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Rezepte zum NachkochenStartup „Kuli Hood“ macht Omas zu Genussbotschafterinnen

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„Kuli Hood“-Gründerin Marion Reiners mit den Genussbotschafterinnen Großtante Ursel (r.) und Oma Margitt.

„Kuli Hood“-Gründerin Marion Reiners mit den Genussbotschafterinnen Großtante Ursel (r.) und Oma Margitt. 

Unter dem Motto „Wir retten Omas Lieblingsrezepte vor dem Vergessen“, sammelt das Projekt die Küchengeheimnisse älterer Menschen.

Es gab sie wirklich, die Zeiten, in denen alles besser war. Wenn Oma oder Opa einen dampfenden, duftenden Topf auf den Tisch stellten, war für einen Augenblick alles gut. Aber wie haben sie das eigentlich gemacht? Damit die traditionellen Rezepte von Großeltern keine blasse Kindheitserinnerung werden, hat Marion Reiners aus Bonn das gemeinnützige Sozialunternehmen „Kuli Hood“ gegründet.

Unter dem Motto „Wir retten Omas Lieblingsrezepte vor dem Vergessen“, sammelt das Projekt die Küchengeheimnisse alter Menschen, um sie an jüngere Generationen weiterzugeben. „Omas und Opas“ packen darüber hinaus als Genussbotschafterinnen und Genussbotschafter mit an: Mit Events und per Video auf der „Kuli Hood“-Website bringen sie den Leuten ihre Rezepte nahe. Dabei können sie sich eine Kleinigkeit dazu verdienen.

Auf dem Kölner Hafenweihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum ist Reiners noch bis zum 7. Dezember an ihren Stand zu finden. Hier verkauft „Kuli Hood“ neben weiteren Benefizartikeln zwei Rezept-Boxen, die aus der bisherigen Arbeit des Generationen übergreifenden Teams entstanden ist. Zehn Prozent vom Erlös kommt mitwirkenden Omas zugute. Diese helfen bei der Entwicklung, der Vermarktung und dem Verpacken der Produkte. 

Marion Reiners zeigt eine Rezeptbox

Marion Reiners freut sich an ihrem Stand auf dem Hafenweihnachtsmarkt über alle Interessierten.

„Wir wollen unseren Beitrag gegen Einsamkeit und Altersarmut leisten“, erklärt Reiners die Mission des 2020 gegründeten Unternehmens, das sich als den„ kulinarischen Robin Hood“ betrachtet. Wie der englische Sagenhelden kämpft es für die Schwachen. Aktuell bekommen Omas auf Anfrage eine Aufwandsentschädigung, die unterschiedlich ausfällt. „Wir würden in Zukunft gerne mehr Unterstützung bieten können und mehr Omas mitwirken lassen“, erklärt Reiners. 

Viele der eingereichten Rezepte sind über 100 Jahre alt. Die 85-jährige Enkelin von „Oma Ida“ hatte das Rezeptheft ihrer Großmutter von 1869 in mühsamer Handarbeit aus der altdeutschen Sütterlinschrift übersetzt. Idas Johannisbeerlikör, ihre vorzügliche Sauce oder ihren Hackbraten mit Ei, gibt es dank des Einsatzes ihrer Enkelin auf der Website von „Kuli Hood“ zu sehen. 

Rund 10 Genussbotschafterinnen und 20 Omas hinter den Kulissen engagieren sich bei „Kuli Hood“ aktuell. „Durch die Wertschätzung und die Arbeit in einer Gruppe, blühen sie wieder richtig auf“, erklärt Reiners. Die 94-jährige „Großtante Ursel“ ist eine der ältesten von ihnen. Sie hat seit ihrem Engagement bei „Kuli Hood“ ihre Leidenschaft fürs Kochen wiederentdeckt und sich nochmal einen neuen Herd zugelegt. Bei Fotoshootings und Aktionen ist sie ganz vorne mit dabei.

„Es war schon immer unser Plan, Events mit den Omas und Opas zu machen“, erzählt Reiners. Die Pandemie hatte das Projekt zeitweise auf die Website beschränkt. Heute sind die Genussbotschafterinnen unter anderem auf Firmen-Events unterwegs. Hier kochen sie gemeinsam mit den Angestellten traditionelle Rezepte. „In Zukunft wollen wir noch mehr Koch- und Backkurse mit unseren Omas und Genussbotschafterinnen anbieten.“

„Kuli Hood“ soll die Generationen verbinden: „Jung und Alt miteinander, das ist der Gedanke“, sagt Reiners. Sie hofft auf dem Weihnachtsmarkt deshalb auch möglichst viele Menschen, jeden Alters kennenzulernen, die das Projekt unterstützen wollen. „Hier waren schon zwei junge Kölnerinnen, die ihre Hilfe angeboten haben. Die könnten vielleicht bei den digitalen Aufgaben helfen.“

Reiners kommt aus einer Gastronomiefamilie. „Beim Kochen habe ich meiner Mutter und Oma immer gerne über die Schulter geguckt. Nach der Rente hatten sie aber nur noch wenig Möglichkeit, ihr Wissen weiterzugeben“, sagt sie. So kam die 57-Jährige auf die Idee zu „Kuli Hood“. Natürlich widmete Reiners deshalb ihrer Mutter und ihrer Oma Maria eine Rezeptkarte. Auch ihre Küchengeheimnisse soll so schnell niemand vergessen.


Aufruf an Kölnerinnen und Kölner

Unterstützung gesucht: „Kuli Hood“ freut sich auf alle, die anpacken wollen - egal ob jung oder alt. Die Mithilfe ist ehrenamtlich oder für Rentnerinnen und Rentner auf Anfrage mit einer Aufwandsentschädigung möglich.  

Die Aufgaben sind vielfältig. Als Genussbotschafterin oder Genussbotschafter stehen alte Menschen für Online-Inhalte vor der Kamera oder geben auf Events Kochkurse. Alle anderen engagieren sich hinter den Kulissen in der Organisation oder der Produktentwicklung. 

Die Einreichung von Rezepten ist immer möglich. Dafür braucht es einen Besuch auf der Website von „Kuli Hood“.

Auch junge Menschen sind gefragt: „Kuli Hood“ ist auf einen guten Online-Auftritt angewiesen, auch auf den sozialen Medien. 

Im Januar plant Marion Reiners ein erstes Treffen im Bonn, um neugewonnene Unterstützerinnen und Unterstützer kennenzulernen. Genauere Informationen dazu folgen.

Auf dem Weihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum ist die Gründerin noch bis zum 7. Dezember an ihrem Stand anzutreffen. Danach ist sie per Mail (info@kulihood.de) oder unter der 0172-8563127 erreichbar. Alle Infos gibt's auch auf der Website von „Kuli Hood“.