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Neues BuchKünstlerin Gerda berichtet über ihre Kindheit im zerstörten Nippes

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Gerda Laufenberg erzählt im Buch aus ihrer Kindheit.

Gerda Laufenberg erzählt im Buch aus ihrer Kindheit.

„Die bizarre Schönheit der Trümmerblumen“ erlaubt tiefe Einblicke in ihr Leben als Kind im nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Köln.

Die Künstlerin Gerda Laufenberg ist vor allem als Malerin und Illustratorin bekannt, in diesen Wochen arbeitet sie an einem neuen Köln-Kalender, der sich mit dem Desaster um die Sanierung des Opernhauses beschäftigt. Zugleich ist unter dem Titel „Die bizarre Schönheit der Trümmerblumen“ im Dittrich Verlag ein Band mit Erzählungen von ihr erschienen – der tiefe Einblicke in ihr Leben als Kind im nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Köln erlaubt.

Entstanden sei die Idee zu dem Werk bei einem Spaziergang mit einer Freundin in Nippes, erzählt sie im Gespräch mit der Rundschau. „Als Kind habe ich erlebt, wie hier die Gebäude zerstört waren, überall lagen Trümmer, zwischen Mauenheim und Nippes waren noch landwirtschaftlich genutzte Felder.“ Nippes sei auch nicht mehr wie in der Nachkriegszeit ein Arbeiterviertel.

Genau diese vergangenen Zeiten lässt Laufenberg in ihren aufgeschriebenen Erzählungen nun Revue passieren. Beiläufig erfährt man, dass selbstverständlich damals mit Kohle und Gas geheizt und auch der Küchenherd betrieben wurde: Ständig glühend, damit das Wasser im Kessel darauf immer heiß blieb. Dass Frauen nur mit ausdrücklicher Erlaubnis ihrer Ehemänner arbeiten gehen durften, wird genauso thematisiert wie die Frage, ob man als Junge auch mal Frauenschuhe anprobieren dürfe.

Es sind amüsante Geschichten, die Gerda Laufenberg erzählt, aber es sind auch solche mit einer gesellschaftlichen Schwere. Die Erfahrungen der Nazi-Herrschaft und des Krieges waren in den 1950er Jahren, in denen das Buch spielt, noch omnipräsent. Laufenberg gelingt es, diese durch ihre Worte erlebbar zu machen.

Da ist beispielsweise der Mann, der keinen Beruf erlernt und im Leben nie etwas erreicht hatte, der dann aber plötzlich „in blanken Stiefeln und Uniform“ als SS-Mitglied die Welt erklärt habe. Es wird beschrieben, wie sich ihre eigene Mutter aus Vereinen heraushielt. „Ich mache nirgendwo mehr mit!“, habe sie kategorisch erklärt. „Ich fragte nicht, wo sie denn schon einmal mitgemacht habe“, schreibt Gerda Laufenberg über ihre damalige Rolle als Kind.

In der Schule hätten „Frolleins“ unterrichtet, weil die alten männlichen Lehrer „alle tot“ gewesen seien. Berichtet wird, wie das Nippeser Mädchen Gerda Laufenberg gelernt habe, was es bedeute, „in Stalingrad zu liegen“: Der Tod deutscher Wehrmachtssoldaten im eisigen Winter Russlands.

Buch von Gerda Laufenberg: Nichts mehr mit dem heutigen Nippes zu tun

Einschusslöcher, Häuserruinen und eben Trümmerblumen bilden das Setting, an das sich Gerda Laufenberg in ihrer Autorenrolle erinnerte: „Fünf Häuser in der Straße hatte es erwischt. Teile ihrer Vorderfront stehen noch da mit leeren Fensterhöhlen, dahinter liegen die Trümmer.“ Treppenhäuser mit fehlendem Geländer werden beschrieben – was aber niemanden störe, solange die Häuser bewohnbar sind.

Mit dem modernen Nippes von heute haben ihre Buch gewordenen Kindheits-Erinnerungen nicht mehr viel zu tun, sagt die Autorin. Aber es sei ihr wichtig, deutlich zu machen, von welchem Startpunkt nach der Zerstörung aus sich das Veedel entfaltet habe. „Ich hoffe, dass das so bleibt“, meint sie mit einem Seufzer: „An der Entwicklung von Nippes sieht man, was im Frieden alles möglich ist.“

Am Montag, 15. September 2025, um 19.30 Uhr kommt Gerda Laufenberg, die schon lange in Rodenkirchen lebt, zurück nach Nippes. Dann wird sie im Buchladen Neusser Straße aus ihren Erzählungen lesen. Karten gibt es direkt beim Buchladen.

Gerda Laufenberg: Die bizarre Schönheit der Trümmerblumen, Dittrich Verlag, 156 Seiten mit Zeichnungen der Autorin, 18 Euro.