Erstmals spielte die neunköpfige Band in diesem Jahr in der Lachenden Kölnarena. Eine Karriere im Karneval war ursprünglich überhaupt nicht geplant.
Band im Karneval„Rhythmussportgruppe“ ist sowohl in Köln als auch in Düsseldorf erfolgreich

Die Rhythmussportgruppe in Aktion auf der Bühne.
Copyright: Thomas von der Heiden
Aller Anfang ist schwer. Da darf man sich von einem ignoranten Miesepeter die Stimmung nicht verderben lassen. Als die Rhythmussportgruppe Anfang Januar mit ihren türkisfarbenen Trikots erstmals auf der riesigen Bühne der Lachenden Kölnarena stand, fand das mindestens einer im Publikum offensichtlich gar nicht gut. Den ganzen Auftritt lang stand der junge Mann regungslos mitten vor der Bühne – und senkte den Daumen. Weil der Rest der tausenden Jecken die Arena-Newcomer tanzend in Empfang nahm, war der Auftritt am Ende trotz allem ein wichtiger Meilenstein. Die Rhythmussportgruppe nimmt in der immer breiter werdenden kölschen Musikszene eine besondere Rolle ein. Denn seit 2019 tritt die Band mit steigender Nachfrage und Erfolg sowohl im Düsseldorfer als auch im Kölner Karneval auf – und wird in beiden Städten gefeiert.

Das Bandfoto der Rhythmussportgruppe.
Copyright: Moritz Künster
Eine Karriere auf den Karnevalsbühnen des Rheinlands war zu Beginn nicht einmal ansatzweise der Plan der Band. Die Formation entstand 2015 vielmehr aus einer Bierlaune heraus. Für den Instrumentalabschluss an einer Düsseldorfer Musikhochschule wollten die Musiker nicht einfach nur die erlernten Jazz-Standards herunterspielen. „Wir wollten uns einen lustigen Abend machen“, erinnert sich Gitarrist Niklas Dahlheimer. „Irgendwer kam auf die Idee mit den Sportklamotten und den Mitmachübungen. Auch die Prüfer mussten dann mit uns Kniebeugen machen.“ Die Professoren waren begeistert, es folgten Auftritte bei einer Jazz-Rally, Sport- und Stadtfesten, die Musik wurde poplastiger und festivaltauglicher.
Und irgendwie, ohne es zu planen, rückte die junge Band ins Blickfeld von einigen wichtigen Entscheidern im Düsseldorfer Karneval. Dort war man gerade auf der Suche nach frischem Wind und neuen Gesichtern für die Bühnen der Landeshauptstadt. „Wir konnten uns das vorstellen und dann ist das ganze ziemlich schnell eingeschlagen“, sagt Dahlheimer. Mit der einzigen Neuverpflichtung seit dem Start, Sänger Jeffrey Amankwa, absolvierte die Band 2019 ihre erste Session mit 30 Auftritten, das Interesse an den neun Jungs in Trikot, kurzer Hose und Stutzen schwappte schon da bereits nach Köln über. Von der Pandemie kurz ausgebremst, geht es seitdem steil nach oben. 70 bis 80 Gigs spielt die Rhythmussportgruppe in dieser Session: In Düsseldorf, wo das Publikum in der Regel schon deutlich textsicherer ist. In Köln, wo immer mehr im Publikum die Texte der Band kennen sowie rundherum und dazwischen.

Die Rhythmussportgruppe stehen in türkisfarbenen Trikots zu neunt auf der Bühne.
Copyright: Thomas von der Heiden
Und auf einmal schlitterte die Rhythmussportgruppe auf die größte Karnevalsbühne, die die Stadt zu bieten hat. Weil sie offenbar zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren, ergatterte die Band einen Vertrag für die Lachende Kölnarena. Nach zwei Auftritten am Elften Elften in der Lanxess-Arena folgten im Januar regelmäßige Gastspiele bei der größten Karnevalssitzung der Welt. „Es ist eine unbeschreibliche Situation, wenn du in diese Masse reinschaust. Du musst ja auch erstmal lernen, was du mit einem so großen Publikum alles anstellen kannst“, sagt Dahlheimer. „Die Leute kommen da hin für die Höhner, Bläck Fööss, Kasalla und Cat Ballou. Und dann stehen wir da auf einmal“, ergänzt Saxophonist Jonas Geyersberger.
Ihre Düsseldorfer Wurzeln leugnet die Band auch in Köln nicht. Doch was viele nicht wissen: In der Truppe, die auf Sitzungen in Köln gerne mal als Düsseldorfer Formation angekündigt wird, steckt deutlich mehr Köln. Drei Bandmitglieder wohnen in Düsseldorf, drei in Köln und drei im Bergischen Land. „Wir sehen uns als rheinische Band. Die Lokalzugehörigkeit ist für viele im Karneval ein wichtiges Thema. Unser Thema ist es vor allem, die verbindenden Elemente zu finden.“
Die einen wollen Kölsch und die anderen wollen Alt Ich mein, mein Gott, ey, Hauptsache kalt
Bestes Beispiel: der aktuelle Sessionstitel „Rheinfeiern“, der gleichermaßen für Düsseldorf und Köln funktioniert. „Wir lieben das, was uns verbindet“, heißt es da. Beide Lager spricht auch der Titel „Meine Freunde“ an, der kurz vor dem Elften Elften erschien. „Die einen wollen Kölsch und die anderen wollen Alt Ich mein, mein Gott, ey, Hauptsache kalt“, singt Frontmann Jeffrey Amankwa. Wenn in den Songs Kölsch und der Dom vorkommt, dann sei das für die Düsseldorfer übrigens überhaupt kein Thema, sagt Dahlheimer. Andersrum sei das schon schwieriger.
Die Singles der vergangenen Jahre sind klassisches, aber vor allem mitreißendes Fastelovends-Material: „1000kg Konfetti“, „Tanzen“, „Glanz & Gloria“. Im Ohr bleiben eingängige Brass-Melodien, Gitarrensoli und dazu die branchenüblichen „döpdöpdöpdöps“ und „ohohohohos“. „Energetische Popmusik mit Brass-Elementen“, nennt Dahlheimer die Musikrichtung der Band. Übrigens auf Hochdeutsch. Auf Kölsch oder auf Düsseldorfer Platt zu singen, sei für die Band nicht authentisch.
Damit neun Bandmitglieder von der Musik leben können, reichen die Auftritte in der Session noch nicht. Luft nach oben sei vorhanden, doch vor allem die Pandemie habe gezeigt, dass eine langfristige Planung nur schwer möglich sei. Erstmal heißt es also: gut durch den Endspurt der Session kommen. An Weiberfastnacht absolvierte die Band neun Auftritte, im WDR war die Rhythmussportgruppe auf der Bühne am Düsseldorfer Rathaus zu sehen. Und auch mit dem Publikum in der Lachenden Kölnarena wurde die Band immer wärmer. Bei einigen Auftritten zündete die Technik das große Feuerwerk. Und der Daumen ging bei vielen im weiten Rund nach oben.