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Einblick in KölnSo sieht das Römisch-Germanische Museum im Rohbau aus

5 min

Das leergezogene RGM wartet auf seine Generalsanierung und den neuen Generalunternehmer. Derzeit im Rohbauzustand.

Die Rundschau blickt hinter die verschlossenen Türen des Museums am Roncalliplatz. Die Generalsanierung soll noch bis Ende 2029 andauern.

Alles ist raus. Das Römisch-Germanische Museum (RGM) ist nahezu in seinen Rohzustand versetzt worden. Die Rundschau hat exklusiv hinter die seit 2020 dauerhaft geschlossenen Tore blicken dürfen. Ein Baustellenbesuch, zu dem auch die Sanierung der Decke über der Dombauhütte gehört. Wie die Rundschau berichtete, soll der Durchgang zwischen Dom und Museum Ende Juli nach fast drei Jahren wieder freigegeben werden.

Herausforderungen bei der Sanierung der Röhbaudecke

Dass es nun soweit ist, hat Britta Albus viele Nerven gekostet. Sie ist Architektin bei der Gebäudewirtschaft sowie Projektleiterin der Generalsanierung des RGM und erinnert sich: „Wir waren kurz davor, zu sagen: Die komplette Decke muss abgerissen werden.“ Dabei geht es um die sogenannte Röhbaudecke (so der Fachbegriff), in die in der Nachkriegszeit zwischen Beton und Stahl Pappröhren eingelegt wurden, um Material und Kosten zu sparen. Der Statiker habe zwischenzeitlich sogar in Frage gestellt, ob die Decke ihre eigene Last noch tragen würde. „Wir haben dann aber mittels einer Wärmebildkamera ermittelt, wo überhaupt die Röhren liegen.“ Weil diese teilweise schief und krumm lagen, mussten die Bewehrungen aus Stahl, die dort eingesetzt wurden, jeweils entsprechend angepasst werden. „Das war echte Handarbeit“, verrät Albus.

Zum Schutz ist das Poblicius-Denkmal eingehaust. Hinter dem Banner erfolgen auch Restaurierungen.

Tragfähigkeit der Decke und neue Fundamente

Das Einzige, was laut Albus in Ordnung war, waren die sogenannten Auflager aus massivem Beton, die die Decke stützen. Doch wie sieht es darunter aus? Unterhalb des Durchgangs zwischen Dom und Museum befinden sich die Werkstätten der Dombauhütte. In fast allen Bereichen seien die ursprünglichen Stützen der Decke weiterhin nutzbar gewesen, nur in einem Bereich mussten neue Stützen und damit auch neue Fundamente gesetzt werden. Trotz der heute deutlich massiveren und bewehrten Decke, hielt alles. „Es hat sich nichts gesenkt. Es hat wirklich alles funktioniert“, so die Architektin, die zur neuen Decke erklärt: „Ich kann Ihnen versichern: Sie können jetzt hier wieder getrost drüber spazieren.“

Seltener Einblick: Oberhalb des Dionysos-Mosaiks ist derzeit ein Stück der Mauer des Bunkers freigelegt, auf dem das Museum errichtet wurde.

Durch die Brandschutzvorgaben wird in die Dombauhütte nun auch eine Brandmeldeanlage einziehen. Denn nicht überall konnte der vorgegebene Brandschutz „F90“, also ein Standhalten bei Feuer für 90 Minuten, umgesetzt werden, sondern nur F60. Diese Brandmeldeanlage unmittelbar am Dom war wohl schon seit Jahren im Gespräch, nun gab es keine andere Wahl mehr.

Einfluss des Weihnachtsmarkts auf die Bauarbeiten

Eine weitere Rolle bei der jahrelangen Sperrung spielte auch der Weihnachtsmarkt. Die Architektin berichtet, dass die Logistik des Adventsmarkts auf dem Roncalliplatz nicht nur die begehbaren Teile der Durchgangsfläche für die eigene Logistik nutzte, sondern teilweise auch die Flächen des Museums. Im vorderen Bereich, wo einst ein Ticketbüro war, zog zwischenzeitlich ein Büro für den Weihnachtsmarkt ein. „Was unsere Fachplaner anbelangt, haben wir einfach ein super Team, das muss ich ganz ehrlich sagen“, so Albus. „Auch inklusive der Weihnachtsmarkt GmbH. Wir haben immer eine Lösung gefunden.“

Was als vorgezogene Maßnahme für die Generalsanierung des Museums gedacht war, stellte sich als eigene Großmaßnahme heraus. Parallel dazu standen die Arbeiten im Museum nicht still. Als Britta Albus das Projekt vor vier Jahren übernahm, stellte sie sich eine ganze Liste von Fragen: Wie saniert man ein Haus, bei dem so ziemlich alle Parameter von Bauen im Bestand beachtet werden müssen? Es ist ein Sonderbau, der auf einem alten Bunker errichtet wurde. Es ist Asbest im Haus, es muss barrierefrei sein, der Brandschutz muss funktionieren. Hinzu kommt die Statik und die Erdbebensicherheit. Die komplette technische Gebäudeausstattung, die mangelhafte und in die Jahre gekommene Lüftung, die die Ursache für die Schließung in 2018 war, und noch viel mehr muss erneuert werden. Es soll ein modernes Haus werden, welches die Erfordernisse eines zeitgemäßen Museumsbetriebs erfüllt, dazu gehört auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Frühere Podeste für Exponate.

Herausforderungen der Entkernung und Schadstoffrückbau

„Das sind die Herausforderungen gewesen, denen wir uns stellen mussten. Also haben wir gesagt: Wir fangen ganz, ganz früh an, das Haus zu entkernen. Denn Bauen im Bestand birgt immer enorme Risiken. Im Grunde genommen ist das Haus jetzt nackt.“ Einzig die Technischen Anlagen, die die beiden großen Denkmäler Dionysosmosaik und Poblicius-Grabmal versorgen, sind noch im Haus, und die Entwässerung vom Dach, um Regenwasser abzuführen. „Wir haben ein komplettes Kataster erstellen lassen und überall, wo wir drankamen, haben wir die Schadstoffe zurückgebaut.“ Damit meint Albus aber nicht nur den Bau, sondern auch Exponate. „Es gab vier Mosaike, die mit asbesthaltigem Mörtel verlegt waren. Dafür haben wir Firmen mit Fachrestauratoren beauftragt.“

Und wie ist der Zustand des nackten Hauses? „Die tragende Struktur ist in einem relativ guten Zustand“, beschreibt die Projektleiterin. Es seien nur wenige Bereiche mit eklatanten Schadensbildern vorhanden gewesen. Doch es kann auch sein, dass noch Schadstoffe und Schadensbilder aufkommen, die noch nicht entdeckt wurden. Das außenliegende Dach zum Beispiel ist noch nicht rückgebaut.

Bauplanung und Lichtdesign im neuen Museum

„Der aktuelle Stand ist, dass wir die Leistungsphase 3, Entwurfsplanung, abgeschlossen haben. Der Bauantrag liegt genehmigt vor und wir sind in Verhandlungen mit potenziellen Generalunternehmen. Dieses baut das Haus, das Museum machen wir noch einmal extra.“ Was bedeutet das? „Wir haben die Licht- und Ausstellungsplanung herausgenommen. Damit sichern wir eine gute Qualität für das spätere Museum ab.“ Wie das Ganze im Ablauf nachher aussieht, steht erst fest, wenn der Generalunternehmer seine Bauablaufplanung aufsetzt. Komplex wird es allemal: Allein beim Licht, das von Fachleuten geplant und umgesetzt werden soll, das aber auch in den vom Generalunternehmer zu errichtenden Decken untergebracht werden muss.

Zeitplan bis zur voraussichtlichen Wiedereröffnung

Erst wenn alle diese Dinge fix sind, kann ein fester Zeitplan wirklich stehen. Derzeit sei vorgesehen, Ende 2029 das Museum zu übergeben. Dann soll es fertig sein. Nach der baulichen Übergabe kann das Museum wieder einziehen und die Eröffnung planen. Das wird also voraussichtlich frühestens 2030 der Fall sein. Dann ist das Museum fast zehn Jahre geschlossen gewesen, wenn man miteinrechnet, dass während der Pandemie 2020 die Notausgänge umgebaut wurden, um einen Rundgang um die beiden Herzstücke des Museums, Poblicius und Dionysos, zu ermöglichen. Sie sind während der Generalsanierung eingehaust, mit eigenen technischen Anlagen.

Und ein weiter Abschnitt des Museums wartet immer noch auf eine Idee für die Zukunft: das Studienhaus gegenüber. Es gehört zum RGM, ist mit einem Durchgang im Obergeschoss verbunden. Doch wie es nach dem Aus für die geplante Historische Mitte damit weitergeht, steht weiterhin nicht fest.