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Schulpsychologischer Dienst25 Psychologen kämpfen in Köln gegen Mobbing

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Mit Blume am Revers trafen sich die 25 Mitarbeiter des Schulpsychologischen Dienstes mit Dezernentin Dr. Agnes Klein (3.v.r.) im Rautenstrauch-Jost-Museum.

Köln – Als in Köln vor 60 Jahren der erste Schulpsychologische Dienst in Nordrhein-Westfalen eingerichtet wurde, war das Pionierarbeit. Lehrer, die auch Psychologen waren, schauten sich die „Problemschüler“ an. Unregelmäßiger Schulbesuch hing damals meist mit der kriegsbedingt veränderten Familiensituation zusammen. Gewalt auf Schulhöfen war ein Thema, und der Umgang der Lehrer mit diesen Schülern „unbefriedigend“.

Der Blick zurück gehörte mit zum Jubiläum, das der Schulpsychologische Dienst gestern im Rautenstrauch-Jost-Museum feierte. Während die ersten beiden Psychologen 1963 auf Kosten der Stadt angestellt wurden, sind die 25 Mitarbeiter von heute gemischt finanziert: 13,9 Stellen zahlt die Stadt, 6,5 das Land. Seit zehn Jahren ist die Besetzung konstant. So ist jede Stelle für 17 Schulen, 7590 Schüler und 540 Lehrer zuständig, und jede Schule hat ihren festen Ansprechpartner.

Mobbing im Internet nimmt zu

Mehr als 1200 Fälle sind in Arbeit. Der Umfang der Hilfemöglichkeiten ist nicht nur durch die Fusion mit der Familienberatung im Jahr 2007 gewachsen: Lern- und Leistungsschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeit, Konzentrationsschwächen, Schulformwahl, Fernbleiben vom Unterricht, Konflikte mit Schule und Lehrern, Mobbing... die Liste ist lang, weshalb Eltern Hilfe suchen können. Und gerade Mobbing nimmt zu – auch wegen der neuen technischen Möglichkeiten, per Internet andere zu quälen. So steckt Mobbing oft hinter dem ebenfalls stark steigenden Problem namens „Schulabstinenz“.

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„Im Fall eines Sechstklässlers berichtete uns seine Mutter von unerklärlichen ,Bauchschmerzen‘ und ,Kopfschmerzen‘, wegen denen ihr Sohn häufig nicht zur Schule gehen könne“, sagte Bereichsleiterin Ute Schnell-Micka. Die Schulpsychologen entlarvten die Ausrede: Der Junge wurde gehänselt. Gespräche mit Eltern, Lehrern und Mitschülern machten den Weg für eine normale Schullaufbahn frei.

Die Schüler, denen die Psychologen helfen müssen, werden immer jünger. Früher setzten sie bei Klasse fünf an, nun schon zu Beginn der Grundschule. Zwei Jahre nach dem Amoklauf von Erfurt richtete Köln ein Krisenmanagement ein, um auch besser mit Tod und Gewalt umgehen zu können. Steigende Schülerzahlen erfordern eigentlich mehr Personal. Derzeit helfen sich die Psychologen, indem sie Lehrer für Krisen und Probleme schulen.