Unser Redakteur durfte hinter die Kulissen der Sanierung des Hansa-Gymnasiums blicken. Die Generalinstandsetzung scheint kurz vor der Zielgeraden zu sein.
Schulbau in KölnWarum es mit der Wiedereröffnung des Hansa-Gymnasiums diesmal klappen kann

Das Hansa-Gymnasium vom Gereonswall aus: Auf der rechten Seite der Neubau, in der Mitte die große Platane, die erhalten bleibt. Dahinter der eingerüstete Altbau aus dem 19. Jahrhundert.
Copyright: Moritz A. Rohlinger
Vielen Kölnerinnen und Kölnern ist die gefühlt endlose Baustelle der Sanierung des Hansa-Gymnasiums ein Dorn im Auge. Der Abschlussjahrgang 2023 ist der erste gewesen, in dem Schüler zwar Abitur am Hansa gemacht, das Gebäude aber nie von innen gesehen haben. Immer wieder verzögerte sich die aufwendige Sanierung. Im nächsten Jahr soll endgültig Schluss sein, die Schüler sollen zum Schuljahr 2024/25 wieder einziehen. Die Rundschau erhielt einen exklusiven Blick auf die Baustelle.
Der erste Eindruck ist imposant. Das 1899 eröffnete Hansa-Gymnasium trägt seit Jahren ein Korsett aus Baugerüst. Die großen Figuren von berühmten Kölnern wie dem Gründer der Schule, Gustav von Mevissen, aber auch von Fantasiefiguren wirken wie im Winterschlaf.
Alle neuen Teile müssen einen reversiblen Eindruck machen."
Das einst als Handelsschule errichtete Bauwerk hebt sich klar von seinen Ergänzungen ab, die über die Jahre dazu kamen. So wie der langgezogene Flügel an der Ritterstraße, aber auch der Erweiterungsneubau am Gereonswall. Allen voran der Lückenschluss, der dem Original-Bauwerk zum Innenhof hin hinzugefügt wurde. „Das war Vorgabe des Denkmalschutzes: Alle neuen Teile müssen einen reversiblen Eindruck machen“, erklärt Irit Damaschek von der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln.
Einfach ein paar Mauern hochzuziehen, reicht da nicht. Architekt Oliver Fellhölter sagt: „Der Denkmalschutz ist ein sehr herausforderndes Thema, wenn man eine Schule aus dem 19. ins 21. Jahrhundert transportieren will“. Dabei hat es bei diesem Projekt mehr als genug Herausforderungen gegeben. Einige Vergabeverfahren blieben ohne Angebot und mussten mehrfach wiederholt werden. Es gab einige Insolvenzen. Plötzlich fehlten die Firmen für elementare Teile der Sanierung, wie zum Beispiel der Dachdecker für Steil- und Flachdach des Altbaus. Auch vom Planungsbüro trennte sich die Stadt und fand mit Fellhölter einen neuen Architekten.

Dieser Drache ist eine der gotischen Figuren, die die Fassade des Altbaus prägen. Das Gitter ist neu und soll vor allem verhindern, dass sich Vögel an der Figur einnisten.
Copyright: Moritz A. Rohlinger
Es war aber vor allem die zu schaffende Struktur, die den Planern vieles abverlangte: Zum einen die Umsetzung der haustechnischen Einbauten in den Bestand, besonders unter Berücksichtigung von Brand- und vor allem Schallschutz. Zum anderen die denkmalgerechte Sanierung der geschützten „Kleinschen Decken“, für die massiver Aufwand nötig war.
Zudem die neue Aula, die gleich eine ganze Etage eingebüßt hat. Die Sanierung des Dachkonstrukts war selbst für den Architekten eine Premiere. „Wir haben viele Höhepunkte. Aber einen so großen, spektakulären Dachstuhl wie in der Aula schweben zu lassen, das habe ich in meiner 40-jährigen Karriere so noch nicht planerisch und baulich umsetzen müssen“, so Fellhölter. Der 60 Tonnen schwere Dachstuhl aus Holz „schwebte“ auf Stahlträgern, während an vielen Stellen Balken ersetzt wurden.
Wiedereröffnung immer wieder verschoben
Die Komplexität der Instandsetzung ist nur einer der Gründe dafür, dass die angepeilte Wiedereröffnung immer wieder geschoben werden musste. Ein Rückblick: 2015 zogen Schülerschaft und Kollegium ins Interim an der Gereonsmühlengasse. 2017 war für die Wiedereröffnung angedacht. Daraus wurde 2018, dann 2020, 2021 und nun eben 2024. Kein Wunder also, dass die Eltern skeptisch sind, ob der Termin diesmal gehalten werden kann.
Im vergangenen Jahr gab es jedoch grundlegende Änderungen, die nun Früchte zu tragen scheinen. Seit dem hat die Sanierung mit der ZAC Bauleitung und Chef Matthias Zoppelt einen neuen Verantwortlichen. Hinzu kam ein neu eingesetztes und laut Zoppelt entscheidungsfreudiges Projektleistungsteam von der Gebäudewirtschaft.
Wir haben eine Verpflichtung den Schülerinnen und Schülern sowie der Elternschaft und auch der Stadt gegenüber, dass das Gymnasium wieder nutzbar wird.
Die neue Leitung räumte auf: Die Planungs- und Entscheidungsprozesse wurden neu koordiniert und beschleunigt. Dazu gehörte es auch, Firmen zu kündigen und Aufträge neu zu vergeben. Zoppelt, der auch für andere Großprojekte in Köln verantwortlich zeichnet, hat die Aufgabe übernommen, das Projekt so schnell wie möglich zu Ende zu bringen. „Wir haben eine Verpflichtung den Schülerinnen und Schülern sowie der Elternschaft und auch der Stadt gegenüber, dass das Gymnasium wieder nutzbar wird“, erklärt der Bauleiter.
Also nahm die Arbeit wieder Fahrt auf. Die reinen Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen sein, im nächsten Jahr folgt die Inbetriebnahme. Läuft alles nach Plan, werden im zweiten Quartal 2024 die Schlüssel übergeben und die Schule kann einziehen. Viele der Möbel stehen schon bereit, einiges ist aber auch schon vorhanden, denn auch das Schulkonzept ist heute ein anderes, als noch vor Jahrzehnten.

Wände aus Glas und großflächige Sitzmöglichkeiten im Flur. Das Hansa-Gymnasium hat auch im Altbau ein modernes Raum-Cluster erhalten, zeigt Architekt Oliver Fellhölter.
Copyright: Moritz A. Rohlinger
Prägnant sind vor allem die Sitzbereiche aus Holz im Flur, vor den Glaswänden, die den Blick in und aus dem Klassenraum ermöglichen. „Der Flur muss heute die gleichen Bedingungen wie der Klassenraum erfüllen“, sagt Sandra Kißmann, Leiterin des Amts für Schulentwicklung. So wird Individual- oder Gruppenarbeit außerhalb des Raums möglich, ohne dass der Lehrer den Überblick verliert. Dafür musste besonders im Altbau viel mit Akustikpaneelen und Hall-Schutz nachgearbeitet werden. Die pädagogischen Raum-Cluster sollen moderne Lernformen auch im modernisierten Gebäude ermöglichen.
Der Rundgang durch die Baustelle mit den Verantwortlichen zeigte dabei nicht nur, wie weit der Bau mittlerweile fortgeschritten ist. Es zeigte auch, dass das Projekt mittlerweile von Personen geleitet wird, die die Sanierung mit Leidenschaft und Zielstrebigkeit vorantreiben. Dieses Team wird sich im nächsten Jahr an seinen Leistungen messen lassen müssen, versprüht aber derzeit Hoffnung, dass der Abiturjahrgang 2024 der zweite und letzte sein wird, der das Haus niemals von innen gesehen hat.