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Lang lebt die VergänglichkeitSchülerausstellung „Vanitas“ im KunstRaum St. Theodor

3 min
Zwei erwachsene Frauen stehen links und rechts von zwei Schülerinnen mit langen Haaren

Kuratorin Tinani van Niekerk, die Schülerinnen Aliça und Angelina sowie Beate Steven vom KunstRaum St. Theodor (v. l.) blicken einer sinnlichen Ausstellungszeit entgegen.

Oberstufenschülerinnen und -schüler der Katharina-Henoth-Gesamtschule stellen im Vingster Gotteshaus Werke zum Thema „Verschwinden und Bleiben“ aus.

„Denn alles was entsteht, ist Wert, dass es zugrunde geht“, beharrt Mephistopheles als Geist, der stets verneint, im Zwiegespräch mit dem gelehrten Faust aus der gleichnamigen Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1808. Nahezu 220 Jahre später setzen sich 35 Oberstufenschülerinnen und -schüler der Katharina Henoth-Gesamtschule in einer imposanten Werkschau mit dem Wesen der Vergänglichkeit auseinander, bieten dabei aber Fausts Antagonisten die Stirn und offenbaren auch positive Perspektiven auf das flüchtige Sein.

Die Ausstellung „Vanitas – vom Verschwinden und Bleiben“ zeigt im KunstRaum St. Theodor eine empathisch-filigrane bis brachiale Sammlung genreübergreifender Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Fotografie, Collage, Mixed-Media, Skulptur, Installation sowie Kinetik. Über einen Zeitraum von drei Monaten entstanden unter der Anleitung von drei Lehrerinnen und Kuratorin/Organisatorin Tinani van Niekerk sowohl Einzel- als auch Gemeinschaftsexponate, die den philosophischen Grund-Charakter des Sujets mit den Formen des künstlerischen Ausdrucks verbinden. Dabei stellen sich die 16- bis 18-Jährigen weiteren Themen wie etwa Verlustängsten, Sehnsucht nach Liebe und Idyllen oder Hoffnungen auf die Durchsetzung humanistischer Werte.

Aus verwelkten Blüten entstehen neue Pflanzen. Ich denke, so ein Kreislauf findet auch bei den Menschen statt.
Serdar, hat eine Gemeinschaftsarbeit zum Zyklus der Zeit erstellt

Neben den Reflektionen über die eigene Existenz greifen die Jugendlichen zudem das Thema Nachhaltigkeit auf. So werden Plastikabfälle in die Objekte eingeflochten oder bilden gar eine Basis für die Kreationen. Für ihre Sanduhr, gefüllt mit Blumen und Totenköpfen, nutzten Serdar Soycan und Bişra Özdemir eine präparierte Mehrwegflasche. In ihr rieseln die Mini-Gewächse schließlich als bare Schädel auf den Kunststoff-Grund, nur, um sich als sprießende Blume an der Außenseite des Gefäßes langsam wieder in die Höhe zu räkeln.

Eine selbst gebaute Sanduhr ist zu sehen.

„Aus dem Tod wächst das Leben“ ist der Titel dieser Sanduhr, die mit Blumen und Totenköpfen gefüllt ist. Serdar Soycan und Biayra Özdemir haben sie gemacht.

„Man sollte das Leben mehr genießen, viel positiver denken und dabei auch etwas Gutes für andere tun. Die Arbeit an der Ausstellung hat meine Sicht auf das Leben verändert“, berichtet Projekt-Teilnehmer Serdar. Seine Gemeinschaftsarbeit versteht der 17-Jährige als optimistische Sichtweise auf den Zyklus der Zeit: „Aus verwelkten Blüten entstehen irgendwann neue Pflanzen. Ich denke, so ein Kreislauf findet auch bei uns Menschen statt.“

In seiner Bild-Text-Collage „Kindheit“ wandelt Daniel Etadon durch die Gefilde der Vergangenheit: „Alles wirkte damals endlos, die Sommerferien, das Spielen mit Freunden, das Gefühl von Sicherheit bei meinen Eltern und Großeltern. Heute weiß ich, dass nichts davon für immer ist. Vergänglichkeit zeigt mir, wie wichtig es ist, den Moment zu schätzen“, konstatiert der junge Mann.

Vergänglichkeit zeigt mir, wie wichtig es ist, den Moment zu schätzen.
Daniel, hat eine Bild-Text-Kollage geschaffen

Seine Mitschülerin Tuhanna Su Özgüroglu präsentiert sich in der Kirche mit einer Collage bestehend aus Maschendraht und einer verblichenen Kinderfotografie auf einer Leinwand. Damit wolle sie auf Kindheiten aufmerksam machen, die weit entfernt von Glückseligkeit und Geborgenheit durch äußere wie psychische Erschütterungen bestimmt werden, erklärt die 16-Jährige.

Ebenso sorgt das alternative Stillleben „Verwandlung“ von Nisa Kuzu für ein Verharren vor der Kohlezeichnung, die mit verknöchertem Haupt, umgeben von schmelzenden Kerzen und unbarmherzig weitertickenden Uhren, an den Leitgedanken der Exposition erinnert. Mit der Erinnerung an die Metamorphose von Raupen zu Schmetterlingen gelingt der Künstlerin dabei ein erhellender Kontrast. Kuratorin Tinani van Niekerk zeigt sich wenige Stunden vor der Vernissage von der Umsetzung des Vorhabens bewegt: „Ich bin total berührt von der Tiefe und Vielschichtigkeit der Kunstwerke“, so die Pädagogin über die bereits zweite Ausstellung der Bildungseinrichtung im Vingster KunstRaum.

„Vanitas – vom Verschwinden und Bleiben“, KunstRaum St. Theodor, Burgstraße 42, 51103 Köln, bis 11. Juli, Öffnungszeiten: sonntags 12 bis 13 Uhr, samstags 13 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung, www.wp.kkg-hoevi.de, www.igs-kathi.com