Die Jubiläumsauflage der internationalen Sommerakademie ist von den Existenzfragen der Freien Kunst-Szene geprägt.
Mit Solo-Programm „After all“Deutzer TanzFaktur feiert Jubiläumsauflage der Sommerakademie

Künstlerischer Leiter Alexander Ernst, Öffentlichkeitsmitarbeiterin Anthea Petermann und TanzFaktur-Geschäftsführer Slava Gepner (v. l.) werben für die 10. Sommerakademie.
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Slava Gepner macht keinen Hehl um die Dramatik der zehnten Auflage des Sommerfestivals an der TanzFaktur. „Ich weiß nicht, ob man überhaupt noch von einem Festival sprechen kann. Wir hatten in den Vorjahren bis zu acht internationale Kompanien über eine Dauer von zwei Wochen am Haus. Dieses Mal ist es mit Solène Weinachter und ihrem Solo-Progamm ‚After all‘ lediglich eine Künstlerin“, erklärt der Geschäftsführer des 2014 gegründeten kulturellen Zentrums für zeitgenössischen Tanz.
Tanz ist Teil der Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit
Weinachters Performance spiegele dabei die Lage vieler Künstlerinnen und Künstler treffend wider, widme es sich doch den Themen Verletzlichkeit, Tod, Trauer und Transformation, so Gepner. Das komprimierte, eigenfinanzierte Programm beinhaltet zudem mehrere Workshops für Amateure und Fortgeschrittene mit Profis wie Victor Rottier, Mourad Bouayad, Amalie Stitz und dem Collectief Mamm. Grund für die angespannte Lage sei die prekäre finanzielle Situation der Stätte verbunden mit Einsparungen im nordrhein-westfälischen Landeshaushalt.
„Uns fehlen monatlich 40.000 Euro für Basiskosten wie Miete, Strom und Personal. Fünf Leute aus dem Team haben uns bereits verlassen. Die Kultur wird in NRW nahezu totgewirtschaftet“, sagt Slava Gepner. Dennoch gehe der Betrieb weiter. Man werde überleben, ist sich der Hausleiter sicher. Dazu ermutigt wird er auch durch eine Online-Petition zugunsten der TanzFaktur. Rund 2.000 Personen bekundeten bereits ihre Solidarität mit der Stätte, an der Institutionen wie das Theater Der Keller oder die Studiobühne Köln in den letzten Jahren eine neue Aufführungsstätte fanden.
Tanz ist Teil der Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit.
Mehr als „Trauerspiel“ denn ein Festival bezeichnet Alexander Ernst die Jubiläumsausgabe des renommierten Events, das in den vergangenen Jahren jungen Talenten aus Europa eine Plattform für die öffentliche Wahrnehmung schuf. Der Dramaturg und Künstlerische Leiter sieht die Veranstaltung als einen Kommentar auf die Förderstrukturen innerhalb der Szene. „Tanz ist Teil der Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit: Von künstlicher Intelligenz, Einsamkeit, körperlicher Gesundheit und Identität bis hin zu TikTok. Tanz ist über alle Grenzen hinweg friedliche Begegnung, Austausch und Freiheit“, befindet Ernst.
„10th Contemporary Dancefestival“, TanzFaktur, 7. bis 16. Juli, Siegburger Straße 233 W, 50679 Köln, 7.-9. Juli: Workshop-Campus mit Victor Rottier („Callus & Analysis“, 10 bis 12 Uhr, 13.30 bis 16 Uhr) und Mourad Bouayad („Playful Improvisation“, 10 bis 12.30 Uhr, 13.30 bis 16 Uhr), 10. bis 12. Juli: Workshop-Campus mit Collectief Mamm („Sharing Momentum“, 10 bis 12.30 Uhr, 13.30 bis 16 Uhr) sowie Amalie Stitz („Floorwork“, 10 bis 12.30 Uhr, 13.30 bis 16 Uhr), 11. Juli, Tanztheater „After all“ (20 Uhr) von und mit Solène Weinachter, www.tanzfaktur.eu