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ProzessbeginnKölner Geschäftsmann stundenlang in Kofferraum gefangen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Tiefgarage in der Kölner Innenstadt.

In einer Tiefgarage an der Sternengasse in Köln wurde der Geschäftsmann zusammengeschlagen (Symbolfo)

Am Nachmittag des 9. März begab sich der damals 80-Jährige zur Tiefgarage in der Sternengasse, als ihn dort plötzlich zwei Männer attackierten.

Sichtlich ergriffen folgte der 81 Jahre alte Geschäftsmann der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Blass um die Nase, abwesend mit dem Kopf schüttelnd und mit zitternden Händen hörte der Senior der Verlesung der Anklageschrift in einem Raubprozess zu – so, als könne er ein knappes Jahr nach der Tat immer noch nicht glauben, was ihm im März 2022 widerfahren war.

Am Nachmittag des 9. März begab sich der damals 80-Jährige aus seinem Geschäft auf der Straße Hohe Pforte zur Tiefgarage in der Sternengasse. Kurz bevor der Mann sein dort geparktes Fahrzeug erreichte, attackieren ihn plötzlich zwei Männer. „Sie schlugen ihm mehrmals mit Verletzungsabsicht ins Gesicht, traten ihm in den Rücken, bis er zu Boden ging und hielten ihm den Mund zu“, verlas die Anklägerin am Freitagmorgen aus der Anklage wegen besonders schweren Raubs, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung gegen fünf Beschuldigte — zwei Frauen und drei Männern — im Alter zwischen 28 und 59 Jahren.

Täter gaben sich als „Pink Panther“ aus

Nach der brutalen Attacke, so die Anklage weiter, bei der sich der Senior unter anderem Gesichtsverletzungen zuzog, sollen die beiden Angreifer den Mann an Händen und Füßen mit Kabelbindern gefesselt und ihm eine Plastiktüte über den Kopf gezogen haben. Laut Rundschau-Informationen sollen die Täter gesagt haben: „Wir sind Pink Panther.“ Doch wie mit dem Fall vertraute Polizeibeamte der Rundschau bereits im Dezember sagten, gebe es keine Verbindungen zur international tätigen Juwelenräuberbande.

Die Einschätzung der Beamten damals: „Die Männer wollten dem Opfer noch mehr Angst machen und Druck aufbauen.“ Weiter sollen die beiden Angreifer dem Senior die Schlüssel für sein Geschäft und die dort befindlichen Tresore ebenso entwendet haben, wie ein Portemonnaie mit 3000 Euro Bargeld und eine scharfe 9-Millimeter-Pistole. Dann sollen sie ihr Opfer in den Kofferraum seines Pkw gebracht haben. „Währenddessen wies der Geschädigte die Angeschuldigten wiederholt darauf hin, dass er herzkrank und auf Medikamente angewiesen sei“, hieß es in der Anklage.

Schmuck und Uhren im Wert von 300 000 Euro erbeutet

Doch davon „gänzlich unbeeindruckt“ seien sie etwa fünf Stunden durch die Gegend gefahren. Später parkten sie das Auto in Vingst, wo der Senior stark unterkühlt in einer potenziell lebensbedrohlichen Situation gefunden wurde. Die beiden Angreifer aus der Tiefgarage sitzen in dem Prozess nicht auf der Anklagebank. Sie wurden von dem Verfahren abgetrennt, wie der Vorsitzende Dr. Achim Hengstenberg mitteilte. Die Männer stünden derzeit in Berlin vor Gericht.

Dem Vernehmen nach sollen sie dort mit halbautomatischen Waffen auf eine Spielhalle geschossen haben. Während die beiden Angreifer mit ihrem Opfer im Kofferraum durch die Gegend fuhren, sollen die fünf Angeklagten — darunter eine Mitarbeiterin des Geschädigten — sich Zutritt zu dem Juwelierladen verschafft, Tresore geöffnet und Schmuck und Uhren im Wert von rund 300 000 Euro sowie 7000 Euro Bargeld erbeutet haben. Bis auf einen Angeklagten, der seine Tatbeteiligung bestreitet, schwiegen die Beschuldigten. Der Prozess wird fortgesetzt. (bk)