RadfahrenKleine Tricks gegen die Blockade im Kopf

Arm raus und trotzdem nicht umkippen – das ist schon die hohe Kunst, die Anke Prinz (vorne) ihren Schülern beibringt.
Copyright: Röltgen
Köln – Wenn Senioren Fahrrad fahren lernen wollen, stehen die Hürden meist im Kopf. Anke Prinz weiß das.
Die zertifizierte Radfahrlehrerin setzt darum auf ganz kleine Schritte, die in 20 Stunden die meisten Menschen dazu bringen, Ängste abzubauen und sich sicher im Verkehr zu bewegen. Am Anfang steht die Angst vor dem Abheben. Und dem Umfallen.
„Darum fange ich mit meinen Schülern grundsätzlich mit ganz einfachen Übungen im Stehen auf Tretrollern an, denn wer nicht Roller fahren kann, kann auch nicht Fahrradfahren“, erklärt Prinz.
RADFAHRKURSE
250 Euro kostet ein zehntägiger Kurs bei Anke Prinz, um als Erwachsener das Fahrradfahren zu erlernen. 150 Euro kostet ein fünf Tage langer Auffrischungskurs.
Anke Prinz, ehemalige Geschäftsführerin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hat sich vor vier Jahren mit einer Radfahrschule in Riehl selbstständig gemacht. Dazu ließ sie sich ein halbes Jahr lang ausbilden und legte in Luxemburg die Abschlussprüfung zur zertifizierten Radfahrlehrerin ab. Die 49-Jährige gehört dem Verband deutscher Radfahrlehrer an.
Beim ADFC selbst sind Kurse noch im Aufbau, können also noch nicht gebucht werden. Allerdings gibt es bereits umfangreiches Informationsmaterial für Menschen, die im Erwachsenenalter Radfahren lernen wollen.
Vor allem werden gerade Angebote für Flüchtlinge abgestimmt. Informationsmaterial sowie ein Faltblatt mit den wichtigsten Verkehrsregeln in verschiedenen Sprachen gibt es bereits. Es ist beim ADFC Kreisverband Köln in der Geschäftsstelle am Mauritiussteinweg 11 zu erhalten
www.adfc-koeln.de
www.radfahrschule-prinz.de
Füße heben im Stand mag etwas lächerlich wirken, führt aber dazu, dass die Füße in der siebten Übungsstunde beim Umstieg vom Roller auf das Fahrrad fast von alleine zu den Pedalen finden und wissen, wie sie getreten werden. „Ganz selten habe ich mal Kopfmenschen dabei, die partout in die falsche Richtung treten.“
Eine Schülerin brauchte mal zwei Monate, um den Fußwechsel hinzubekommen, weil der Kopf blockierte. „Denen lasse ich dann so viel Zeit, wie sie brauchen.“ Und so geht das in ganz kleinen Schritten weiter. Erst schieben, dann aufsitzen und bald schon ein leichter Slalom. „Dabei merken die Schüler kaum, dass sie schon mit dem Lenken beginnen, weil sie noch mit dem sich Abstoßen beschäftigt sind.“
Und schließlich kommt die schwierigste Übung von allen: während der Fahrt eine Hand vom Lenker nehmen. Aber auch da hilft ein Trick: „Ich sage dann etwa, auf der Nase sitzt eine Fliege, und dann geht meist alles von alleine.“
Auffrischungskurse sind wichtig
Wer am Ende Bremsen, Schulterblick, Handzeichen und Ausweichmanöver beherrscht, darf mit auf eine Tour an den Rhein oder durch Riehl und erhält eine Teilnahmebescheinigung. Wie wichtig die Auffrischungskurse sind, merkt Prinz nicht nur an der Unkenntnis über Verkehrszeichen, die selbst Führerscheinbesitzer an den Tag legen.
Darum werden immer zwei Stunden lang auch die Verkehrsregeln gepaukt, „Das mindert schon viele Konflikte mit Autofahrern oder Fußgängern.“ Sie lehrt Augenkontakt auch dann aufzunehmen, wenn man Vorfahrt hat. „Und kein Schulterblick heißt Todesurteil. Ich muss ja da draußen überleben.“
Wenn Prinz Menschen begegnet, die vom Rad springen, weil sie nicht bremsen können, oder aus Angst vor Begegnungsverkehr absteigen und warten, denkt sie: Die müssten mal zu mir in den Sicherheitskurs kommen.“