Die Milieukrippe in St. Maria an Lyskirchen hat queeren Zuwachs bekommen. Der „Mann aus der Mathiasstraße“ ist die 19. Figur. Sie bringt einen blumigen Gruß zur Krippe.
Kölner KrippeQueerer Gruß für das Christuskind

Die Milieukrippe in St. Maria an Lyskirchen hat queeren Zuwachs bekommen.
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Das hat gerade noch gefehlt in der Milieukrippe von St. Maria in Lyskirchen: Ein bärtiger Leder-Kerl reiht sich bei den Heiligen Drei Königen ein und schenkt dem neugeborenen Jesus eine rote Rose. „Der Mann aus der Mathiasstraße“ ist die 19. Figur, die nun wie bekannte Originale aus dem Veedel, ein Junkie, ein Flüchtling aus Eritrea, ein Roma-Mädchen, eine Prostituierte aus der Nächelsgasse und andere Menschen aus dem Veedel einen festen Platz im Weihnachtsgeschehen hat.
„Der ist doch homosexuell“, hörte Benjamin Marx, Krippenbauer seit 1996, als er die neue Figur entwarf. „Welche sexuelle Orientierung er hat, weiß ich nicht, ich möchte ihn als Mensch sehen“, antwortete der Ideengeber. Einen prominenten Unterstützer fand Marx in Bernd Mönkebüscher. Der Pfarrer in Hamm ist Mitbegründer der Initiative „#OutInChurch“ schwuler und lesbischer Mitarbeitender in der katholischen Kirche, die vor einem Jahr für bundesweites Aufsehen sorgte.
Homosexualität ist kein Ausrutscher in der Schöpfung Gottes, sondern ein Akt der Menschwerdung.
„Homosexualität ist kein Ausrutscher in der Schöpfung Gottes, sondern ein Akt der Menschwerdung“, betonte der Geistliche nun bei der Willkommensfeier für den Mann aus der Mathiasstraße in der kleinen romanischen Kirche am Rhein. „Diese Krippe ist ein Zeichen, dass sich niemand mehr verstecken muss, sondern mit Jesus seine Hoffnung verbinden darf“, so der Geistliche weiter. Die Mathiasstraße gehört zum Pfarrgebiet von St. Maria in Lyskirchen. Dort befinden sich mehrere Lokale der Fetisch-Szene und in der umgewandelten Kapelle, nach der die Mathiasstraße benannt ist, an der Ecke Große Witschgasse ein Club-Treffpunkt für Frauen, die Frauen lieben.
In diesem Jahr sind die Krippenfiguren rund um den inneren Kirchenraum verteilt, sodass Besucherinnen und Besucher selbst Teil der Weihnachtsgeschichten-Darstellung werden. Von der weiterentwickelten Milieukrippe in St. Maria in Lyskirchen soll überdies eine deutliche Stellungnahme gegen die Weihnachtspredigt eines Benediktinerpaters im sächsischen Bistum Görlitz ausgehen, der Homosexualität und Transgender-Menschen verteufelte. Den „Mann aus der Mathiasstraße“ hat der Siegburger Holzbildhauer Leif-Eric Voss geschnitzt. Die Brühler Textilkünstlerin Annette Christoffel kleidete die Figur ein.
Bis Mariä Lichtmess, Donnerstag, 2. Februar, ist die Milieukrippe in St. Maria in Lyskirchen, An Lyskirchen 10, zu sehen. Öffnungszeiten: 9 bis 18 Uhr.