraße/Dillenburger Straße. Geht es nach der Initiative, soll sie brach bleiben.
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Von einem „Ausverkauf öffentlicher Flächen“ spricht Silvia Raytchevska-Marchais. Und Désirée Frese warnt, dass mit dem Grundstück an der Ecke Heinrich-Bützler-Straße/Kapellenstraße/Dillenburger Straße „eine der letzten unversiegelten Freiflächen“ im Stadtteil verloren ginge. Die beiden Frauen sind Mitglieder der Bürgerinitiative Mehr Grün für Kalk, und sie appellieren an die Mitglieder des Stadtrats, ihre Bedenken in die Entscheidung über den Verkauf der Brache einfließen zu lassen und vielleicht noch einmal über mögliche Alternativen zu diskutieren. Eine kleine Atempause gibt es: Der Beschluss wurde bei der Ratssitzung am 23. März vertagt – es bestehe noch Beratungsbedarf.
Stadt Köln möchte Grundstück verkaufen
Die Stadt begründet den Verkauf des Grundstücks mit dem Bedarf an Stellplätzen für den benachbarten Technikhof, der sich durch die geplante Ansiedlung des „Machwerkhauses“ noch verstärken werde. Dabei handelt es sich um ein Zentrum für Design und urbane Produktion, das sich laut Eigenaussage des Unternehmens als „Plattform zur Entwicklung nachhaltiger technologischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungsprozesse“ versteht.
Schon im Januar hatte die Kalker Bezirksvertretung (BV), die erst kurz zuvor von den Verkaufsplänen erfahren hatte, auf einen Dringlichkeitsantrag der Grünen-Fraktion hin mehrheitlich gegen die Stimmen von CDU, FDP und AfD beschlossen, der Rat möge alle entsprechenden Entscheidungen solange vertagen, „bis die BV Kalk in angemessener Weise einbezogen“ sei.
Köln-Kalk ist in puncto Grünflächen unterversorgt
Die Grünen hatten damals ähnlich argumentiert wie die Bürgerinitiative. Die ist in ihrem Appell allerdings ausführlicher. Es sei hinlänglich bekannt, heißt es darin, dass der Stadtteil Kalk aufgrund seiner industriellen Vergangenheit eine eklatante Unterversorgung mit Grünflächen aufweise. Zusätzlich seien in den vergangen Jahren durch groß angelegte Wohnungs- und Bürobauprojekte oder die Ansiedlung von Gewerbe weitere Flächen verloren gegangen. Die Schaffung von ausreichend großen Grün- und Erholungsflächen für die hier lebenden Menschen sei dabei stets „nachrangig behandelt“ worden.
Eine besonders bittere Ironie sei es, so die Verfasserinnen des Appells, dass der „Masterplan Stadtnatur“ vom Rat beschlossen wurde. Der sehe nämlich vor, dass in unterversorgten Stadtteilen gerade nach solchen Arealen gesucht werden soll, die als Freiräume und Grünflächen in Frage kämen. Und zwar mit Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Initiative erinnert nicht nur daran, dass sich an der Dillenburger Straße jetzt schon kaum genutzter Parkraum befinde, etwa im Parkhaus für die Verwaltungsmitarbeiter an der Ecke Neuerburgstraße oder auf dem Parkplatz gegenüber.
Kalker Initiative schlägt andere Lösung vor
Sie hat sich auch mit einer Eingabe an die Politik gewandt, in der sie mögliche Alternativen zum Verkauf der Bützler-Brache und deren künftiger Nutzung als Parkplatz ins Spiel bringt. So könnten die Stellplätze für das „Machwerkhaus“ in einer Tiefgarage untergebracht und die Brache als zusätzliche öffentliche Grünfläche für Kalk ausgewiesen werden.
Denkbar sei auch, die im Zusammenhang mit der Neunutzung der Hallen Kalk an der Neuerburgstraße vorgesehene Wohn- und Bürobebauung an die Heinrich-Bützler-Straße zu verlegen. Dann könnte der ebenfalls an der Neuerburgstraße geplante Grünzug wesentlich größer ausfallen.
Umweltgerechtigkeit soll nicht ignoriert werden
Ein weiterer Kompromiss könnte nach Vorstellung der Bürgerinitiative darin bestehen, auf der Brache kein privates Parkhaus für die Firmen im Technikhof hochzuziehen, sondern dort eine öffentliche „Quartiersgarage für Anwohnende und Mitarbeitende der angrenzenden Firmen zu bauen“. Dann würden Parkplätze in den angrenzenden Straßen entfallen, sodass Freiflächen für Fußgänger und Radfahrer, aber auch Grünbereiche entstehen könnten.
Doch die Eingabe wurde zu spät eingereicht, sie konnte bislang nicht in den politischen Gremien diskutiert werden. „Wir appellieren an die Grünen, ihre ökologischen Werte und Ziele ernst zu nehmen und an die CDU, ihre Entscheidungen an den Bedarfen der Stadtteile auszurichten und das Thema Umweltgerechtigkeit nicht länger zu ignorieren“, sagt Désirée Frese.