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Reihe „Colonia Romanica“Förderverein „Romanische Kirchen“ stellt sein neues Jahrbuch vor

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Stellten das neue Jahrbuch vor der Sakramentskapelle in St. Peter vor: Helmut Loggen und Gabriele Oepen-Domschky vom Förderverein Romanische Kirchen mit Pfarrer Stephan Kessler (v. l.).

Stellten das neue Jahrbuch vor der Sakramentskapelle in St. Peter vor: Helmut Loggen und Gabriele Oepen-Domschky vom Förderverein Romanische Kirchen mit Pfarrer Stephan Kessler (v. l.). 

Das Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen beleuchtet Bergkristall-Kunst und mehr.

„Das Cover-Foto rockt.“ Buchverleger Claus Bachem war sichtlich begeistert, als der Förderverein Romanische Kirchen in der Kirche St. Peter sein neues Jahrbuch vorstellte. Den 37. Band aus der Reihe „Colonia Romanica“ ziert einen Löwenfigur aus Bergkristall, die ein Türmchen aus vergoldetem Kupfer trägt. Dabei handelt es sich um ein prachtvolles Objekt aus dem Kirchenschatz von St. Ursula, das vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert in Basra im heutigen Irak entstanden ist.

Diesem meisterhaftem Beispiel abbasidischer Kunst sowie zwei weiteren orientalischen Bergkristallgefäßen aus dem 11. Jahrhundert widmet sich das Jahrbuch in einem Artikel von Marcus Pilz mit dem   Titel „Löwe, Fisch und Backenzahn“. Wobei sich Fisch und Backenzahn ebenfalls auf die Form der Objekte beziehen – in diesem Fall auf zwei Reliquienbehälter, die das Salierkreuz aus St. Severin zieren. Die drei Objekte, deren Herkunft lange unklar war, sind Zeugnisse der hohen Wertschätzung, die solche Beispiele islamischer Kunst im Mittelalter auch in Köln genossen.

Seit 2019 hat der Förderverein monothematische Publikationen zu einzelnen Kirchen und Themen präsentiert, nun legt er mit Band 37 wieder ein Werk mit verschiedensten Beiträgen zu Kölns romanischen Kirchen   vor. Darunter ist ein Aufsatz von Ulrike Spengler-Reffgen über die Inschriften in der Sakramentskapelle von St. Peter, den der neue Vereinsvorsitzende   Helmut Loggen und Geschäftsführerin Gabriele Oepen-Domschky zum Anlass nahmen, den Band dort gemeinsam mit Pfarrer Stephan Kessler zu präsentieren.

Die Themenvielfalt reicht von Archäologie über mittelalterliche Buchkunst   bis zur Kirchenausstattung nach 1945. Auch ein Blick auf Restaurierungsarbeiten in St. Maria im Kapitol gehört dazu. Die Wandmalereifragmente in der Krypta wurden durch frühere Restauratoren, Feuchtigkeit und die Nutzung als Salzlager schwer beschädigt.

Besonders spannend angesichts der aktuellen antisemitischen Tendenzen ist ein Beitrag über den Nikolauszyklus in St. Maria Lyskirchen mit dem Titel „Ikonen, Bilderschändung und die subtile Bildsprache des mittelalterlichen Antijudaismus“. Wie Autorin   Miriam Guth darlegt, entstanden die Gewölbemalereien um 1270, also rund 80 Jahre, bevor beim Pogrom von 1349 sämtliche Juden in Köln getötet oder vertrieben wurden. Sie zeigen Szenen aus der „Legenda aurea“ des Jacobus de Voragine , nach der ein Jude eine Ikone des heiligen Nikolaus in seinem Haus aufstellte und ihr Prügel androhte, falls sie nicht auf seine Schätze aufpassen würde. Als Diebe diese kurz darauf stahlen, peitschte und geißelte er die Ikone. Solche Motive bilderschändender Juden wie in Lyskirchen   hätten „historisch zur weiteren Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden gesorgt und tun dies bis heute“, betont Guth. „Die Bildsprache kann subtil sein und ist dadurch besonders gefährlich.“

Colonia Romanica 37. Jahrbuch des Förderverein Romanische Kirchen Köln. Bachem Verlag. 168 Seiten, 19,95 Euro.