Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Henning WerkerDer Kölner Hochwasser-Bändiger geht in Ruhestand – ein Blick zurück

Lesezeit 4 Minuten
Wasser prägte sein Berufsleben: Henning Werker

Wasser prägte sein Berufsleben: Henning Werker

Rund zehn Jahre lang leitete Henning Werker die Kölner Hochwasserzentrale. Jetzt geht er in Ruhestand. 

Ganz am Anfang seines Werdegangs, da wird es ihm sicherlich mal durch den Kopf gegangen sein: Mein Gott, da muss ja noch viel Wasser den Rhein runterfließen, bis ich mal in Rente gehe.“ Das Wasser ist nun geflossen. Und vieles davon unter seiner fachmännischen Aufmerksamkeit. Kölns Hochwasserpapst, Henning Werker, geht Ende April in den Ruhestand. Rund zehn Jahre leitete er die Hochwasserzentrale und war bei den Stadtentwässerungsbetrieben für den Hochwasserschutz sowie und den Planungs- und Baumaßnahmen zuständig.

Ob ihm beruflich schon mal das Wasser bis zum Hals stand? Nein, so dramatisch ging es nie zu bei Henning Werker. Weil sein Vater als Bauingenieur in Südafrika tätig war, wurde er in Johannesburg geboren. Doch es ging früh zurück nach Köln. Genauer, nach Müngersdorf. Bis heute lebt er dort. Ein Studium des Bauingenieurwesens zuerst in Deutz an der Fachhochschule, später in Aachen an der technischen Hochschule.

„Da wusste ich nicht recht, was mit mir passiert"

Früh wurde er Vater. Vier Kinder wurden es insgesamt. Berufseinstieg beim Landschaftsverband. Von dort zur Stadt Köln. Als sich die Stadtentwässerungsbetriebe gründeten und damit der Abwasserbereich ausgegliedert wurde, ging er mit. Wenn er heute so zurückschaut, war dieser Schritt vielleicht der unsicherste für ihn. „Da wusste ich nicht recht, was mit mir passiert.“

Es passierte nur Gutes. Werker übernahm schnell Führungsverantwortung, wurde zum Hochwasserspezialisten in allen Belangen. „Wenn ich heute so zurückschaue, empfinde ich große Dankbarkeit“, sagt Werker. „Mir hat immer Spaß gemacht, was ich machte“, zieht er berufliche Bilanz. „Ich habe die Gelegenheit bekommen, Sachen wachsen zu lassen und war dabei nie alleine.“  

„Die Hochwasserlage wird dramatischer“

Wie bei der Erziehung der vier Kinder. Die sind längst der Wiege entwachsen und kämen dennoch auch heute noch gerne nach Hause. „Wir müssen irgendwas richtig gemacht haben“, bezieht er dieses Lob vor allem auf seine Frau. Die, betont er, sei immer noch die selbe, die er mit 17 bereits kennengelernt habe, sagt er lachend. „Und gesund bin ich auch noch geblieben.“ Nein, bis zum Hals stand Henning Werker das Wasser wirklich nie. Viel mehr hatte er in seinem Leben stets eine handbreit Wasser unter dem Kiel.

Wie die jungen Menschen ihre Überzeugungen leben, das beeindruckt mich.

Ein Leben wie ein langer ruhiger Fluss? Zumindest ist der Rhein nicht über die Stränge geschlagen in der Zeit, in der Werker das Hochwasser zu bändigen hatte. Hochwasser hat es natürlich gegeben, aber nicht mehr ein so katastrophales wie 1995. Also alles nicht so wild mit dem Klimawandel?

Werker winkt ab: „Die Hochwasserlage wird dramatischer“, prophezeit er.   Die Extreme würden zunehmen. Starkregen auf der einen, Dürre auf der anderem Seite. „Irgendwann werden wir auch wieder ein extremes Hochwasser im Rhein erleben, das ist nur eine Frage der Zeit.“ Und bis dahin würde sich die kleineren Ereignisse häufen.

Vom Geld und inneren Schweinehund

Bei der Analyse lässt er es lieber vorsichtig angehen: „Man weiß noch nicht so genau, warum gerade unser Breitengrad so betroffen ist.“ Wichtiger sind dem Pragmatiker eh die Lehren, die vor allem in Köln daraus gezogen werden. Was zu tun ist, sei mittlerweile jedem klar. „In der Theorie sind wir gut aufgestellt, aber die Umsetzung ist schwierig“, weiß er aus der Praxis zu berichten. Warum das so sei? Es müsse viel Geld angepackt werden, es gebe widerstrebende Interessen, der innere Schweinehund stünde oftmals im Weg.

Es scheint ein düsteres Zukunftsbild zu sein, das Werker da zeichnet. Doch das täuscht. Es würde ja auch gar nicht seinem Naturell entsprechen, schwarz zu sehen. „Da wächst eine Generation heran, die hat in der Schule viel mehr über die Zusammenhänge gelernt als noch wir. Die richtet ihren Blick nicht so sehr auf den wirtschaftlichen Vorteil. Das lässt mich positiv in die Zukunft schauen.“

Dass diese Generation für den Klimaschutz auf die Straße gehe und protestiere, hat seine Sympathie. „Ich fühle ihre Verzweiflung geradezu im Bauch.“ Mit der „Letzten Generation“ erklärt er sich aber ausdrücklich nicht solidarisch. Sich auf die Straße kleben, Kunstwerke und Denkmäler attackieren, das geht ihm eindeutig zu weit.   „Ich bin jetzt Mitglied in einem Fahrradverein geworden“, berichtet er. Wie die jungen Menschen dort ihre Überzeugung lebten, „das beeindruckt mich“.

Mit dem Wissen um diese Generation geht der 66-Jährige nun gelassen in die Ruhestand. Väterchen Rhein übergibt er in in die Hände seiner Nachfolger.