Der Radklassiker fand am Sonntag zum 107. Mal statt – und ist scheinbar so beliebt wie noch nie. Ob es bald noch mehr Startplätze geben soll, verrät Veranstalter Markus Frisch.
Über 8000 Fahrerinnen und FahrerRadrennen Rund um Köln stellt neuen Teilnahme-Rekord auf

Gleich nach dem Start ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der sogenannten Jedermann-Rennen über 60 und 120 Kilometer rauf auf die Severinsbrücke und in Richtung Bergisches Land.
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Es ist das Event in der Domstadt, bei dem wohl die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Rad anreisen: Rund um Köln. Eine Stunde vor Rennbeginn um 9 Uhr waren in Meschenich und weiteren Außenbezirken die Radfahrenden mit der Startnummer auf dem Rücken und am Fahrrad auf dem Weg zum Rheinufer. So wurden aus den 60 oder 120 Kilometern auf den beiden Rund um Köln-Strecken, die im Rheinauhafen starten, gerne noch ein paar Kilometer mehr.
Mehr als 8000 Fahrradbegeisterte machten sich am Sonntag auf den Weg, eine der insgesamt drei Strecken zu absolvieren. Dabei gab es auch kurzfristige Umbesetzungen: Ein Pfundskerl mit Schnurrbart rollte über die Startlinie und hatte Franziska auf dem Namensschild stehen. Der Start der kürzesten, der 30-Kilometer-Runde, erfolgte an der Bensberger Straße in Bergisch Gladbach-Heidkamp.
Für die Startenden in Köln gab es bereits nach wenigen Kilometern den ersten großen Motivationsschub: Auf der Severinsbrücke schickten die Damen von den „Cyclits“ – einem Kölner Radfahrkollektiv für Frauen – die Teilnehmenden mit lautstarker Unterstützung und Anfeuerungsrufen in Richtung Bergisches Land.

Am Straßenrand motivierten die Zuschauenden mit Plakaten und Jubelrufen.
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Das Frauen-Kollektiv hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich für die Sichtbarkeit der weiblichen Fahrerinnen im Radsport einzusetzen. So gab es bei der 107. Ausgabe des Radklassikers am Sonntag bereits zum zweiten Mal einen eigenen Startblock nur für Frauen. „Die Frauen nehmen es an. Leider ist der Prozentanteil beim Radsport noch nicht so groß. Es findet gerade eine Veränderung weg vom klassischen Männersport statt und ich würde mich freuen, wenn noch mehr Frauen den Radsport für sich entdecken“, erklärte Veranstalter Markus Frisch.
Dabei geht es laut Gründerin Alexandra Jontschew vor allem darum, die Angst vor der Teilnahme am Rennen zu nehmen. „Frauen haben viel mehr Hemmungen“, sagte Jontschew. Anna Scholzen, die eine von rund 30 Teilnehmerinnen der Frauen-Initiative am Sonntag war, erklärt: „Das Rausfahren aus der Stadt ist bei diesen Rennen kritisch, es gibt viele Schlaglöcher und nicht jeder kann mit den Geschwindigkeiten umgehen. Es gab auch gleich zu Beginn einen Sturz.“ Um das Gerangel, das man vor allem bei Radsport-Übertragungen im Zielsprint sieht, auch am Start zu entzerren, gibt es den Startblock nur für Frauen.
Sobald es aus dem Stadtgebiet raus ging und sich an der neu eingeführten Streckentrennung in Rath/Heumar die 60 und 120 Kilometer-Strecken nach rechts und links aufteilten, entzerrte sich das Feld der Teilnehmenden. „Ab dem Bergischen war es richtig gut zu fahren, auch der Abschnitt wieder nach Köln rein, das hat sehr viel Spaß gemacht“, berichtete Anna Scholzen (30), die als Zweite in ihrer Altersklasse Masters die Ziellinie überquerte und in der Gesamtwertung der Frauen unter den Top10 landete.

Schon die Kleinen haben bei Rund um Köln das Ziel fest im Blick.
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Etwas Kritik an der neu gestalteten Streckenführung gab es vom noch jungen „Colonius Cycling Club“ aus Ehrenfeld. Peter Otten hatte sich gemeinsam mit Vereinskameraden auf die 60 Kilometerstrecke gemacht: „Die Serpentinen bei Odenthal fehlen!“ Mit seiner Zeit von 1:53 Stunden ist er mehr als zufrieden. Bei einer Geschwindigkeit von fast 40 Kilometer pro Stunde im Durchschnitt gilt jedoch Konzentration: „Es sind nicht alle gewohnt in Gruppen zu fahren, man muss schon die ganze Zeit fokussiert sein.“ Auch die Gruppe rund um Otten erlebte rund acht Kilometer vor dem Ziel noch einen Unfall an einer Verkehrsinsel. „Insgesamt hat es dieses Jahr deutlich weniger Unfälle gegeben als im vergangenen Jahr“, erklärte Markus Frisch.
Der Organisator des Radrennens, der mit seiner Kölner Ausdauersport GmbH auch den Marathon im Oktober und den Triathlon im September veranstaltet, war gut gelaunt und sichtlich zufrieden, kurz bevor die Profis nach mehr als 180 Kilometern Elite-Rennen ins Ziel einfuhren. Da hatte der Besenwagen gerade die letzten Teilnehmer über die Ziellinie geschoben.
Erstmal bleiben wir bei den 8000 und werten die Veranstaltung aus. Ich kann mir vorstellen, dass es mal 10.000 werden, aber kein Rekord um jeden Preis. Bei uns steht Qualität vor Quantität.
Kurz zuvor waren noch die Pänz im Alter von 2 bis 5 Jahren ihr eigenes kleines Rennen gefahren. „Es ist ein schöner Radsporttag gewesen. Es war schon etwas frisch am Morgen, aber mittags kam noch die Sonne raus.“ Auf die Frage, ob Rund um Köln noch weiter wachsen will, antwortete Frisch: „Erstmal bleiben wir bei den 8000 und werten die Veranstaltung aus. Ich kann mir vorstellen, dass es mal 10.000 werden, aber kein Rekord um jeden Preis. Bei uns steht Qualität vor Quantität.“
Frisch nutzte die Gelegenheit, um allen Helfern am Rand der Strecke zu danken. „Ohne würde so eine Veranstaltung nicht funktionieren.“ Und um den Termin für das kommende Jahr zu verraten: Die 108. Ausgabe von Rund um Köln soll am 17. Mai 2026 stattfinden.
Dabei kommt es für die Ausdauersport-Organisatoren noch auf ein Votum der UCI, des Radsportdachverbands an, die im Juli entscheidet, wann welche Klassikerrennen für das nächste Jahr eingeplant werden. Auch die Entscheidung, ob das Rennen 2026 nicht mehr drittklassig, sondern zweitklassig in der ProSeries eingestuft wird, soll die UCI Mitte Juli treffen.