Klinik-Schließung in KölnBürgerbegehren soll Kinderklinik und Krankenhaus Holweide retten

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Bürgerbegehren Erhalt Kinderkrankenhaus in Riehl und Krankenhaus Holweide: Ulrich Höver und Initiatoren Katharina Bücken und Najib Ramz (v.l.)

Übergabe der Unterschriften im Bezirksrathaus Innenstadt: Initiatoren Katharina Bücken und Najib Ramz mit Bürgeramtsleiter Ulrich Höver (l.).

Genug Unterschriften hat das Begehren nicht. 57.000 Namen auf einer Petition machen trotzdem Hoffnung auf Änderung des Ratsbeschlusses.

Angestrengt schleppt Najib Ramz drei prall gefüllte Ordner in das Bezirksrathaus der Innenstadt. Fast 11.500 Menschen haben ihren Namen auf die Unterschriftenzettel des Bürgerbegehrens gesetzt, das den Erhalt des Kinderkrankenhauses in Riehl und des Krankenhauses in Holweide fordert - und das innerhalb von vier Wochen. Im Juni beschloss der Rat die Schließung der Standorte und dafür die Zentralisierung medizinischer Leistungen im Krankenhaus Merheim. Auch wenn die Ordner schwer wiegen: Genug Unterschriften hat das Begehren nicht bekommen, rund die Hälfte fehlt. Hoffnung haben die Initiatoren trotzdem, denn der Rat kann seine Entscheidungen theoretisch dennoch korrigieren. Ein Argument dafür wären die 57.000 Unterschriften einer Online-Petition, die kurz nach dem Ratsbeschluss ins Leben gerufen wurde. 

Ein Bürgerbegehren ist die rechtliche Möglichkeit der Stadtbevölkerung, Beschlüsse vom Rat zu kippen. Im Gegensatz zu einer Online-Petition ist es an strenge Anforderungen geknüpft. Die Initiatoren, zu denen als 1. Vorsitzender des Bürgervereins „Für Nippes“ auch Ramz gehört, hatten vier Wochen Zeit, um rund 23.000 Unterschriften zu sammeln. Von Digitalisierung ist dabei keine Spur: Jede Unterschrift musste handschriftlich abgegeben werden. Ramz und sein Team waren dafür auf Märkten, in Cafés und Kitas oder Geschäften unterwegs.

Unterschriften gegen „Gesundheitscampus“ in Merheim

Um eine ortsnahe Versorgung zu erhalten, will das Begehren die Schließung der Klinik in Riehl und des Krankenhauses in Holweide bis zum endgültigen Umzug beider Häuser nach Merheim in 2031 abwenden. Die zentrale Versorgung in Mehrheim soll hingegen Kosten der Kölner Kliniken sparen und für kürzere Wege zwischen medizinischen Fachabteilungen sorgen. 

Die Klinik in Merheim wird massiv zum hochmodernen „Gesundheitscampus“ ausgebaut. Dort soll eine komplett neue Kinderklinik entstehen. Mit Hinblick darauf, dass Köln nicht für seine schnellen Fortschritte auf städtischen Baustellen bekannt ist, kommen Unterstützer des Begehrens und SPD-Politiker Walter Schulz Zweifel: „Es gibt ein Versprechen, bis 2028 stünde eine neue Klinik, das ist völlig unmöglich“, sagt er schlicht.

Es hat bereits ein innerer Abbau begonnen, bevor der Ausbau begonnen hat.
Walter Schulz, SPD-Politiker und Unterstützer des Begehrens

Das Kinderkrankenhaus werde aufgegeben, ohne dass es ein sichtbares neues Angebot gebe. „Die Versorgung läuft aktuell zwar noch, aber im Bewusstsein, dass sie bald abgebaut werden, verschwindet nach und nach auch die exzellenten Leute aus den Krankenhäusern. Viele suchen jetzt schon nach einer neuen Stelle“, erklärt Schulz. „Es hat bereits ein innerer Abbau begonnen, bevor der Ausbau begonnen hat.“

Die Kinderklinik sei einst wegen der gut erreichbaren Lage an der Amsterdamer Straße gebaut worden. „Diese Stelle ist eine Perle für Investoren“, meint Schulz. „Es gibt eine Aussage der Kämmerei, dass das Grundstück zur Gegenfinanzierung verkauft werden soll.“ 

Das Krankenhaus Holweide ist die einzige Versorgung im zweitbevölkerungsreichsten Stadtbezirk Kölns. Linksrheinisch sei das Krankenhausnetz dichter. „Drei Kilometer bis zum nächsten Krankenhaus hört sich wenig an, aber wenn man sie zu Fuß laufen muss, ist das eine harte Sache“, sagt Schulz. Einkommensschwache Menschen ohne Auto müssen im Falle eines Gesundheitscampus längere Wege auf sich nehmen. „Wir geben nicht auf. Das ist erst der Anfang“, sagt Ramz. 

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