Köln-OssendorfStadt will Pläne für Geflüchteten-Unterkunft beerdigen

Das Areal in Ossendorf, auf dem die Stadt eine Unterkunft für Geflüchtete bauen wollte.
Copyright: Thomas Banneyer
Köln – Als Ende 2015 bekannt wurde, dass die Stadt Köln auf einem Sportplatz an der Wilhelm-Schreiber-Straße in Ossendorf eine Unterkunft für Geflüchtete errichten wollte, war die Aufregung im Veedel groß. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle sorgten sich viele Anwohner, was auf sie zukommen würde. Die Stadt plante auf dem Sportplatz-Gelände 183 Wohncontainer mit Platz für bis zu 240 Menschen sowie Gemeinschaftsküchen und -sanitäranlagen – direkt neben einem Spielplatz und einer Grundschule.
Nun hat die Stadtverwaltung das umstrittene Projekt nach mehr als fünf Jahren für gescheitert erklärt und will die Pläne endgültig begraben. Sie hat dem Stadtrat eine Beschlussvorlage für die Juni-Sitzung präsentiert, das Bauvorhaben einzustellen und das Gelände wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Kosten für die nie fertiggestellte Unterkunft: rund 2,15 Millionen Euro.
So kam es zu der Misere
Die Misere begann Ende 2016. Laut Wohnungsamt wurde damals im Vorgriff auf einen Beschluss des Stadtrats ein Generalunternehmer mit dem Bau der Container-Anlage beauftragt. Es sollte schnell gehen und günstig sein – formal stimmte der Rat erst im Juli 2017 der Errichtung der Unterkunft zu. Doch die Baufirma erwies sich als unzuverlässig. Binnen zwei Jahren stellte sie kaum mehr als drei Fundamentplatten und einen Rohbau fertig. Zudem hatte sie nicht die in der Ausschreibung gewünschten Wohncontainer geplant, sondern Bauten aus Stahlfachwerk. Die hatte das Wohnungsamt notgedrungen akzeptiert. „Wie sich später jedoch herausstellte“, so das Amt, „war das vom Unternehmen aufgestellte Gebäude mangels statischer Nachweise nicht verwendbar.“
Ende 2018 zog das Rechtsamt die Notbremse und kündigte den Vertrag mit der Baufirma. Die hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 800 000 Euro von der Stadt kassiert. Davon waren – wie die Verwaltung einräumt – 178 000 Euro für Leistungen, die noch gar nicht erbracht waren und es auch nicht mehr wurden. Das Geld sei verloren, weil die Baufirma zahlungsunfähig sei, so die Stadt. Auch das Thema Schadenersatz dürfte sich damit erledigt haben.
Massenunterkünfte waren inzwischen nicht mehr gefragt
Weil sich zwischenzeitlich die Lage geändert hatte – statt Massenunterkünften benötigte man mehr abgeschlossene Wohneinheiten –, setzte die Stadt die Planung neu auf. Nun sollten auf dem Sportplatz drei Häuser „mit je neun vollwertigen Wohneinheiten mit eigenem Sanitär- und Küchenbereich“ für maximal 90 Personen entstehen. Diese höherwertige Ausführung hätte laut Stadt zu einer Erhöhung der Baukosten von 6,2 auf rund 8,1 Millionen Euro geführt.
Zwar wurde der Bau bereits geplant und ein Bauantrag gestellt, was 153 300 Euro kostete. Doch nun kommt die Stadt angesichts des sinkenden Bedarfs an Unterkünften für Geflüchtete zu dem Schluss, das Projekt sei zu teuer. Um rentabel zu sein, müsse der Bau mindestens 20 Jahre lang genutzt werden. Dem stünden aber schulpolitische Gründe entgegen: Es gebe „konkreten Bedarf, um Lösungen für den Interimsstart einer zusätzlichen Schule zu ermöglichen. Hier könnte diese Fläche einen wichtigen Baustein darstellen.“ Zudem fehle es an Sportplätzen.
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Die Verwaltung schlägt daher vor, Bodenplatten und Co. zurückzubauen. Das solle 560 000 Euro kosten und erst bei Bedarf erfolgen, voraussichtlich 2023. Bis dahin bliebe der ehemalige Sportplatz weiterhin eine Brache. 1,59 Millionen hat die Stadt bereits für das Projekt ausgegeben, die Gesamtkosten belaufen sich auf 2,15 Millionen – für die Wiederherstellung des Status quo von 2016. Ob die Politik den Plan durchwinkt, ist offen. Der Vorsitzende des Sozialausschusses, Daniel Bauer-Dahm (Grüne), sagte, „eingedenk der bereits getätigten hohen Zahlungen durch die Stadt“ werde man die Sache gemeinsam mit den Schulpolitikern genau prüfen.