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Sieg gegen die SPDKölner CDU gewinnt in drei Kölner Wahlkreisen

Lesezeit 3 Minuten

Siegerlächeln: Florian Braun herzt Serap Güler, die es trotz des CDU-Erfolges nicht in den Landtag geschafft hat.

Köln – Am Tag nach seinem bislang größten politischen Erfolg ist Florian Braun vor allem eins: müde. Bis in die frühen Morgenstunden hat er gefeiert. „Der Schlaf hat in den letzten Wochen schon gelitten“, sagt Braun. Aber es hat sich für ihn ausgezahlt: Er, der 27-jährige Chef der Jungen Union NRW, hat tatsächlich seinen Wahlkreis 5 direkt gewonnen – und zwar gegen Jochen Ott, politisches Schwergewicht der SPD, Parteichef, Landtagsmitglied, Ex-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt der Stadt. „Das ist eine Nummer“, sagt Braun.

Selbst in der Partei hatte damit kaum jemand gerechnet. Einen, vielleicht zwei Wahlkreise könne man gewinnen, hieß es vorher. Aber drei, und dann noch Braun gegen Ott? Eigentlich undenkbar. Eigentlich. Am Ende liegt Braun 377 Stimmen vorne, 22 218 zu 21 841 heißt es. Knapp. Braun selbst verfolgt laut eigener Aussage das Auszählen der 151 Wahlbezirke mit den anderen Landtagskandidaten im Spanischen Bau des Rathauses vor drei Fernsehern, jeder hat noch sein Handy in der Hand, wartet auf neue Ergebnisse, aktualisiert die Internetseite der Stadt. „Wir haben die Finger wund getippt“, sagt er.

Als Frischling innerhalb von einem Jahr in den Landtag

Es ist die Frage des Abends für Braun: Reicht es oder reicht es nicht? Denn: Sein Listenplatz zieht nicht (siehe auch Seite 2), früh ahnt er: Ich muss Ott schlagen, um in den Landtag zu kommen. Als nur noch drei Wahlbezirke auszuzählen sind, ist ihm klar: Das reicht. „Vielleicht hat es einen Ausschlag gegeben, dass ich ein Porzer Junge bin“, sagt Braun. Seit 2005 ist er Mitglied der CDU, nun will er seinen Job beim Bundesverband Glasfaseranschluss ruhen lassen. Braun ist jetzt Berufspolitiker.

Oliver Kehrl probt schon mal vorsorglich die Kanzlerinnen-Raute (rechts im Bild).

Der zweite CDU-Überraschungssieger am Sonntagabend neben Braun ist Oliver Kehrl, er schnappt sich Wahlkreis 1 im Süden, schlägt Ingrid Hack (SPD). Im Gegensatz zu Braun will FC-Fan Kehrl weiter sein mittelständisches Modeunternehmen mit 40 Angestellten führen, Aufgaben abgeben. Kehrl, 49, sagt: „Wir sind Macher.“ Mit „wir“ meint er sich und seine Frau, sie arbeitet ebenfalls im Betrieb. Erst vor einem Jahr war Kehrl in die Partei eingetreten, seine Frau sagte seinerzeit: „Du hast einen Knall.“ Die Junge Union Rodenkirchen hatte ihn gefragt, zudem unterstützte ihn der Kölner Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte, also sagte Kehrl zu: „Ich wollte einfach mal machen, statt nur meckern.“ Sein Wahlkampf setzte vor allem auf Social-Media-Kanäle wie Facebook. „Ich wollte nicht nur die alte CDU ansprechen, sondern auch junge Leute mit einem modernen, frischen Wahlkampf. So bin ich auch als Typ“, sagt er. Am Sonntag pendelte er zwischen Rathaus und einem italienischen Restaurant in Rodenkirchen, dort feierte er bis tief in die Nacht. Innerhalb eines Jahres hat er es als Frischling in den Landtag geschafft. „Das ist ein bisschen wie vom Tellerwäscher zum Millionär“, sagt er.

Güler will noch nicht spekulieren

Die gescheiterte CDU-Landtagskandidatin Serap Güler hat nach ihrer Niederlage im Wahlkreis 6 eine Diskussion über ein Amt als Integrationsministerin in einer möglichen schwarz-gelben Landesregierung als zu früh bezeichnet. Die türkischstämmige Güler sagte: „Ich gehe davon aus, dass sich etwas finden wird und meine bisherige Arbeit fortgesetzt wird.“ Sie könne auch wieder als Regierungsrätin arbeiten. Laut Innenministerium muss ein Minister kein Landtagsmandat inne haben.

Die 36-Jährige saß seit 2012 im Landtag, unterlag nun Susana dos Santos (SPD). Auch ihr Listenplatz sechs zog nicht, weil die CDU die ihr zustehenden Sitze über die gewonnenen Wahlkreise füllte. „Das tut weh“, sagte Güler. Trotzdem gibt es ein Hintertürchen: Sie ist die erste Nachrückerin, falls ein CDU-Kandidat sein Mandat nicht wahrnimmt. (mhe)