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Modellprojekt für genderneutrales WCErste Unisex-Toilette entsteht an Kölner Schule

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Piktogramme weisen in einem Gebäude den Weg zu den Toiletten für Männer und Frauen sowie zu einem Unisex-WC.

Piktogramme weisen in einem Gebäude den Weg zu den Toiletten für Männer und Frauen sowie zu einem Unisex-WC. 

Am Humboldt-Gymnasium am Kartäuserwall soll Kölns erste geschlechtsneutrale Toilette an einer Schule eingerichtet werden. Die städtische Gebäudewirtschaft plant hier ein Modellprojekt.

Den Auftrag dazu hatte die Politik auf Initiative der FDP am 30. Mai 2022 erteilt. Bereits am 3. Februar 2022 hatte der Rat beschlossen, dass an allen Schulneubauten in Köln mindestens eine Toilettenanlage auf Wunsch der Schule als Unisex-WC genutzt werden kann und   Bestandsschulen   bei der Umrüstung unterstützt werden.

Wie die Stadt mitteilt, hat die Verwaltung seitdem in einem Arbeitskreis Standards für geschlechtsneutrale Toiletten entwickelt. Würden WCs ausschließlich nach Damen und Herren getrennt, bestehe die Gefahr, Menschen zu diskriminieren, deren Geschlechtsausdruck   „sich nicht den gängigen Geschlechterbildern zuordnen lässt“. Laut Stadt erfahren trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen bei der Nutzung getrenntgeschlechtlicher WCs   „nicht selten Beleidigungen, Raumverweise und sogar Gewaltandrohungen“.

Vor allem an Schulen hat das Thema große Bedeutung. „Der höchste Bedarf an genderneutralen Toiletten ist momentan an weiterführenden Schulen zu verzeichnen“, betont die Stadt. Studien hätten ergeben, dass sich bis zu vier Prozent der nach 1997 Geborenen (sogenannte „Generation Z“) weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Auch in Grundschulen sei der Bedarf in Zukunft höher einzuschätzen.

Humboldt-Gymnasum bekommt barrierefreie Außentoilette

Am Humboldt-Gymnasium am Kartäuserwall soll nun ein größeres Außen-WC zur Unisex-Toilette umgebaut werden und zugleich barrierefrei und rollstuhlgerecht werden. Die anderen WCs im Gebäude bleiben erhalten. Den Wunsch nach einer Unisex-Toilette habe die Schulkonferenz schon vor längerer Zeit beschlossen, daher freue man sich, dass die Stadt jetzt aktiv werde, so Stefanie Ruffen, schulpolitische Sprecherin der FDP: „Gerade für trans* Kinder oder Jugendliche kann der Toilettengang zur Herausforderung werden, weil sie sich für ein Geschlecht entscheiden müssen und im schlechtesten Fall für diese Entscheidung noch gemobbt werden.“ Ein WC für alle komme   ihnen entgegen und würde auch Warteschlangen an anderen WCs reduzieren.

Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sollen in künftige Bauvorhaben einfließen. Der Umbau der großen Außentoilette am Humboldt-Gymnasium widerspricht allerdings den Empfehlungen des Arbeitskreises. Denn dieser betont,   genderneutrale Toiletten seien ein Schutzraum in Bezug auf „geschlechtliche Identität, Hygiene sowie Religiosität“ und seien deshalb nur „als Einpersonenanlagen (EPA) und nicht als Mehrpersonenanlagen vorzusehen“.