„Zillchen en Jefahr“So spektakulär ist das Jubiläums-Divertissementchen von Cäcilia Wolkenburg in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Szene aus dem Divertissementchen "Zillche En Jefahr“ der Cäcilia Wolkenburg 2024

Szene aus dem Divertissementchen "Zillche En Jefahr“

In ihrem 150. Divertissementchen thematisiert die Kölner Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg sich mit „Zillche en Jefahr“ selbst.

Keine Männer in Frauenrollen mehr? Das schlägt dem Pittermännchen den Boden aus. Mutter Colonia wird zur Hilfe angerufen und erscheint in Gestalt der Jungfrau aus dem Dreigestirn. Das Männerballett kommt alsbald auf pinken, blinkenden Rollatoren herangesaust, tanzt in Kittelschürzen, und ein Gesangsensemble singt auf die Grönemeyer-Melodie, wann ein Mann ein Mann ist. Also „Allet bliev wie et wor!“

Das Divertissementchen der Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg im Kölner Männer-Gesang-Verein, kurz „Zillchen“, ist in seiner Ausgabe 2024 zunächst in Gefahr. Seit 150 Jahren gibt es zur Karnevalszeit dieses fröhliche kölsche Spektakel mit Musik, Tanz, Gesang und Spielszenen. Im Jubiläumsjahr thematisiert es sich selbst.

Cäcilia Wolkenburg trifft auf Hollywood-Größe

Es ist bei „Zillche en Jefahr“, so der Stücktitel, nämlich so: Der Verein hat sich finanziell übernommen, weil er bei der Opernsanierung aushelfen wollte. Das Vereinsheim, die Wolkenburg, wurde auch noch gekündigt, weil dort ein Fahrradparkhaus gebaut werden soll.

Helfen kann nur ein Investor, hier Hollywoodregisseur Roland Emmerich, der Zillchen-Filmrechte kaufen soll. Hollywood kütt, aber will Veränderungen. Da geht es dem Zillchen an die Substanz: Aerobic für mehr Fitness, Profitänzerinnen, Hochdeutsch — und Frikadellen mag die neue Kostümdesignerin auch nicht.

Für die Gäste aus Hollywood und damit auch für das Publikum im Staatenhaus zeigt man also als Leistungsschau Höhepunkte aus der 150-jährigen Geschichte des Divertissementchens (auch nachzulesen im hochwertigen Programmheft). Dabei treffen historische Zitate auf Karnevalshits der Gegenwart.

Neben Humor und kölschen Tönen ist das Wichtigste: Die Sänger, Tänzer und Darsteller stehen da im Ehrenamt, mit viel Engagement und Herzblut, aus Spaß an der Freude. Sowas ist nicht käuflich. „Profi kommt von profan“, sagt jemand im Stück, „Amateur von Amore“. Das Produktionsteam ist bereits eingespielt. Lajos Wenzel und Jürgen Nimptsch (Buch/Regie), die Textdichter Johannes Fromm und Manfred Schreier und Arrangeur Thomas Guthoff arbeiten in ihrem Erfolgsstil, haben diesen aber weiterentwickelt.

Zillchen nimmt sich selbst aufs Korn

Deutlich weniger der bekannten Melodien als in den Vorjahren sind aus Klassik, Volkslied oder Schlager entliehen, dafür erklingen deutlich häufiger aktuelle kölsche Karnevalshits von Brings, den Höhnern und Co. Die Potpourris sind mit schnellen Wechseln arrangiert, die Band sorgt für Tempo. Dirigent Steffen Müller-Gabriel hat mit den Bergischen Symphonikern, Band und Sängern alle Hände voll zu tun.

Im humoristischen Spiel bleiben vom Tagesgeschehen inspirierte Spitzen nicht aus, das Zillchen nimmt sich aber auch hier selbst aufs Korn. In einer Nebenhandlung findet ein singendes Muttersöhnchen hinter der Bühne seine große Liebe – einen der Mit-Sänger. Die Szenenwechsel haben durch einen flotten Bühnenwagen einen Zahn zugelegt, die Darsteller wuppen kaum zählbare Kostümwechsel (Kostüme: Judith Peter).

Thomas Grasshof hat eine Showbühne mit goldenem Bogen, fünfstufiger Treppe und Partybeleuchtung gebaut, im Hintergrund zeigen Videoproduktionen eher dezent Szenen aus der Cäcilia-Wolkenburg-Geschichte oder dekorative Motive. Das köstliche Jubiläums-Zillchen ist also einerseits sich selbst treu, andererseits auch sanfte Weiterentwicklung und Positionsbestimmung.

So gelingt eine durch und durch unterhaltsame Jubiläumsrevue als Leistungsschau mit einigem an Eigenlob, aber mit gesunder Selbstironie. Solange Herzblut in dem Projekt steckt und die Tradition also lebendig ist, kann es heißen: „Et Zillche bliev bei uns am Rhing!“


Bis 13.2., ausverkauft. Mitschnitt im WDR Fernsehen am 10.2., 11 Uhr, danach in der Mediathek. Jubiläumskonzert am 16.6. in der Philharmonie, Karten ab 12.2.

Rundschau abonnieren