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„Sparen schon Öl“Kölner Gastronomen kämpfen mit steigenden Lebensmittelpreisen

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Jaques Weis Südstadt

Jaques Weis von Bambule`s Chili spart mittlerweile an Öl.

Köln-Südstadt – Jacques Weis leitet seit zwei Jahren das Restaurant Bambule's Chili - das bedeutet, sein Geschäft kennt keine Normalität. Zu den Unsicherheiten durch Corona kommt jetzt noch die Inflation. Massive Preissteigerungen bei vielen Lebensmitteln machen sich auch bei ihm bemerkbar. „Wir haben schon angefangen, Öl zu sparen. Da wir viel mit Hack kochen, können wir auch auf das Fett des Fleisches zurückgreifen“, sagt er.

„Aber wir denken auch darüber nach, die Preise anzuheben. Mal abwarten, aber das müssen wir in den nächsten Monaten leider machen, wenn es so weitergeht.“

Brauhaus Gaffel am Dom streicht Pommes von der Karte

Damit ist er nicht alleine, viele Gastronomiebetriebe in der Kölner Südstadt sehen sich gezwungen, eine Erhöhung der Preise in Erwägung zu ziehen.

Vor allem der gestiegene Speiseölpreis fällt für viele Restaurants ins Gewicht. Jedoch ging keiner der Befragten so weit wie das Brauhaus Gaffel am Dom, das die Pommes von der Speisekarte gestrichen hat, weil das Öl für die Fritteuse zu teuer geworden ist. Aber auch höhere Preise für Fleisch sind ein Thema, das viele Gastronominnen und Gastronomen grübeln lässt.

„Früher oder später musste es teurer werden. Vor allem der Fleischkonsum muss langfristig zugunsten des Klimas weniger und exklusiver werden“, sagt Thies Bumann.

Gemeinsam mit seiner Frau Sandra Bumann betreibt er seit sieben Jahren das Restaurant Elsa in der Alteburger Straße. „Aber dass die Preissteigerung so plötzlich kommt, ist natürlich nicht ganz einfach.“

Kölner Gastronom: 15 Euro für eineinhalb Liter Speiseöl

Aktuell bietet er ein Wiener Schnitzel mit Beilage für 21,90 Euro an. „Wenn es so weiter geht, muss ich in Zukunft das Doppelte dafür nehmen. Das will ich nicht, aber wir müssen aufpassen, dass es rentabel bleibt.“ Für eineinhalb Liter Speiseöl zahle er mittlerweile 15 Euro.

Bisher hat er aber die Preise noch nicht erhöht. Bumann will die Entwicklung beobachten und nicht zu schnell mehr Geld verlangen. Dennoch will er in den nächsten Wochen darüber entscheiden, weil sich manche Speisen immer weniger lohnen. Er will noch die Eröffnung der Außengastronomie abwarten. „Geld zu verdienen, indem man Essen verkauft, das war noch nie leicht. Viele meiner Kollegen lassen ihre Küchen mittlerweile ungenutzt", sagt er. „Und ganz ehrlich: Ich weiß auch nicht, wohin die Reise geht.“ Er sei aber hoffnungsvoll, dass der Preisanstieg bald aufhört.

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Die Gastronominnen und Gastronomen kalkulieren dennoch überall die Speisekarten neu, denn auf diese Hoffnung zu setzen,  ergibt wirtschaftlich keinen Sinn. Bei Nardin Argat hat das am Montag zu einer Erhöhung der Preise geführt. „Im Schnitt haben wir alles ungefähr 20 Cent teurer gemacht", sagt er im Regen vor seinem Café, der Leuchte Kaffeebar am Karolingerring.

Das Café gibt es seit 13 Jahren, Argat leitet es seit vier. Die Preiserhöhung sei schon länger geplant, die hohe Inflation habe den Prozess aber nochmal beschleunigt.

Kölner Gastronom macht aus Preiserhöhung kein Geheimnis

Argat macht sich aber keine Sorgen, dass deshalb Kunden wegbleiben. Auf Instagram kommunizierte er die Preiserhöhung. Er habe dort bisher keine einzige negative Rückmeldung bekommen, sagt er. „Mein Schwager betreibt auch zwei Cafés und hat dort die Preise erhöht. Dort kamen nicht weniger Leute.“ Auch sonst habe er nicht das Gefühl, dass die Menschen wegen der höheren Preise seltener in sein Café kommen.

So empfindet es auch Jacques Weis, der Gründer von Bambule's Chili am Severinswall. „Die Leute kommen nach wie vor nach der Arbeit für ihr Feierabend-Chili vorbei. Wir haben durch unser Take-Away-Geschäft und das Catering genug Standbeine, um sowohl mit Corona als auch mit der Preiserhöhung fertig zu werden.“

Außerdem habe er den Vorteil, dass für Chili nicht frittiert werden muss. Das ändert aber nichts daran, dass die Preissteigerung sich auch bei den Transportkosten bemerkbar mache. „Vor zwei Jahren haben wir noch einen Euro gezahlt für die Flasche Öl – heute sind es 3,50 Euro“, sagt Weis. „Einfach alles ist teurer geworden.“

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