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Behandlung per TelefonWie die Telenotärzte Einsatzkräfte im Rettungsdienst unterstützen

Lesezeit 3 Minuten
Telenotärztin Dr. Christina Bucher nimmt in der Leitstelle Anrufe von ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Rettungsdienst an, um sie zu beraten.

Telenotärztin Dr. Christina Bucher nimmt in der Leitstelle Anrufe von ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Rettungswagen an, um sie zu beraten. (Nachgestellte Szene)  

Im Januar startete das Pilotprojekt in Köln. Feuerwehr-Leiter Christian Miller spricht von einem „absolut positiven Resümee“. 

Bei ihren Einsätzen müssen Sanitäter Entscheidungen treffen, die folgenschwer seien können. Damit sie sich auf leichtem Weg fachliche Beratung einholen können, hat die Feuerwehr Köln im Januar ein Pilotprojekt gestartet: Ein Telenotarzt-Dienst gibt den Einsatzkräften per Telefonverbindung seine Einschätzung aus der Leitstelle.

Zusätzlich hat die Feuerwehr in besondere EKG-Geräte investiert, die bei den Einsätzen ausführliche Daten zum Herzschlag direkt auf den Computer der Telemediziner übertragen können. Im Zweifelsfall müssen Sanitäter einen Notarzt an den Einsatzort rufen. Nach 83 Prozent der Anrufe wurde laut Feuerwehr aber kein Mediziner mehr nachgefordert.

Anruf aus dem Rettungswagen in die Leitstelle: Die Telenotärzte sollen den Einsatzkräften im Rettungsdienst bei schweren Entscheidungen Handlungssicherheit geben. Auch das EKG-Gerät (r.) kann Daten an direkt an den Computer in der Leitstelle übertragen. (Nachgestellte Szene)

Anruf aus dem Rettungswagen in die Leitstelle: Die Telenotärzte sollen den Einsatzkräften im Rettungsdienst bei schweren Entscheidungen Handlungssicherheit geben. Auch das EKG-Gerät (r.) kann Daten an direkt an den Computer in der Leitstelle übertragen. (Nachgestellte Szene)

Rund 400 Telenotarzt-Einsätze gab es in Köln bisher. Durch den kurzen Draht zur Leitstelle „fällt der Zeitverzug der Anfahrt damit überhaupt nicht ins Gewicht“, erklärt Dr. Christian Miller, Leiter der Feuerwehr Köln. „Das ist natürlich für den Patienten, für die Patientin ein unglaublicher Qualitäts- und Zeitvorteil. Wir ziehen nach den wenigen Monaten schon ein absolut positives Resümee.“

Telenotärzte tagsüber von Montag bis Freitag im Dienst

Ganz auf sich allein gestellt waren die Rettungsdienstbesatzungen vorher nicht. Seit einigen Jahren gibt es einen leitenden Notarzt, der für Rückfragen in der Leitstelle zur Verfügung steht – jedoch ohne die Möglichkeit der Datenübertragung durch das EKG.

Aktuell sind die Telenotärzte tagsüber von Montag bis Freitag im Dienst. „Aber natürlich gibt es einen Bedarf außerhalb dieser Zeiten. Das Ziel wäre eine lückenlose Verfügbarkeit.“ Vorreiter sei der Rettungsdienst Aachen, der mit seinem Telenotarzt-Dienst Standards in Deutschland gesetzt habe. „Mittlerweile ist es so, dass das Landesgesundheitsministerium flächendeckend diesen Telenotarzt etabliert.“

Auf ihrem Computer können die Telenotärzte die Daten des EKGs im Rettungswagen empfangen – denn das Medizingerät ist telemetriefähig.

Auf ihrem Computer können die Telenotärzte die Daten des EKGs im Rettungswagen empfangen – denn das Medizingerät ist telemetriefähig.

26 der 280 Notärztinnen und Notärzte, die bei der Kölner Feuerwehr tätig sind, arbeiten aktuell als Telemediziner. Sie alle müssen eine Facharztausbildung und damit „eine sehr breite klinische Erfahrung“ haben, erklärt Miller. Unter ihnen ist auch die Anästhesistin Dr. Christina Bucher. Sie findet sie Datenübertragung des EKGs sehr hilfreich. Vorher konnten diese nur mündlich durchgegeben werden. „Das ist nicht immer einfach zu beschreiben für die Rettungsdienstbesatzung. Und ich sehe eben auch schnell Veränderungen.“ 

Im Zweifelsfall telefoniere sie auch mit den Patientinnen und Patienten. „Wenn es zum Beispiel darum geht, dass sich ein Patient dagegen entscheidet, mit ins Krankenhaus zu kommen, erfrage ich die Gründe. Gibt es da Ängste? Manchmal geht es ja auch um eine Pflege von einem Angehörigen“, erklärt die Telenotärztin. 

Telenotarzt-System soll ausgebaut werden

In 40 Prozent der Fälle handele es sich um derartige Beratungen, erklärt Projektleiter Marco Strohm. Oft gehe es auch um die Medikamentengabe bei Schmerzen, denn Sanitäter dürfen alleine keine hochpotenten Mittel spritzen. „Die Verantwortung übernimmt der Telenotarzt für jeden Einsatz, genauso wie es der Notarzt vor Ort tut.“

In Aachen nutze das Projekt auch Videotelefonie. Diese werde dort jedoch nur in rund 15 Prozent der Fälle benötigt. Diese Funktion betrachtet Strohm daher als nicht zwingend notwendig. In Zukunft werde die Feuerwehr das Telenotarzt-System jedoch ausbauen und dafür bald weitere Einsatzprozesse digitalisieren, erklärt Feuerwehr-Chef Miller. „Die Dokumentation im Rettungsdienst beispielsweise, dass wir also die Datenerhebung am Patienten digital machen. Die werden heute zum Teil handschriftlich gemacht. Im Verlauf des Jahres werden wir das noch digitalisieren.“

So sollen die Telemediziner von ihrem Computer auf mehr Daten zugreifen können. Miller hoffe zusätzlich auf einen technischen Fortschritt im Bereich der medizinischen Geräte, die ihre Daten übertragen können, um noch weitere von ihnen für den Rettungsdienst nutzbar zu machen.