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Hallo Taxi ...?Kölner Zentrale 15 Stunden ohne Verbindung zu Fahrern

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Wie viele Menschen ohne Taxi blieben, kann niemand zählen.

Köln – Ein schwarzer Tag für die Kölner Taxigenossenschaft: 15 Stunden lang waren die Fahrzeuge der Taxi Ruf Köln eG zum Wochenstart ohne Internetverbindung und damit nicht zu vermitteln. Ein Fehler in einem großen Internetverteiler von Netcologne war die Ursache. Und der konnte nicht schneller behoben werden, weil sich dieser Verteiler im Keller eines Privatgebäudes an der Brunostraße befindet.

„Zu solchen Anlagen haben wir nur mit dem Eigentümer Zutritt“, erklärte Netcologne-Sprecherin Claudia Wendt auf Anfrage der Rundschau. Nach ihren Informationen könnte es „nur ein paar Betroffene in der Nachbarschaft“ gegeben haben. Doch die Brunostraße und die Zentrale des Taxi Ruf Köln am Bonner Wall sind etwa 500 Meter voneinander entfernt. Am Sonntagabend fiel jedenfalls die Verbindung der Taxi-Zentrale zu den Fahrzeugen ihrer Genossenschaftsmitglieder weg. „Jedes Fahrzeug hat zwei Funkkarten an Bord, aber die waren für uns nicht mehr erreichbar“, erklärte Oguzhan Ogul, Vorstandsmitglied der Taxigenossenschaft. „Unsere beiden Telefonnummern funktionierten aber, und so mussten wir die Fahrgäste, die bei uns angerufen haben, bitten, sich am Straßenrand deutlich bemerkbar zu machen.“ Das half aber nur, wenn auch ein Taxifahrer von dem Fahrtwunsch erfuhr.

Großteil vom üblichen Bestellweg abgeschnitten

„Wir haben etwa 210 Fahrer in unsere Whatsapp-Gruppe aufgenommen und darüber die Aufträge verteilt. Krankenfahrten, Dialysefahrten und Labor-Kurierfahrten hatten Vorrang“, sagte Ogul. Allerdings hat die Genossenschaft etwa 1200 angeschlossene Fahrzeuge, und von denen war ein Großteil vom üblichen Bestellweg abgeschnitten.

„Ich habe drei Fahrer, die haben Feierabend gemacht, aber ich muss sie bezahlen“, sagte ein Unternehmer aus Buchheim, der seinen Namen nicht nennen mag, denn er ist der Meinung, dass trotz der Netcologne-Panne der Taxi-Ruf beim Umgang mit dem Fehler keine gute Figur gemacht hat. Sein Kollege Abdi Mahmoudi sprach von einer „bitteren Wahrheit“, weil es keine Chance auf Fahrgäste gab. „Es gab keinen Plan B, und der Fahrgast entscheidet, wen er bestellt“, sagte Mahmoudi. Der Ausfall habe gezeigt, „dass wir nicht konkurrenzfähig sind, und dies ausgerechnet jetzt im schärfer gewordenen Wettbewerb mit ,freenow‘, ,Uber‘ und den anderen Fahrern, die eine eigene Fahrgastvermittlung haben.“ Der Mann ist seit acht Jahren im Geschäft und versuchte gestern trotz des Funkausfalls am Hauptbahnhof Fahrgäste zu bekommen, aber das wollten viele.

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Laut Oguzhan Ogul gibt es inzwischen einen Plan B, „aber ohne Internet klappt auch der nicht“. Denn Versuche, mit einer anderen Internetkarte den Fehler bei Netcologne zu umgehen, scheiterten. „Ich fühle mich um zwei Jahre gealtert“, sagte Ogul am Nachmittag.

Wie viele Menschen ohne Taxi blieben, kann niemand zählen. „An einem Sonntagabend ist es üblicherweise etwas ruhiger. Im Schnitt gibt es an diesem Wochentag 1700 Fahrten“, sagte Ogul: „Wir haben mindestens die Hälfte davon geschafft.“ Das Taxi-Ruf-Vorstandsmitglied tröstet sich damit, dass „auch Konzerne wie Facebook“ von Ausfällen nicht verschont bleiben. „Wir haben drei Router, und bisher dachten wir, das gäbe einiges an Sicherheit“, sagte Ogul. Aber durch den Ausfall dieser Leitung hat die App Taxi.EU, der sich der Taxiruf bedient, nicht funktioniert, weil die Autos eben ohne Internet waren.

Die Telefonzentrale des Taxi-Ruf war während des Funkausfalls „superbesetzt“, wie Ogul fand: „Auf der einen Telefonnummer haben wir mit Kunden gesprochen, auf der anderen Nummer mit unseren Fahrern.“

Der Schaden, der den Taxiunternehmern entstanden ist, werden sie nicht ersetzt bekommen. Soviel weiß Ogul schon. „Wenn das Problem jetzt mehr als drei Tage bestanden hätte, dann wäre es möglich gewesen, von Netcologne Schadensersatz zu fordern. Aber so lange hat es auch zum Glück mit der Behebung des Fehlers nicht gedauert.“