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AusschussErzbistum benennt Hannelore Bartscherer nicht mehr für Radio-Gremium

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Hannelore Bartscher.

Köln – Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Wenn Hannelore Bartscherer als Vorsitzende des Katholikenausschusses die Bistumsleitung kritisierte, dann ließen ihre Worte an Deutlichkeit nichts vermissen – und waren dennoch immer wohl abgewogen.

Da dürfte des öfteren manch ein Kirchenoberer die Faust in der Tasche geballt haben, denn auf die Vorsitzende des Laiengremiums hat der Klerus keinen Zugriff. Jedenfalls nicht direkt. Jetzt scheint es aber so, als habe die Bistumsleitung doch noch einen Weg gefunden, zu kontern. Völlig überraschend musste Bartscherer den Vorsitz in der Veranstaltergemeinschaft von Radio Köln (VG) vor Ende der Wahlperiode abgeben.

Gesellschaftlich relevante Gruppen entsenden Mitglieder

Die VG ist ein eingetragener Verein, der zusammen mit der Chefredaktion das Programmschema bestimmt. Gesellschaftlich relevante Gruppen entsenden Mitglieder. So auch die Kirche. Vor über 25 Jahren wurde Hannelore Bartscherer vom Bistum Köln benannt. 2018, nachdem sie nicht mehr für den Vorsitz des Katholikenausschusses kandidierte, wurde sie für drei Jahre zur Vorsitzenden der VG gewählt.

Allerdings war im vergangenen Mai der Zeitpunkt gekommen, zu dem das Erzbistum die Benennung erneuern musste. In den vergangenen 25 Jahren war das stets eine Formalie. Dieses Mal nicht. Für die VG völlig überraschend wurde Hannelore Bartscher nicht mehr benannt. Die offizielle Begründung der Bistumsverwaltung: Man wünsche auf dieser Position einen Geschlechterwechsel.

Im Rundfunkgesetz gibt es einen Passus, wonach bei Neubesetzungen ein Mann auf eine Frau und umgekehrt folgen soll

„Da haben die aber ganz tief im Rundfunkgesetz gesucht“, entfährt es einem VG-Mitglied, das ungenannt sein möchte. Zwar ist es Aufgabe des Gremiums, für Meinungsvielfalt und Pluralität zu sorgen, seine Mitglieder indes dürfen sich nicht frei über interne Vorgänge äußern. In der Tat: Im Rundfunkgesetz gibt es einen Passus, wonach bei Neubesetzungen ein Mann auf eine Frau und umgekehrt folgen soll.

Er stammt aus Zeiten lange vor der Quoten-Debatte und ist schon längst nicht mehr geübte Praxis. Dass das Bistum ihn nun aus dem Hut zaubert, bezeichnet ein weiteres VG-Mitglied als „kein Zufall“. Eine mutige Frau sei bewusst abgestraft worden. „Das sagt viel über den Zustand der Kirche aus.“

Hannelore Bartscherer selbst will das alles nicht groß kommentieren

Statt Bartscherer hat das Bistum nun den ehemaligen Geschäftsführer des Haus- und Hofsenders Domradio, Hermann-Josef Johanns, benannt. Dabei wurden traditionell immer die Vorsitzenden des Katholikenausschusses berufen. In dieser Kontinuität wäre das nun Gregor Stiels gewesen. Ebenfalls ein ausgewiesener Kritiker der Position Kardinal Woelkis zu Kirchenreformen. „Ich finde den Umgang mit Frau Bartscherer sehr bedenklich und auch bezeichnend. Im Bistum werden zurzeit alle Positionen nur noch mit Richtungsgetreuen besetzt“, sagt er.

Hannelore Bartscherer selbst will das alles nicht groß kommentieren. Nein, vom Bistum habe keiner mit ihr das Gespräch gesucht. „Ich hätte gerne die drei Jahre meiner Amtszeit als VG-Vorsitzende noch zur Verfügung gestanden. Und ja, das Ende hätte ich mir anders vorstellen können.“

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Warum musste es so kommen und was sind die Beweggründe? Die knappe Antwort des Generalvikariats auf fünf dezidierte Nachfragen dazu von der Rundschau: „Das Erzbistum ist Frau Bartscherer dankbar für Ihr Engagement und hat dies auch zum Ausdruck gebracht. Wir freuen uns, dass mit Herrn Johanns ein in Fragen des Rundfunks erfahrener Fachmann für die Nachfolge gewonnen werden konnte.“