18 Jahre nach der eigentlichen Eröffnung könnte das historische Fotoarchiv 2028 in den Räumen des Rautenstrauch-Joest-Museum für Besucher öffnen.
Kulturzentrum am NeumarktEin Fotoarchiv mit 18 Jahren Verspätung

Das Kulturzentrum am Neumarkt ist Heimat von Museum Schnütgen und Rautenstrauch-Joest-Museum.
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Seit 2010 gibt es in Köln das Kulturzentrum am Neumarkt, das sowohl Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) als auch Museum Schnütgen umfasst. Eigentlich sollte das RJM auch das Historische Fotoarchiv der Stadt beinhalten. Dafür gibt es Räume auf der Ebene 5. Aber das Stockwerk hat seit der Eröffnung und in der pannenträchtigen Geschichte des Kulturzentrums (KAN) nie ein Gast gesehen. Nun gibt es einen neuen Termin: 18 Jahre nach der eigentlichen Eröffnung könnte das historische Fotoarchiv 2028 für Besucher öffnen.
Die Stadt suchte zuletzt auf ihrer Vergabeplattform nach Unternehmen, die „Umbau und Erweiterung des Historischen Fotoarchivs“ übernehmen. Im Ausschreibungstext heißt es: „Es umfasst 100 000 Objekte von der Frühzeit der Fotografie bis in die 1960er Jahre und ist seit 2010 aufgrund eines Wasserschadens nicht nutzbar.“ Auf Anfrage der Rundschau bestätigte eine Stadtsprecherin, dass das Fotoarchiv nie geöffnet hatte. Auf der Etage befinden sich auch Depoträume, dort sollten vor allem Stücke für das ethnologische Museum gelagert werden. Doch auch die sind dort in den vergangenen 13 Jahren nicht angekommen.
Das große Problem: Kurz nach der Eröffnung 2010 gab es einen Wasserschaden. Doch das war nur Pandoras Dosenöffner. Denn später stellte sich heraus, dass die gesamte Sprinkleranlage im Haus mit minderwertigem Material gebaut und obendrauf noch falsch konstruiert worden war. Die fünfte Etage hatte es dabei so schlimm erwischt, dass sich Schimmel ausbreitete. Die nächste Hiobsbotschaft ließ nicht lange auf sich warten: Denn als 2014 eine vierstellige Summe an Objekten aus dem RJM-Altbau am Ubierring an den Neumarkt ziehen sollte, stellten die Verantwortlichen fest, dass die Räume mit ihrer hohen Feuchtigkeitsbelastung gar nicht als Depotflächen geeignet sind.
Streit um Mängelbeseitigung landet vor Gericht
Die Mängelliste wurde mit der Zeit länger und länger: Neben der defekten Sprinkleranlage machte die Brandmeldeanlage Probleme, die Dichtigkeitsprüfung der Abwasserleitungen fehlte, die Bodenbeläge waren mangelhaft. Also gingen Stadt und die Arbeitsgemeinschaft Kulturzentrum am Neumarkt (kurz Arge) vor Gericht. Streitwert waren damals 21,6 Millionen Euro.
Zu allem Überfluss ging auch noch das Unternehmen innerhalb der Arge, das die fünfte Etage umbauen sollte, insolvent. Die Hoffnung auf ein Fotoarchiv im RJM verblasste bereits 2015. Der Rechtsstreit ist seit zwei Jahren beigelegt. 2021 einigten sich Stadt und Arge auf eine Nachtragsvereinbarung, die die Mängelbeseitigung außergerichtlich regelt. Doch die Mängel sind bis heute nicht behoben und die Pannenserie dauert an: Zuletzt musste das Kulturzentrum im September 2022 aufgrund technischer Probleme wenige Tage schließen.
Nun soll ein Unternehmen das fünfte Stockwerk umbauen und erweitern, aber vor allem an die modernen Anforderungen anpassen. In 15 Jahren verändert sich auch im Bereich der Museumsgestaltung einiges. Der Düsseldorfer Innenarchitekt Jens Morsch hat die Entwürfe dafür entwickelt. Demnach sollen auf der Etage nun mehr Ausstellungsflächen entstehen, während die Technik deutlich weniger Platz einnimmt.
Die anrechenbaren Kosten liegen bei vier Millionen Euro – netto. Die Vertragslaufzeit beträgt „voraussichtlich 60 Monate“, geplanter Beginn der Maßnahmen ist mit Vertragsabschluss am 1. Juli dieses Jahres. Nach den Umbauarbeiten dauert es in der Regel drei bis sechs Monate, bis alle Objekte umgezogen und die neuen Räume eingerichtet sind. Somit könnte bis das Fotoarchiv seine Türen 2028 öffnen. Stichtag für die erste Stufe des Verfahrens war der 3. April. Darüber, wie viele Interessenten sich gemeldet hätten, gibt die Stadt keine Auskunft, um das laufende Verfahren nicht zu gefährden.