Am Morgen nach der Evakuierung kehren die Menschen in ihre Wohnungen und Häuser zurück. Viele nehmen es mit Humor.
Evakuiert und erschöpftAnwohner kehren zurück nach Hause – „Wir haben mittlerweile Routine“

Routiniert in Bombenangelegenheiten: Jürgen Koppold (links), Arne Jost und Babette Rosentreter mit Hund Charlie stehen vor einer Einfahrt in der Lothringerstraße.
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Langsam kehrt Normalität ein ins Panthaleonsviertel. Es ist 8.10 Uhr und die Bombe, die in der Nacht für so viel Wirbel gesorgt hat, ist seit gut einer Stunde entschärft.
Auf den Bürgersteigen ziehen Menschen Rollkoffer hinter sich her. Andere stehen in kleinen Gruppen zusammen und unterhalten sich. Taxis rollen durch die Straßen und spucken im Minutentakt Rückkehrer vor ihren Häusern aus. Aus der Hardefuststraße fährt der orange Einsatzwagen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Die Entschärfer haben ihren Dienst getan.
Bombenfund: „Dann bin ich auf die Straßensperre gestoßen“
Auf der Kaesenstraße ist eine Zeitungszustellerin unterwegs. Sie sieht müde aus, denn auch sie musste ihre Nacht in der Anlaufstelle verbringen. Ihren Namen möchte sie in der Zeitung, die sie austrägt, nicht lesen. Für ihre Verhältnisse ist sie spät dran. „Normalerweise bin ich um halb drei auf den Beinen. Aber heute konnte ich nur zwei Straßen austragen. Dann bin ich auf die Sperre gestoßen“, sagt sie. „Davor hatte ich noch nichts davon gehört.“ Jetzt sorgt sie dafür, dass die zurückkehrenden Menschen ihre Zeitung im Briefkasten vorfinden.

Familie Hölzer kehrt nach der Evakuierung zurück in ihre Wohnung.
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Einige Meter weiter läuft Familie Hölzer zurück zu ihrer Wohnung. Vater und Mutter ziehen Rollkoffer hinter sich her und haben zwei müde Kinder auf den Armen. „Wir haben zum Glück noch am späten Abend von der Bombe erfahren. Wir mussten also nicht nachts geweckt werden“, sagt Frau Hölzer. Wo sie die Nacht verbracht haben? „Wir sind bei Bekannten untergekommen“, sagt Vater Hölzer. „Nein, bei Freunden. Jetzt sind es Freunde.“
Bombenfund in der Südstadt: „Mittlerweile haben wir einige Routine“
Um die Ecke steht vor einer Einfahrt in der Lothringerstraße die nächste kleine Rückkehrer-Traube. Jürgen Koppold ist nachts geweckt worden. Um 1.30 Uhr hat er zunächst die Anlaufstelle in der Außenstelle des Berufskollegs Humboldtstraße aufgesucht. Er hat nur das Nötigste in seinem Rucksack dabei. „So gegen 6 Uhr bin ich dann in die Südstadt gegangen und habe dann einige Kaffees getrunken.“

Jürgen Koppold (links), Arne Jost und Babette Rosentreter mit Hund Charlie haben die Nacht nicht in ihren eigenen Betten verbracht - und können am Morgen danach lächeln.
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Babette Rosentreter und Arne Jost haben schon am Montagabend von der Räumung gehört. „Meine Tochter hat mir am Abend Bescheid gegeben. Wir sind dann bei ihr untergekommen“, sagt Babette Rosentreter. Dieses Glück hatten nicht alle Menschen, die von der Evakuierung betroffen waren. Viele erfuhren erst sehr spät davon, dass sie ihre Häuser verlassen mussten.
Blindgänger in Köln: Schon die dritte Evakuierung, berichtet ein Anwohner
Auch Hund Charlie ist mit dabei und hat die Nacht auswärts verbracht. „Mittlerweile haben wir einige Routine“, sagt Arne Jost. „Das ist bereits das dritte Mal in den vergangenen zehn Jahren, dass wir wegen einer Bombe unsere Wohnung verlassen musste.“

Es wirkt unscheinbar: An dieser Stelle wurde die Bombe in der Nacht gefunden und entschärft.
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Auch an der Fundstelle wird das Treiben weniger. Die Einsatzwagen der Feuerwehr machen sich auf den Weg zurück in die Zentrale. Der große Kran ist eingefahren. Was bleibt, ist ein unscheinbares Loch. Daneben steht ein roter, kleiner Bagger.
Wenige Meter weiter steht das Fahrzeug, das am Montagnachmittag über die Bombe gerollt ist und diese damit freigelegt hat. Laut Stadt Köln war das Kettenfahrzeug über den Blindgänger gefahren – deshalb musste sofort gehandelt werden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland der Bezirksregierung Düsseldorf hatte entschieden, dass die Bombe mit Aufprallzünder umgehend entschärft werden musste. Und bescherte vielen Anwohnerinnen und Anwohnern eine unfreiwillig aufregende Nacht.