Nach Teilabriss der BaudenkmälerVereine fordern Rekonstruktion der Fachwerkhäuser in Kölner Altstadt

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Hinter grauen Planen verborgen liegen die Überreste der beiden historischen Fachwerkhäuser am Kölner Fischmarkt.

Hinter grauen Planen verborgen liegen die Überreste der beiden historischen Fachwerkhäuser am Kölner Fischmarkt.

Der Bürgerverein „Stadtbild Deutschland“ und weitere Denkmalschützer fordern, dass die abgerissenen Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert in der Kölner Altstadt originalgetreu wiederaufgebaut werden sollen.

Wie berichtet, mussten die denkmalgeschützten Giebelhäuser am Fischmarkt  2023 aus statischen Gründen bis zur Oberkante des ersten Obergeschosses abgetragen werden. Erhalten blieben nur die in Massivbau errichteten Geschosse vom Keller bis zum 1. OG.

Durch Baufehler bei einer Sanierung in den 1930er-Jahren hatte sich im Holzfachwerk Feuchtigkeit gesammelt. Die Holzbalken, die bis ins Jahr 1568 zurückdatieren, wurden durch Insekten- und Pilzbefall so stark zersetzt, dass Einsturzgefahr bestand. Nach dem Abbau wurden die originalen Balken eingelagert und von Gutachtern untersucht, sie sollten beim Wiederaufbau möglichst wiederverwendet werden.

Doch am 6. Mai erklärten Stadtkonservator Dr. Thomas Werner und Baudezernent Markus Greitemann, das Holz sei so sehr geschädigt, dass die Balken nicht mehr zu gebrauchen seien. Der Eigentümer der Gebäude, die Centralis Immobilien GmbH aus Hamburg, dürfe daher einen Neubau errichten, der äußerlich die gleiche Form hat, im Innern aber völlig neu aufgeteilt werden kann. Eine verputzte Fassade und Giebeldächer mit Schiefereindeckung seien Pflicht. Ob in Holz, Stahl oder Beton gebaut werde, sei aber Sache des Bauherrn.

Damit will sich der Verein nicht abfinden. Es sei falsch, dass der Stadtkonservator keine Rekonstruktion des Fachwerks vorschreibe. „Darin sehen wir (...) einen formalen Fehler der Denkmalpflege, da es in solchen Fällen üblich ist, das beschädigte Holz auszutauschen. Wir halten eine originalgetreue Wiederherstellung der Holzkonstruktion für unabdingbar“, betont der Ortsverband Köln des Vereins „Stadtbild Deutschland“ in einem offenen Brief an Vertreter der Stadt und die Eigentümerin Centralis Immobilien. Unterzeichnet haben das Schreiben auch die Denkmalschutzvereine „Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden“ und „Altstadtfreunde Nürnberg“.

Nur noch wenige Fachwerkhäuser in Köln erhalten

Köln sei in seiner Blütezeit im Mittelalter zu großen Teilen mit Fachwerkhäusern bebaut gewesen, doch davon sei heute fast nichts mehr erhalten, betonen die Unterzeichner. „Die wenigen verbliebenen Fachwerkhäuser im Martinsviertel, die sich nur noch an einer Hand abzählen lassen, sind deshalb die letzten Zeugen dieser Baugeschichte Kölns. Außerhalb des Martinsviertels gibt es im gesamten Bereich der Innenstadt lediglich ein weiteres verbleibendes kleines Fachwerkgebäude.“

Der 2006 in Berlin gegründete Verein Stadtbild Deutschland hat bundesweit rund 700 Mitglieder und ist in vielen Städten aktiv. Unter dem Motto „Der Schönheit verpflichtet“ engagiert er sich für „harmonischen Städtebau und ansprechende Architektur, in der sich die Menschen wohl fühlen“. Dazu gehört der Einsatz für den Erhalt beziehungsweise die Rekonstruktion historischer Bauten. Der Ortsverband Köln wurde Anfang 2020 gegründet.

Wir halten den Abriss und den leichtfertigen Verzicht auf eine exakte Rekonstruktion für eine Kulturbarbarei.
Aus dem Offenen Brief der Denkmalschutzvereine

In Köln habe es eine ganz eigene Fachwerkbauweise gegeben, deren Überreste „aus kultureller Sicht um jeden Preis erhalten werden sollten“, betonen die drei Vereine. „Wir halten den Abriss und den leichtfertigen Verzicht auf eine exakte Rekonstruktion daher für eine Kulturbarbarei. In einer so schwer vom Krieg getroffenen Stadt wie Köln darf die letzte verbleibende Altsubstanz nicht so leichtfertig aufgegeben werden.“

„Die abgebrannte Kathedrale Notre Dame in Paris hat ihre hölzerne Dachkonstruktion gerade erst in originaler Bauweise zurückerhalten. Und in Köln soll dies bei zwei schmalen Fachwerkhäusern nicht möglich sein?“, fragt sich Matthias Beusch, Leiter des Ortsverbands Köln von Stadtbild Deutschland. Er möchte wissen, was genau die Holzgutachter festgestellt haben. „Wir würden diese Gutachten gerne einsehen. Im Sinne der Transparenz wäre es begrüßenswert, wenn der Stadtkonservator sie öffentlich zugänglich machen würde.“ Die Frage sei, ob die geschädigten Balken tatsächlich vollständig unbrauchbar seien  oder nur Teile davon.

Es gelte, „den Wert der Häuser als Zeitzeugen zu bewahren, aber nicht, sie zu verstümmeln“, so Beusch. Falls dem Investor die durch die Rekonstruktion erhöhten Baukosten nicht zuzumuten seien, sollte die Stadt Köln Mittel zuschießen. Stadtbild Deutschland hat auf der Plattform „Change.org“ eine Petition gestartet: „Für einen originalgetreuen Wiederaufbau der Altstadthäuser am Kölner Fischmarkt“. Bislang haben 1700 Menschen unterschrieben.

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