Die weltweit größte Computerspielmesse öffnete heute erstmals ihre Tore für die Öffentlichkeit - stundenlange Wartezeit an mehreren Ständen.
GamescomSo sah der erste Publikumstag in Köln aus

Das Publikum der Gamescom ist genauso bunt wie die Messestände.
Copyright: Costa Belibasakis
Mit kleinen Campinghockern machen Niko und seine Freunde es sich bequem. „300 Minuten“ leuchtet auf der Anzeige, die Auskunft über die aktuelle Wartezeit gibt. Abschrecken lässt sich die Gruppe davon nicht und nimmt in der langen Schlange Platz, die sich um den weitläufigen Stand windet. Was sind schon fünf Stunden warten nachdem die Gaming-Szene bereits seit zwei Jahren auf das neue Actionspiel „Black Myth: Wukong“ gewartet hat? Mit stoischer Ruhe zieht Niko sein Tablet aus dem Rucksack und fängt an, darauf ein Buch zu lesen. „Mit genug Verpflegung und etwas zum Spielen geht das schon“, schmunzelt er. 15 Minuten lang kommen die geduldigen Gaming-Fans am Ende der Schlange in den Genuss, das ersehnte Spiel am Computer zu testen.
In den blinkenden Hallen der Gamescom prallen Welten aufeinander. Während die einen in dunklen mittelalterlichen Wäldern Trolle bekämpfen, fahren anderen waghalsige Autorennen an einem karibischen Strand - alle völlig versunken in das, was sie tun. Bei 1220 Ausstellenden gibt es scheinbar grenzenlose Möglichkeiten. Diese Menge an Ständen ist selbst für die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele ein neuer Rekord. Schon eine Stunde nach dem Startschuss für den ersten Publikumstag tummeln sich tausende Gäste in den Gängen. Bunte Kostüme blitzen in der Menge auf: Beim „Cosplay“ schlüpfen Leute in die Rolle ihrer liebsten Spiel-Charaktere. Immer wieder werden sie von anderen angesprochen und erhalten bewundernde Komplimente für ihre teils aufwendigen Kostüme.

Auch Niko (Mitte) hat sich für seinen Gamescom-Besuch in einen Anime-Charakter verwandelt.
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Gute zwei Stunden haben die Freundinnen Renee und Melle sich heute morgen fertig gemacht, um so auszusehen wie Anime-Figuren aus einem chinesischen Online-Spiel, an dessen Stand sie jetzt stehen. „In den Kostümen kann man seiner Welt entfliehen“, schwärmt die 24-jährige Rennee. Dafür sind sie um sechs Uhr aufgestanden. Von der pinken Perücke bis hin zu den glitzernden Details an den Kleidern muss alles stimmen. „Mit allem drum und dran kosten die Kostüme um die 200 Euro“, erklärt Melle, als ein Mädchen sie aufgeregt auf die Schulter tippt und nach einem Foto fragt. Auch sie hat sich sich aufwendig in einen Charakter aus dem Spiel transformiert. Hier wird klar: Die Messestände sind für viele Gäste nicht nur eine Chance die neusten Spiele zu testen, sondern auch dafür Gleichgesinnte zu treffen. Für ihren beeindruckenden Auftritt müssen die Cosplay-Fans an jedoch an Komfort einbüßen. „Die Perücken sind ganz schön eng und schwer“, stöhnt sie.
In den Kostümen kann man seiner Welt entfliehen.
Eine Halle weiter stürmen drei junge Männer euphorisch aus einem Stand und ernten neidische Blicke aus der meterlangen Warteschlange, die sehnlichst darauf warten sich vor einen der Test-Computer zu setzen. Der Stand ist zu allen Seiten abgesperrt, „FSK 18“ steht am Einlass. Bei „PayDay“ raubenden Spielende in Teams eine Bank aus. Mit Maschinengewehren bahnen sie sich ihren Weg in den Tresor. „Man steht dabei voll unter Adrenalin“, erklärt der 22-Jährige Noah seine Faszination. Um nicht erwischt zu werden müsse jedoch auch eine Strategie her, die unter Zeitdruck mit den Teammitgliedern ausgelotet werden muss. Noah ist bereits zum siebten Mal auf der Messe und kennt das Publikum gut. Einen typischen Gamescom-Gast gebe es nicht: „Es ist sehr gemischt. Auch bezogen aufs Alter ist alles dabei“, erklärt er.

An dutzenden Computern konnten Gaming-Fans neue Spiele testen.
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Um ein erfolgreiches Spiel zu kreieren, brauch es aber nicht unbedingt fantasievolle Zauberwelten oder blutige Kämpfe. Der Stand, auf dem ein riesiger grüner Traktor prangt, ist der Beweis. Das Spiel „Farming Simulator“ will in den Alltag eines Agrarbetriebs entführen. Egal ob Ackerbau oder Viehzuchtbetreib, Mähdrescher oder Gabelstapler: Möglichst realistisch sollen Spielende ihren eigenen Hof leiten können - ein Job der abseits des PCs eher unbeliebt ist. Vor dem Stand des Simulationsspiel warten jedoch Dutzende gespannt darauf, die neuste Version testen zu können.
Unter den Berufssimulatoren ist auch ein Polizei-Spiel. Eine Testerin steht vor der Entscheidung: Den Mann wegen Falschparkens in Handschellen legen oder doch nur ein Knöllchen verteilen? Am anderen Ende des Gangs versucht sich ein Mann in der Rolle eines Truckers und steuert eine LKW über die Autobahn. Wer auf der Gamescom wandelt, so scheint es, kann mehrere Leben an einem Tag führen.