Zieht Bahnhof nach Köln-Kalk?Vorstudie soll Ideen für Kölns „neue Mitte“ prüfen

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05.12.2022 Das Luftbild zeigt die Idee der Parkstadt Nord samt unterirdischem Regionalbahnhof Köln und der begrünten Hohenzollernbrücke mit Fuß- und Radwegen.

Architekt Paul Böhm hat die Vision von einer Parkstadt Nord und mehr Grün in Köln und auf der Brücke. Foto: Hajo Dietz/Luftbild Nürnberg

Der Kölner Architekt Paul Böhm und sein Team planen eine „neue Mitte“ in Köln. Dabei soll unter anderem der Hauptbahnhof nach Kalk verlegt werden. Wie realistisch seine städtebauliche Vision ist, soll nun zunächst eine Vorstudie klären.

Ist es eine Vision, oder eine Illusion? Vor mehr als drei Jahren hat der Kölner Professor und Architekt Paul Böhm seine städtebauliche Idee einer „neuen mitte köln“ erstmals präsentiert. Einige Kernpunkte: Der Hauptbahnhof soll nach Kalk verlegt werden. Die Bahnhofshalle wird Veranstaltungsort, die Hohenzollernbrücke Grünfläche und der ÖPNV verkehrt nur noch unterirdisch in der Innenstadt. Und nördlich des Mediaparks soll eine neue Parkstadt entstehen. Ob das wirklich realistisch ist, soll eine Machbarkeitsstudie zeigen. Zuvor soll aber eine Vorstudie die Kriterien für eine echte Analyse schaffen – dafür arbeitet der Verein mit dem Wuppertal Institut (WI) zusammen.

Keine kleinen Schritte, sondern ein großer Wurf

Das WI ist laut seines Präsidenten, Manfred Fischedick, ein „global agierender Think Tank“, also eine Art Forschungskonglomerat, unabhängig und nicht militärisch. Er bezeichnet die Idee Böhms für eine neue Mitte als „transformatives Innovationsprojekt“. In Sachen Nachhaltigkeit reiche das Vorangehen in kleinen Schritten heutzutage nicht mehr aus, deswegen müssten die großen Herausforderungen her. Die komplette Umgestaltung des ÖPNV und Fernverkehrs, um mehr Wohnraum und Grünflächen in einer Millionenstadt zu schaffen – ein kleineres Projekt ist schwer zu finden.

Wir entwickeln Kriterien für die Bewertung, aber wir bewerten nicht. Wir erstellen eine Art Blaupause für die spätere Analyse.bewerten
Thorsten Koska,, Wuppertal Institut

Für die Vorstudie sind unter anderem Thorsten Koska und Anja Bierwirth zuständig. Koska ist Co-Leiter des Bereichs Mobilität und Verkehrspolitik beim WI. Er erklärt, dass es bei der Vorstudie darum geht, Kriterien dafür zu entwickeln, wie sich Böhms Idee auf Verkehr, aber auch auf Wirtschaft, Sicherheit und auch Ökonomie – Beispiel Arbeitsplätze – auswirken könnte. Im zweiten Schritt entwickelt das WI Kriterien dafür, wie realistisch das Vorhaben ist; unter anderem Werte für Verbrauch und Einsparen von Treibhausgasen. Die Bilanz soll zeigen, ob positive Effekte fürs Klima entstehen. Koska: „Wir entwickeln Kriterien für die Bewertung, aber wir bewerten nicht. Wir erstellen eine Art Blaupause für die spätere Analyse.“

Machbarkeitsstudie soll auf Vorstudie folgen

Die Bewertung soll erst im Anschluss, in einer Machbarkeits- und Wirkungsanalyse folgen. Diese hatten Böhm und Verein bereits vor anderthalb Jahren angekündigt, als sie mit ihrer Idee groß an die Öffentlichkeit traten. Bei all den Ideen und Kriterien, die noch nicht wirklich greifbar sind, bleiben die Fragen nach Kosten und Zeitplänen. Die Vorstudie alleine kostet den Verein 60 000 Euro. Sie soll im April abgeschlossen sein.

Die Machbarkeitsanalyse, die Ende 2023 starten soll, wird den Verein laut eigener Aussage 500 000 Euro bis eine Million Euro kosten. Experten halten das allerdings für niedrig geschätzt, denn die Auswirkungen im links- und rechtsrheinischen sind immens. Crowdfunding und Spenden sollen die Analyse finanzieren. Laut Geschäftsführer Thomas Müller gibt es bereits Zusagen von Spenden in Höhe von rund 500 000 Euro. Für einige scheint es also doch mehr Vision als Illusion zu sein. Am Ende bleibt das Projekt, dass auf die 2060er oder 70er abzielt, eins: Zukunftsmusik.


Petition

6007 Unterschriften hat der Verein neue Mitte Köln gesammelt. Die Petition soll die städtebauliche Idee in Stadtrat und Stadtentwicklungsausschuss bringen. Dafür hatten Vorstand Paul Böhm und Co das Ziel von 5000 Unterstützern ausgeben. Doch bis sie diese zusammen hatten, vergingen anderthalb Jahre.

Im Mai 2021 stellte der Verein seine Pläne vor startete die Unterschriftensammlung. Laut Verein machte die Pandemie in Kombination mit dem komplexen Thema Schwierigkeiten, Unterstützer zu finden.

Die Unterschriften übergab Böhm eingepackt in eine grüne Packtasche fürs Fahrrad an die Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung, Sabine Pakulat. (rom)

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