Köln im EinkommensvergleichDas Geld ist ungleich verteilt

Geld macht den Unterschied: In Lindweiler leben vergleichsweise viele Hartz-IV-Empfänger.
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Köln – In Hamburg fährt fast jeder neunte Autobesitzer Mercedes – in Köln nur jeder zwölfte. In Berlin verfügt jeder Einwohner über durchschnittlich 15 843 Euro Nettoeinkommen im Jahr – in Köln sind es fast 5000 Euro mehr.
Das Geld ist ungleich verteilt: Die reichsten zehn Prozent der deutschen Haushalte besitzen laut Reichtums- und Armutsbericht der Bundesregierung 53 Prozent des Vermögens. Auch die Bundesländer, Städte und Regionen lassen sich nach den Einkommen und Vermögen ihrer Bewohner in reiche und arme einteilen. Daten, die die Rundschau zusammengetragen hat, zeigen: Köln ist eher reich als arm. Doch in einigen anderen Städten sind die Menschen noch wesentlich reicher. Die Zahlen von Forschern und staatlichen Statistikern belegen zudem: Auch innerhalb Kölns sind Armut und Reichtum ungleich verteilt.
Am besten erfasst ist die Armut: Sozial- und Arbeitsämter registrieren sie routinemäßig, zum Beispiel als Zahl der Hartz-IV-Empfänger. In Köln bezogen Ende des Jahres 2011 laut Statistischem Landesamt 133 615 Menschen sogenannte Mindestsicherungsleistungen. Das waren 13,1 Prozent aller Kölner. Die Verfasser des Landessozialberichts haben Köln in einer Grafik deshalb dunkel eingefärbt: Die Stadt gehört zu den NRW-Kommunen mit vergleichsweise hohen „Mindestsicherungsquoten“. Fast allen anderen Großstädten des Landes allerdings geht es genauso. Nur auf dem Land ist der Anteil derjenigen, die auf Geld vom Staat angewiesen sind, viel geringer: Im Oberbergischen Kreis etwa liegt die Quote bei nur 6,4 Prozent. Viel höher liegt die „Mindestsicherungsquote“ in einigen Ruhrgebietsstädten, in Gelsenkirchen etwa bei 19 Prozent.
Das Statistische Landesamt ermittelt zudem, wie viele Menschen in den Städten und Kreisen des Landes von Armut gefährdet sind. Die Statistiker berechnen dazu, wie vielen Menschen gemessen an der landesweiten Verteilung nur ein sehr geringes Einkommen zur Verfügung steht. Den Daten aus dem Jahr 2011 zufolge ist in Köln fast jeder fünfte Einwohner von Armut bedroht, genau genommen sind es 19,1 Prozent. Die Armutsgefährdungsquote ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozentpunkte gestiegen. Köln aber liegt mit dem Wert im bundesweiten Großstadtvergleich noch immer recht genau in der Mitte: In München liegt die Armutsgefährdungsquote bei 14,4 Prozent. In Dortmund aber beträgt sie 23,2 Prozent.
Jedem Kölner stand im Jahr 2009 statistisch ein Einkommen in Höhe von 20 298 Euro zur Verfügung. Die vom Statistischen Landesamt ermittelte Zahl ergibt sich nach Abzug von gezahlten Steuern und Sozialabgaben sowie nach Hinzurechnung von erhaltenen Sozialleistungen: Sie gibt wieder, wie viel Geld den Menschen für Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung steht. Köln ist auch in diesem Vergleich Mittelmaß: In Düsseldorf etwa fließt mit 22 520 Euro mehr Geld auf die Konten der Einwohner. Der NRW-Durchschnitt liegt aber etwas unter dem Kölner Wert, bei 19 682 Euro. Es lohnt sich zudem ein Blick auf die Verteilung der Einkommen: Laut Stadt standen im Jahr 2010 11,9 Prozent der Kölner Haushalte netto weniger als 900 Euro je Monat zur Verfügung. In 25,2 Prozent der Haushalte betrug das Nettoeinkommen mindestens 2600 Euro.
Ein Problem für die Statistiker ist der Reichtum: Wie viel Geld die Kölner horten, wie viel sie in Aktiendepots oder Immobilien angelegt haben, das kann kein Amt verlässlich sagen. Es gebe derzeit schließlich keine Vermögenssteuer, sagt eine Sprecherin des Statistischen Landesamts. Viele statistische Daten stammen aus den Steuererklärungen – und in den Formularen gibt es eben kein Feld für das Vermögen. Anhand der Einkommen aber lässt sich der Reichtum erahnen: Die Landesstatistiker erstellen gelegentlich eine Rangliste der Städte mit den meisten Einkommensmillionären. 119 Kölner versteuerten 2007 – im Jahr der jüngsten Erhebung – Einkünfte von mehr als einer Million Euro.
Die Stadt hat damit 3,5 Einkommensmillionäre je 10 000 Einwohner und liegt unter den kreisfreien NRW-Städten auf Platz vier. Der Mercedes-Vergleich lässt Kölns Rang in der bundesweiten Reichtumsliste erahnen: Dem Versicherungsportal Transparo zufolge fahren in Hamburg, München und Frankfurt etwas mehr Autos mit Stern. In Berlin aber sind es weniger als in Köln.