Für immer in ErinnerungMichael Hoffmann fotografiert Tiere kurz vor Tod

Bitte lächeln: Michael Hoffmann lichtet Dalmador „Urmel“ in der Altstadt ab.
Copyright: Dominic Röltgen
Köln – Noch vor wenigen Monaten stand es gar nicht gut um „Urmel“. Mit elf Jahren gehört der Labrador-Dalmatiner-Mischling immerhin auch bereits zu den alten Eisen, ein richtiger Hundesenior sozusagen.
Und auch wenn er die Metastasen auf der Leber Anfang des Jahres mittlerweile gut weggesteckt zu haben scheint: Frauchen Julia Mauß wollte lieber auf Nummer Sicher gehen und ein paar schöne professionelle Erinnerungsfotos haben. „Wir wissen leider nicht, wie lange er noch hat, es kann jederzeit zurückkommen“, erklärt sie.
Der erste eigene Hund
Immerhin begleitet „Urmel“ die 31-Jährige aus Leichlingen bereits seit zehneinhalb Jahren Tag und Nacht durchs Leben und ist ihr erster eigener Hund überhaupt. Gefunden hatte sie ihn in Köln auf der Straße, und dass der damalige Angstbeißer sich zu einem lieben und zutraulichen Hund entwickelt habe, darauf sei sie besonders stolz.
Julia Mauß hofft sehr, dass „Urmel“ noch die Geburt ihres ersten Kindes in wenigen Wochen miterleben wird. Die „Abschiedsfotos“ wollte die Tierarzthelferin aus Leichlingen aber nicht von irgendeinem x-beliebigen Fotografen machen lassen, sondern von jemandem, bei dem sie weiß, dass er sein Handwerk beherrscht.
Seit zwölf Jahren als Fotograf unterwegs
In Michael Hoffmann alias „Der Papagraf“ hat Julia Mauß genau einen solchen gefunden, denn der Kölner Tierfotograf hatte „Urmel“ schon einmal vor der Linse. Vor vier Jahren war der Dalmador bei einer Altstadt-Shooting-Session von Hoffmann dabei. Der 30-Jährige kann sich noch sehr gut an den aufgeweckten, zutraulichen Hund erinnern – auch wenn mittlerweile ein paar graue Haare im Fell dazugekommen sind.
Seit zwölf Jahren ist Michael Hoffmann als Fotograf unterwegs, nebenbei arbeitet er noch als Einzelhandelskaufmann in einem Supermarkt. Auf Tierfotografie hat er sich vor acht Jahren spezialisiert – angefangen mit Papageien, woher auch der eingetragene Künstlername stammt. Damals sei ihn durch den Wunsch eines Kunden auch die Idee für die Regenbogenshootings gekommen, bei denen er die Tiere in ihren letzten Lebenswochen für die Besitzer auf Bild festhält.
Seelische Begleitung der Kunden
Diese Touren seien nicht bloß eine fotografische, sondern vor allem eine seelische Begleitung des Kunden. Leicht sei das noch immer nicht für ihn – auch nach all den Jahren Erfahrung. „In einer halben Stunde Crashkurs bekommst du oft das halbe Leben erzählt. Zuhause beim Bearbeiten der Fotos gehst du das dann auch noch einmal mental durch. Das trifft einen schon“, erzählt Hoffmann. Mit vielen Kunden, so wie mit Julia Mauß, steht er auch lange nach den Shootings noch im Kontakt und fotografiert auch die nächsten tierischen Begleiter von ihnen.
Es sind allerdings nicht ausschließlich Hunde, die der Papagraf vor der Kamera hat. „Alles, was vier Beine oder Flügel hat, wird fotografiert“, erklärt er. Und manchmal hat er auch etwas sehr Exotisches als Model vor der Linse. Da kann es auch mal passieren, erzählt Hoffmann lachend, dass eine Kundin mit zwei Griechischen Land-schildkröten an der Leine in die Altstadt kommt.
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Einen eigenen Hund habe er übrigens keinen. Nicht mehr, seit bei ihm mit 23 Jahren eine Tierhaarallergie festgestellt wurde. „Die Hunde der Kunden sind deshalb nun auch so etwas wie ein Ersatz für mich“, sagt er.