Bestand schrumpftSo sollen Wildbienen in Kölner Altstadt Unterschlupf finden

Im Einsatz für Bienen: Mathias Roth, Meike Thoma, Christiane Martin, Joachim Groth und Thomas Günther (v.l.).
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Köln – Den Wildbienen in der Altstadt geht das Futter aus. Denn immer mehr Bäume müssen gefällt werden für die Neugestaltung von Plätzen und historischen Orten. Natürlich gibt es Ausgleichspflanzungen, aber die brauchen viele Jahre, um zu Nahrungsquellen für die Insekten herauszuwachsen. Ein Dilemma, das der Verein zur Förderung einer lebenswerten Altstadt erkannt hat: Natur- und Klimaschutz einerseits, wirtschaftliche Nutzungsinteressen andererseits. Deshalb bat die Bürgergemeinschaft den Kölner Imkerverein von 1882, gemeinsam eine Lösung anzustreben.
Bürgergemeinschaft verschenkt Bienenhotels an Kölner
Der erste Schritt ist getan: Zehn Bienenhotels verschenkt die Bürgergemeinschaft bis zum Welt-Bienentag am 20. Mai an Kölnerinnen und Kölner, deren Postleitzahl 50667 lautet und die bereit sind, Balkon, Terrasse oder Garten wildbienenfreundlich zu bepflanzen. Eine Liste, welche einheimische Blühpflanzenvielfalt die mindestens 228 Arten zu Tisch bittet, ist unter anderem im Internetauftritt der Stadt Köln zu finden.
Mit dem Wildbienen-Büfett ist es aber nicht getan. Die Insekten brauchen auch Wohnraum, und zwar anders als die Honigbiene, die einen weiten Flugradius hat, unweit des Geburtsortes. Daher die Notwendigkeit, in der Altstadt Wildbienenhotels anzubringen.
Wie das geht, führte die Kreishandwerkerschaft Köln vor. Als der Baum am Buttermarkt umstürzte und keinen Nachfolger bekam, wandelte der Verband die große Dachterrasse seines Sitzes im ehemaligen Stapelhaus an der Frankenwerft um. Die vorhandenen Palmen sind nun mit einheimischen Blühpflanzen vergesellschaftet.
Bienenbestand schrumpft: Mehr naturnahe Blühflächen in Köln nötig
Seitens der Politik unterstützt die grüne Fraktionsvorsitzende Christiane Martin die Suche nach naturnahen Blühflächen. Auch sie ist Imkerin. Die 1,6 Millionen Euro im Haushalt für die Anlage von Blühstreifen in der Stadt freuen sie zwar. „Das war dringend nötig und wird weiter ausgebaut“, meint Martin, die sich wie der Imkerverein und der Verein zur Förderung einer lebenswerten Altstadt auf eine 2017 erschienene Krefelder Studie bezieht.
Demnach ist der Bestand der Fluginsekten, die einen unentbehrlichen Beitrag zur Bestäubung von Obst- und Gemüsepflanzen leisten, seit 1990 um 70 Prozent zurückgegangen. Dennoch müssen in einer Großstadt Nutzungsinteressen und -konflikte im Blick behalten werden. Christiane Martin: Es gibt Nutzungskonflikte, aber zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen argumentiert wird, dass Blühwiesen gemäht werden müssen, damit der Hundebesitzer seinen Dackel sehen kann.“
Wildbienenhotels von guter Qualität tragen Siegel von Naturschutzorganisationen. Geschenkt gibt es sie derzeit von der Bürgergemeinschaft Altstadt, der Imkerverein gibt auf Wunsch kostenlose Beratung.