Er geigt jedem sein LiedchenKlaus der Geiger über Corona und den Klimawandel

Klaus der Geiger
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- Kölns bekanntester Straßenmusiker ist Klaus der Geiger.
- Die Coorna-Krise trifft auch ihn - und das kurz vor seinem Jubiläumsding.
- Wir haben uns mit dem Urgestein getroffen.
Köln – Die Ruhe hat Klaus Christian von Wrochem, besser bekannt als Klaus der Geiger, besonders genossen. Es war nicht das einzige, was ihm in der Corona-Zeit gut gefallen hat. „Die Luft war besser, es gab keinen Flugzeuglärm, alles war irgendwie entschleunigt. Da kam man auf andere Gedanken“, sagt der 80-Jährige. Die ungewöhnlichen Umstände verarbeitete Kölns bekanntester Straßenmusiker in Corona-Liedern, die eigentlich eher Corona-Loblieder sind. Doch so schön die Ruhe auch war, langsam hat auch Klaus der Geiger genug von der Krise. „Es wird langsam knapp“, sagt er. „Finanziell, aber auch im Kopf.“ Er mache zwar auch für sich selbst Musik, in erster Linie aber für die Leute, die ihm dabei zuhören.
Tatenlos war er in der Zeit aber nicht. Neben neuen Liedern hat er bei einem Film des WDR mitgewirkt: einer Dokumentation über die Geschichte der Schildergasse. „Da gehöre ich natürlich dazu.“ Schließlich hat er dort jahrelang Straßenmusik gemacht. Seit sechs, sieben Jahren allerdings nicht mehr. Für den Film kehrte er für einen Tag zurück zu seinen Wurzeln und gab ein Konzert in der Einkaufsmeile. „Das hat sich super angefühlt“, sagt er. „Die Leute haben mich auch nach so vielen Jahren nicht vergessen.“ Verändert habe sich die Atmosphäre auf der Straße in den letzten Jahren natürlich schon. Es sei leerer als früher. Nach kurzer Zeit hatte er dort aber wieder einen Kreis aus Leuten zusammen, die auch schon vor Jahrzehnten seinen Klängen gelauscht haben.
Corona-Politik „etwas wirr“
Als jemand, der sich seit jeher politisch engagiert, hat er natürlich auch eine Meinung zur Corona-Politik. Die sei „etwas wirr“, aber grundsätzlich sei Corona eine ernstzunehmende Sache. „Ich bin kein Corona-Leugner, gehe da persönlich aber eher locker mit um. Zur Begrüßung reicht er seinem Gegenüber entschlossen die Hand und auch im Lockdown nahm er sich seine Freiheiten. „Ich saß viel im Garten, aber auch im Park. Auch mit anderen Leuten habe ich mich getroffen.“
Jetzt ist er froh, dass so langsam wieder echte Konzerte möglich werden. Am 23. August spielt er auf der Waldbühne in Bergisch Gladbach, für den 30. September ist sein Jubiläumskonzert in der Volksbühne am Rudolfplatz geplant. „Ein Riesending“, findet er. „Dort auf der Bühne zu stehen, ist schon toll.“ Die neuen Lieder gibt es aber eher in Bergisch Gladbach, in Köln wollen die Leute die bekannten Nummern hören.
Großes Engagement für die Fridays-for-Future-Bewegung
Ein anderes großes Thema, das Klaus den Geiger beschäftigt, ist der Klimawandel. „Ein Riesenproblem, das durch Corona leider etwas verdrängt wurde.“ Für die Fridays-for-Future-Bewegung engagierte er sich auch schon vor der Krise mit eigenen Liedern und Auftritten bei Demonstrationen. Anfang August spielte er auch bei der Kundgebung zur Erinnerung an die Atombomben-Abwürfe in Hiroshima und Nagasaki. „Ich spiele überall dort, wo die Menschen mich haben wollen und wo es um Themen geht, die mich beschäftigen.“
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Auch spannend: Wie geht es nach Corona weiter? „Die Frage ist, was von den Inhalten meiner Loblieder bleibt. Lernen die Leute aus der Krise oder machen sie dieselbe Scheiße, die sie vorher gemacht haben?“ Die Hoffnung, dass sich durch die Krise etwas im Kopf der Menschen verändert, hat Klaus der Geiger jedenfalls noch nicht aufgegeben.