Vom 19. bis zum 29. September bietet das Festival Spiel- und Kurzfilme, sowie Dokus.
Programm für KölnWelche berührenden Geschichten das Afrika Film Festival erzählt
Das Meer spült um die Füße von Vater und Sohn. In vertrauter Stille sitzen sie nebeneinander im Sand. Sie sind zu zweit, so wie meistens, denn Mamargade ist alleinerziehend. In einem Dorf in Somalia versucht er, seinem begabten Jungen im Grundschulalter das bestmögliche Leben zu bieten. Von Tag zu Tag schlägt er sich mit mehreren Gelegenheitsjobs durch. Die beiden werden zu einer ungewöhnlichen Patchwork-Familie als Mamargades Schwester kurzerhand in das kleine Zuhause ihres Bruders einzieht. Sie hat ein Tabu gebrochen: die Scheidung von ihrem Ehemann.
Hoch emotional und nahbar sind die Filme, die während des diesjährigen Afrika Film Festivals in Köln laufen. Von heute an bis zum 29. September werden 72 Streifen im Filmforum Museum Ludwig mit englischen Untertiteln gezeigt. Darunter Dokus, Kurzfilme und Spielfilme, wie das eingangs beschriebene Werk „The Village Next To Paradise“ (25. September). Alle nehmen Afrika oder die afrikanische Diaspora (Menschen mit Wurzeln in Afrika, die nicht auf dem Kontinent leben) in den Blick. Kuratiert wurden die Filme von einem Schwarzen Team, das aus über 600 Einsendung wählte.
„Das Besondere ist, dass man auf dem Festival authentische, realitätsnahe Geschichten aus Afrika und nicht über Afrika sieht“, sagt Sebastian Fischer, Geschäftsführer. Einige der Filme wurden bereits auf Filmfestivals wie den Filmfestspielen von Cannes gezeigt. „Es ist ein Vorurteil, dass diese Filme nicht hochwertig sind. Überall auf dem Kontinent sind junge, kreative Menschen, die sich mit Film beschäftigen.“
Festival in Köln: Emotionale Spielfilme und Dokumentationen
Den Verlust seiner Frau vor zwei Jahren kann Demba nicht verkraften. Dass er nach 30 Jahren in den Ruhestand gehen muss, zieht ihm schließlich völlig den Boden unter den Füßen weg. Er wird depressiv, doch in seinem Land, dem Senegal, gibt es kein Wort für diese Krankheit. Das Thema werde auch in afrikanischen Gesellschaften oft stigmatisiert, sagt Fischer. Besonders interessant sei deshalb das anschließende Gespräch über den Film „Demba“ (22. September) mit dem Regisseur Mamadou Dia.
Auch für Kinder bietet das Festival einen Film. Neneh wird als erstes Schwarzes Mädchen an einer renommierten Pariser Ballettschule aufgenommen. Doch willkommen ist sie dort nicht. Mut macht der Film „Neneh Superstar“ laut Fischer, „weil das Mädchen sich trotzdem durchkämpft“. Er läuft am 21. September im Rautenstrauch-Jost-Museum.
„Für viele Filmemacher ist das Medium Film die einzige Möglichkeit, irgendwie auf Themen aufmerksam zu machen“, sagt Fischer. Oft seien Radio und Fernsehen kontrolliert. Dem Festival sei es daher wichtig, ihnen Raum zu geben. So auch in der schillernden Doku „This is Ballroom“ (20. September). Sie porträtiert die brasilianische Szene um die extravagante Tanzrichtung Ballroom, die ihren Ursprung in Harlem hat, wo sie auch von afroamerikanischen Menschen begründet wurde.
Mit den Auflagen für ein Visa kämpft hingegen eine kongolesische Band in einer anderen Doku. Ihre Europatournee scheiterte an den vielen Auflagen. „Man vergisst schnell, wie selbstverständlich es für uns ist, einfach in den Flieger steigen und überall auf der Welt hinzureisen“, sagt Fischer über den nach der Band benannten Film „Kin'Kongolo Kiniata“ (20. September).
Schirmherrin berät Präsidenten Frankreichs
Fast 40 Filmemacherinnen und Filmemacher aus Afrika und der Diaspora werden beim Festival anwesend sein. Nach ihren Filmen ist eine halbe Stunde Zeit, um ihnen Fragen dazu zu stellen. In Diskussionen geht es zum Beispiel um die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion in Dokus (27. September). Bei Workshops können Besuchende selbst aktiv werden. Der postkoloniale Stadtrundgang ist laut Fischer jedes Jahr besonders beliebt und schon ausgebucht.
Schwer beeindruckt ist Fischer auch von der diesjährigen Schirmherrin Liz Gomis aus Frankreich. In einem vom Präsidenten Emmanuel Macron gegründeten Ausschuss für Afrika ist die Journalistin und Filmemacherin seit Jahren Mitglied. Der Ausschuss soll den Präsidenten mit unabhängigen Infos über Afrika und der Beziehung des Kontinents zu Frankreich beraten. „Sie bewegt sich auf der einen Seite auf einer hohen politischen Ebene .“ Andererseits kümmere sie sich − wie durch ihre Schirmherrschaft − bodenständig um die Community.
Tickets für den Eintritt zu den Filmen des Festivals gibt es ab 5 Euro online. Alle Infos gibt es hier.