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Kirche wurde im 10. Jahrhundert erbautSanierung von St. Pantaleon hat Höhepunkt erreicht – Bis Ende 2024 soll alles fertig sein

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Frauen stehen vor einer Steinwand. Die eine hält eine Taschenlampe und die andere ein Tablett in der Hand.

Exakt feststellen können Anne Lambert und Ulrike Heckner (v.l.), wo die Grenze zum ältesten Bogen verläuft.

Derzeit sind die Arbeiten in allen Teilen des Sakralbaus in vollem Gange.

„Mit dem Herzen“ hat er es gewusst– und Recht behalten. Volker Hildebrandt, Pfarrer von St. Pantaleon und studierter Historiker war sich immer sicher: Seine Kirche wurde im 10. Jahrhundert erbaut. Moderne Forschungsmethoden hatten die Anfänge des imposanten romanischen Baus im 11. Jahrhundert verortet. Jetzt kam bei den umfassenden Sanierungsarbeiten zu Tage: das älteste Mauerwerk von St. Pantaleon stammt tatsächlich aus dem Frühmittelalter. Und es liegt in zehn Metern Höhe.

Im März 2020 hatten die Arbeiten begonnen, drei Jahre Planung waren vorausgegangen. Rund zwölf Millionen Euro kosten sie das Erzbistum, 1,2 Millionen Euro zahlt der Bund, 600.000 Euro das Land und „einige hunderttausend“ die Gemeinde, so Hildebrandt. Beeindruckend ist nicht nur die finanzielle Dimension. „So viele neue Erkenntnisse gab es bei einem Projekt schon ewig nicht mehr“, sagt Ulrike Heckner, Bauforscherin im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. „Und ich bin schon lange dabei.“

Gerüste ragen 18 Meter in die Höhe

Derzeit sind die Arbeiten in allen Teilen des Sakralbaus in vollem Gange. Ein guter Zeitpunkt für einen Blick in das 18 Meter hohe Kirchenschiff. Der beginnt im Westwerk, das bereits fertig ist. Mit einen in die Baustelle hinein gebauten Alkoven wird es als stilvolle Interimskirche genutzt – mit schlichten weißen Wänden, grazilen Buntglasfenstern des Kölner Glasmalers Dieter Hartmann und reduziertem Inventar. Durch eine verdeckte Tür geht es unvermittelt in eine andere Welt. In der streben alle ein, zwei Meter Rohre aus Stahl empor. Sie tragen Gerüste, die bis in die obersten Winkel in 18 Metern Höhe ragen.

Die Luft ist getrübt, der Blick zurück fällt auf eine Pressspanwand, die den Alkoven bildet. So eingehaust sind auch der Renaissance-Lettner mit Orgel, die Kanzel und der Hochaltar. An den Stahlrohren haben Handwerker Säcke mit Kalkputz aus der Eifel gestapelt. Die kühle Luft riecht nach Gesteinsstaub statt nach Weihrauch, im dunklen Kirchenschiff wähnt man sich kurz im Mittelalter. Die größte Überraschung fanden die Historiker auf der vierten Gerüstebene. Hier ist deutlich der älteste Teil von St. Pantaleon zu erkennen – Bögen aus Tuffstein. In die sind Eichenstämme eingefügt, deren Alter mithilfe der Radiocarbonmethode bestimmt wurde.

Wandschränke hinter dem Putz entdeckt

„Man denkt ja, dass die ältesten Bereiche immer unten liegen“, sagt Heckner. Hier aber habe man den oberen Teil der Wand nicht angetastet und große Bögen darunter gesetzt. Exakt haben die Denkmalschützer auf einem Foto markiert, wo die Grenze verläuft, auf einer Seite ist der Tuff noch weniger passgenau verlegt. „30 Jahre später hatte sich das Maurerhandwerk deutlich weiterentwickelt“, so Heckner. „Und es wurden römische Ziegel verbaut.“ Eine kleine Sensation seien auch die beiden Wandschränke, die unter dem bis zum 15 Zentimeter dicken Putz der Ostwand des Chores zum Vorschein kamen. Sie waren 130 Jahre lang unentdeckt geblieben. „Der größere hat einen blauen Grund, auf dem weiße Sterne leuchten. Wozu sie da waren, wissen wir noch nicht“, schildert Hildebrandt. Renaissance, Romanik, Gotik, Barock und Moderne – fünf Baustile seien in der Kirche vereint.

Weihnachten 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, soll St. Pantaleon wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Auch als Hochzeitskirche. Das Beet davor ist schon gerichtet – hier wachsen seit kurzem Oleander und Kletterrosen.